Vergessen in alle E-wigkeit?
MDMA schädigt angeblich das Gedächtnis
Langzeit-User von MDMA, dem Volksmund auch als Ecstasy, E oder Pille bekannt, tragen das Risiko, schwerwiegende Probleme mit ihrem Gedächtnisapparat zu erfahren - so zumindest das Ergebnis einer Langzeitstudie, über die "Neurology", das wissenschaftliche Journal der American Academy of Neurology, in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.
Fünfzehn MDMA-User zwischen 17 und 31 nahmen an der einjährigen Untersuchung teil, im Schnitt nahm jeder Teilnehmer pro Monat 2,4 mal Ecstasy ein. Die Untersuchung beschäftigte sich in erster Linie mit den Auswirkungen von regelmäßigem Konsum der Droge auf Intelligenz und Gedächtnisleistung. Das Hauptergebnis der Untersuchung sei, so das Fachblatt, dass fortgesetzte E-Einnahme mit verschiedenen Formen des Gedächtnisverfalls verbunden sei. So soll die Fähigkeit, eine Geschichte aus dem Gedächtnis wiederzugeben, bei den Versuchspersonen um etwa 50 Prozent gesunken sein. Die Droge, so die Forscher, habe negative Auswirkungen auf den Hippocampus- den Teil des Gehirns, der mit dem Lernen und der Verfestigung neuen Wissens beschäftigt ist.
Konstantine Zakzanis, Ko-Autorin der Studie, drückt sich wiederum etwas vorsichtiger aus: Für regelmäßige Anwender der Substanz bestünde ein "vorläufiger Verdacht", dass Erinnerungsprozesse durch die Droge "beeinträchtigt werden können"; sie betont aber auch, dass Menschen, die in ihrem Leben "ein- oder zweimal" MDMA konsumiert haben, keine bleibenden Schäden davontragen würden - zumindest wenn es nach dem aktuellen Erkenntnisstand geht.
Zakzanis weist auch darauf hin, dass die Studie auf Selbstauskünften der Teilnehmer beruht - und Selbstauskünfte von Drogenanwendern seien notorisch nicht sonderlich vertrauenswürdig. Immerhin hätten sich die zur Studie herangezogenen Personen dazu verpflichtet, zwei Wochen vor Beginn der Untersuchung jedweder Droge fernzubleiben - ihr "drogenfreier Status" sei zu Beginn der Studie durch entsprechende Blut- und Urin-Tests bewiesen worden.
Nun ja: Böswillig ließe sich behaupten, dass die Studie schon deswegen verfälscht sein MUSS, weil sich intelligente Menschen ohnehin nicht auf ihren Drogenkonsum hin untersuchen ließen - geschweige denn freiwillig ihre Körpersäfte abliefern würden. Wesentliche Aussagekraft hätte die Studie wohl nur, wenn sichergestellt wäre, dass die Teilnehmer während des betreffenden Jahres keinerlei Bier, Kaffee, Medikamente, TV und Internet konsumiert hätten, wenn also jede andere Schädigung des Gehirns durch andere Einflüsse definitiv ausgeschlossen wäre.
In diesem Zusammenhang sei auf die Arbeit der "Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies ", kurz MAPS, hingewiesen, die sich seit Jahr und Tag unter anderem mit MDMA beschäftigt und für eine kontrollierte Freigabe, zumindest zu medizinisch-therapeutischen Zwecken, eintritt. Ihre Website ist wohl DIE Netz-Resource zu diesem Thema. Bei einer kontrollierten Freigabe würde zumindest ein Punkt entfallen, der Studienergebnisse wie den hier besprochenen immer eine gewisse Wackeligkeit verleiht: Straßen-Ecstasy unterliegt keiner Qualitätskontrolle, letztlich weiß niemand so ganz genau, welche Substanz er sich gerade einfährt - Techno-Jünger berichten unter anderem von bunt verzierten Ostblock-Tabletten diverser Art, die auf hiesigen Raves als E verkauft werden. Das ist nun auf jeden Fall gefährlich. Und selbst wenn richtiges MDMA gehandelt wird, kann es nicht richtig dosiert werden - welche Möglichkeit einem sinnvollen Einsatz der Substanz sehr zuträglich wäre!
Vorbildlich in dieser Hinsicht sind - wie so oft in Sachen Drogen - die Niederlande. Dort werden einmal pro Woche alle im Umlauf befindlichen Pillen eingesammelt und analysiert - die Ergebnisse werden den Anwendern per Handzettel und Listen zur Verfügung gestellt. Diese Arbeitsweise wird in Deutschland bislang nur von der Drogenberatungsstelle Hannover übernommen. Es ist an der Zeit, bundesweit solche Konzepte zu erwägen.