Versucht Iran, USA und Israel in einen Krieg im Roten Meer zu locken?

Seite 2: Einige Europäer scheren aus

Die militante Gruppe habe die jahrelangen Luftangriffe Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate während ihrer Intervention im Jemen nicht nur überlebt, sondern sei militärisch und politisch erfolgreich daraus hervorgegangen.

Die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geführten Luftangriffe hätten die öffentliche Wut geschürt und wirkten wie ein Klebstoff, der die breitere Huthi-Organisation zusammenhalte.

Die Biden-Regierung überlegt außerdem, die Huthi wieder zu einer ausländischen Terrororganisation zu erklären. Doch das würde wenig bringen, so Horton, und zudem die Versorgung der Menschen mit humanitären Gütern erschweren.

Die Europäer, die ebenfalls Kriegsschiffe in die Region schicken wollen, sind uneinig und oft nicht gewillt, unter US-Befehl militärisch gegen die Huthi und den Iran vorzugehen. Sie wollen sich primär auf den Schutz ihrer eigenen Handelsschiffe konzentrieren.

So scheint sich Frankreich von der US-Allianz abkoppeln zu wollen – ob momentan oder permanent, ist allerdings unklar. Das Schifffahrts-Nachrichtenportal gCaptain berichtet mit Bezug auf Quellen aus der US-Schifffahrt, dass …

die prekäre Lage der unter US-Flagge fahrenden Schiffe, die mit militärischer Ladung in der Nähe des Roten Meeres gestrandet sind, im Zentrum der US-Sorge steht. Die Franzosen wollen ihren Schiffen Vorrang einräumen, während Handelsschiffe unter US-Flagge – zu deren Schutz die US-Marine verpflichtet ist – für die USA auf nicht nachvollziehbare Weise geringere Priorität genießen. Der dringend benötigte Schutz, der durch den jüngsten Raketenangriff auf einen unter US-Flagge fahrenden Tanker in Israel noch unterstrichen wurde, zeigt in aller Deutlichkeit, wie verwundbar diese Schiffe sind, weil es keinen angemessenen militärischen Schutz gibt. Diese kritische Situation bedroht nicht nur die Sicherheit der Schiffe, sondern wirft auch tiefgreifende Fragen über die Entschlossenheit der Vereinigten Staaten auf, ihre maritimen Güter zu schützen – ein Engagement, das gefährlich ins Wanken zu geraten scheint.

US-Militärschläge würden Huthi in die Karten spielen

Russland scheint über Gespräche mit dem Iran und den Huthi sichergestellt zu haben, dass seine Tanker ungehindert durch das Rote Meer und die Meeresstraße Bab el-Mandeb fahren können.

Das Zögern und Widerstreben der Europäer, militärisch vorzugehen, das diplomatische Agieren Russlands im Hintergrund und vor allem die Tatsache, dass wichtige Marine-Verbündete der USA wie Australien, Japan und Südkorea bei "Operation Prosperity Guardian" nicht mitmachen, ist Zeugnis von divergierenden Zielen, schlechter Koordination und schwindender Unterstützung für eine US-Führung im Roten Meer, die einen neuen Kriegsschauplatz erzeugen könnte.

Eine militärische Reaktion der USA wäre zudem durchaus etwas, das von den Huthi als Erfolg verbucht würde. Sie werden im Jemen, aber auch im arabischen Raum, immer mehr als "die einzige muslimische Gruppe, die sich gegen die israelische Aggression stellt", angesehen, während sie die vom Iran bereitgestellten Waffen ihren Bedürfnissen anpassen.

Die Miliz sei zudem ein Meister der asymmetrischen Kriegsführung – wie ihre Offensiven am Roten Meer deutlich gezeigt haben. Sie würde auf US-geführte Angriffe mit Angriffen auf die Energieinfrastruktur in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten reagieren, während die Handelsschiffe im Roten Meer nur schwer gegen die Huthi-Schläge geschützt werden könnten, betont Horton.

Die Huthi haben ihr Ziel weitgehend erreicht: Israel und seinen Verbündeten Kosten aufzuerlegen, ihre regionale Reichweite zu demonstrieren und die Unterstützung im eigenen Land zu stärken. Die USA und ihre Verbündeten haben keine guten Optionen, wenn es um den Umgang mit den Huthi geht. Abgesehen davon, dass sie Israels unerbittliche Offensive im Gazastreifen einschränken sollten, besteht die einzige Möglichkeit, eine Eskalationsschleife zu vermeiden, darin, dass die USA die von Saudi-Arabien und Oman geführten Bemühungen zur Eindämmung der Drohungen und Angriffe der Huthi weiterhin unterstützen.