Vertrauen in autonome Fahrzeuge bricht ein
Nach einer Umfrage in den USA sagen jetzt 50 Prozent, sie würden niemals ein autonomes Fahrzeug kaufen, getestet werden sollen sie lieber nicht am eigenen Wohnort
Noch sind autonome Fahrzeuge nur als Testwagen unterwegs auf den Straßen. Der Hype um die wahrhaft automobile Verkehrszukunft hat allerdings schon Dellen bekommen, nachdem immer mal wieder Unfälle vorgekommen sind, vor allem mit dem Autopiloten von Tesla (Fahrzeuge sind keine Spielzeuge). Beim Unfall eines autonomen Uber-Fahrzeug wurde eine Frau überfahren (Der Unfall von Uber in Arizona). Das zeigt, dass noch einige Hürden zu überwinden sind, macht aber deutlich, dass auch autonome Fahrzeuge absolute Sicherheit auf den Straßen nicht garantieren können. Schließlich gehören zu allen Techniken Pannen, zudem sind die Computersysteme nicht ganz vor Hacking zu schützen.
Vor zwei Jahren gab es schon einmal interessante Ergebnisse einer Umfrage zur Akzeptanz autonomer Fahrzeuge, die in Science veröffentlicht wurden. Eine Mehrheit gab es etwa für utilitaristische Lösungen von Dilemmata, also wenn die KI im Fahrzeug blitzschnell notwendig entstehende Schäden bei einem Unfall abwägen muss, wenn ein Unfall nicht zu vermeiden ist. Die meisten Menschen würden dann etwa das Leben eines Menschen opfern, wenn dadurch mehrere gerettet würden, auch wenn es sich um einen Passagier des autonomen Fahrzeugs handelt. Das bricht ein, wenn es um die Entscheidung zwischen einem Mitfahrer oder einen Fußgänger geht, da würde man doch lieber den Fußgänger opfern.
In einer Umfrage sollten die Teilnehmer auf einer Skala von 1-100 angeben, wie wahrscheinlich es wäre, dass sie ein Fahrzeug mit programmierter Opferminimierung bzw. eines kaufen würden, dass vornehmlich die Mitfahrer schützt, auch wenn 10 oder 20 Menschen deswegen ums Leben kommen. So sehr zwar utilitaristisch entscheidende Fahrzeuge geschätzt werden, so wenig wären die meisten bereit, sie selbst zu kaufen und damit im Fall eines Dilemmas durch ihr eigenes Leben oder das eines Familienangehörigen für die Moral zu opfern (Moralisches Dilemma für autonome Fahrzeuge und ihre Nutzer).
Eine aktuelle Umfrage von Cox Automotive in den USA zeigt, dass die letzten Unfälle die Haltung der Amerikaner verändert haben. Gefragt, ob sie glauben, dass die Straßen sicherer würden, wenn statt der von Menschen gelenkten Autos nur noch autonome Fahrzeuge unterwegs wären, sagen 45 Prozent. 2016 waren noch 63 Prozent dieser Meinung.
Was die Sicherheit angeht, wurden auch hochautomatisierte Fahrzeuge als weniger sicher eingestuft. Fahrzeuge der Autonomiestufe 3 (hochautomatisiertes Fahren) können praktisch auf Autobahnen vollständig autonom fahren, der Fahrer muss aber das Verkehrsgeschehen im Auge behalten, um eingreifen zu können. 59 Prozent halten das für sicher, 14 Prozent weniger als 2016. Fahrzeuge der Autonomiestufe 4 (vollautomatisiertes Fahren, bei dem der Fahrer noch eingreifen kann) halten noch 45 Prozent für sicher, 19 Prozent weniger als 2016. Und Fahrzeuge der Autonomiestufe 5 (fahrerloses Fahren) sind nur für 28 Prozent sicher, ebenfalls 19 Prozent weniger als 2016. Es ging also erheblich an Vertrauen in der Zeit verloren, in der mehr autonome Testfahrzeuge und Fahrzeuge mit Autopilot unterwegs waren.
Testen von autonomen Fahrzeugen nach dem Sankt-Florians-Prinzip
Das zeigt auch ein anderes Ergebnis. 68 Prozent würden sich unwohl fühlen, in einem vollautonomen Fahrzeug mitzufahren, in dem sie sich auf das Programm verlassen müssen. Nur 39 Prozent sagen hingegen, sie würden sich unwohl fühlen, wenn sie mit einem Fremden mitfahren müssten. Das allerdings ist eine Erfahrung, die von vielen gemacht wurde und die für diejenigen zum Alltag gehört, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Flugzeugen unterwegs sind. Und 84 Prozent sagen, sie würden gerne in einem vollautonomen Fahrzeug weiterhin die Möglichkeit besitzen, das Steuer selbst übernehmen zu können. Warum dann nur 49 Prozent sagen, sie würden nie ein vollautonomes Auto kaufen, ist nicht klar, aber es sind ebenfalls 19 Prozent mehr als 2016. Stadtbewohner sind ein wenig offener gegenüber autonomen Fahrzeugen als die Menschen, die in Vororten oder auf dem Land leben.
Die Angehörigen der Generation der Millennials (geboren zwischen 1980 und 1995) haben am wenigsten gegen autonome Fahrzeuge. Nur 39 Prozent sagen, sie würden niemals ein solches kaufen. Je älter, desto weniger aufgeschlossen sind die Menschen. Das ist wenig erstaunlich, überraschend aber ist, dass auch die jüngere Generation Z (Geburt ab 1995) wieder skeptischer ist. Fast die Hälfte sagt, sie würden sich nie ein autonomes Fahrzeug kaufen.
Nett ist auch, dass Dreiviertel sagen, dass autonome Fahrzeuge unter realistischen Bedingungen im Straßenverkehr getestet werden müssen, aber mehr als die Hälfte (54%) wollen, dass dies besser in einer Stadt oder einer Region geschehen sollte, in der sie nicht leben. Ebenso viele würden sich nicht wohlfühlen, wenn sie an Straßen entlang gehen würden, die sich in der Nähe solcher Tests befinden. Und 50 Prozent würden auch nicht gerne auf Straßen selbst mit dem Auto fahren, auf denen autonome Fahrzeuge getestet werden.