Vermögensungleichverteilung als Chance?

Fussnoten

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Sehr lesenswert zur empirischen Vertiefung des Themas ist die Artikelreihe "Vermögensentwicklung in der Krise" von Stefan L. Eichner Im DIW Wochenbericht Nr. 9.2014 erschien ein Artikel von Markus M. Grabka und Christian Westermeier zur Vermögensungleichverteilung in der BRD mit dem Titel "Anhaltend hohe Vermögensungleichheit in Deutschland"

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Wenn hier von der Theorie freier Märkte und Markttheoretiker gesprochen wird, so geht es überwiegend um das Kerngedankengut der klassischen Markttheorie, den die nachfolgende neoklassische Wirtschaftstheorie wiederaufgegriffen, für gültig erklärt und um mathematische Gleichgewichtsaspekte ergänzt hat. Auch der anschließende Monetarismus und die österreichische Schule bauen auf dem Kerngedankengut der Klassik auf, halten es für gültig und haben es um einige Aspekte erweitert. Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik für die Praxis leitet aus der Klassik das Grundgerüst ihrer Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien ab. Ausgangspunkt aller wirtschaftlichen Überlegungen ist die Förderung der Interessen der Unternehmenstätigkeiten.

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Das zweite Paradigma entfaltet sich vor dem Hintergrund der wirtschaftstheoretischen Überlegungen von John Maynard Keynes, der mit seiner Theorie den Grundstein für die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik lieferte, die die reibungslose Funktionsweise der Theorie freier Märkte, wie sie hier erörtert wird, anzweifelt. Die nachfrageorientierten wirtschaftspolitischen Überlegungen setzen im Gegensatz zu den Anhängern der klassischen Wirtschaftstheorie bei den Haushalten und ihrem Nachfrageverhalten an.

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Die Österreichische Schule steht dem Gedanken sehr nah und kritisiert den Monetarismus von Milton Friedmann, der meint, man müsse die Stabilität des Geldes über die Geldmenge steuern. Die Klassiker und die Österreichische Schule sind der Meinung, dass eine Zentralbank die Finger von der Geldmengensteuerung, wie sie der Monetarismus vorschlägt, lassen sollte und der Zins sollte sich frei gemäß den Kräften des Marktes entwickeln. Wenn Geld nicht von staatlicher Stelle ausgegeben und frei gehandelt wird, wäre das die beste Voraussetzung für seine Stabilität. Die Eingriffe in den Kapitalmarkt seitens der Zentralbanken, um den Geldwert zu stabilisieren, wird sogar von Hans Bentzien als "Zentralbanksozialismus" bezeichnet. Das Paradoxe an den "Österreichern" ist, dass sie Freiheit und Innovation für unverzichtbar halten. Nur alternativen Formen des Wirtschaftens und der Distribution von Gütern, die außerhalb von staatlichen oder marktwirtschaftlichen Zwängen stattfinden, stehen sie ablehnend gegenüber. Freiheit gibt es für sie nur mit der Marktwirtschaft oder gar nicht. Alternative Formen des Wirtschaftens oder kooperativen Zusammenlebens sind damit immer Teufelszeug von Sozialisten. In dieser konservativen Schubladendenkweise, die sich für die freiheitlichste der Welt hält, zeigt sich die ganze Paradoxie ihres Freiheitsbegriffs, der kein wirklicher ist.

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Mussel, Gerhad (2004): Einführung in die Makroökonomik; 8.Aufl.; Verlag Vahlen; S. 67

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Deswegen ist die Annahme auch verkehrt, dass das Investitionsverhalten des Staates ineffizienter sei, als das Investitionsverhalten der im Wettbewerb stehenden Privatunternehmen, weil diese angeblich für ihre Investitionsrisiken haften. Wenn man sich die steigenden Privatverschuldungen im privaten Sektor anschaut, wird deutlich, dass die privatwirtschaftlichen Investitionen nicht effizienter sind als staatliche, sondern beide offenbar Teil desselben systematischen globalen Verschuldungsproblems sind. Man kann auch die Frage stellen, wieso Privatunternehmen den Staaten fortlaufend Kredite gewähren oder das Geld des Staates annehmen?

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