Video on demand
Will sich die Filmindustrie lästige Mitverdiener vom Halse schaffen?
Die DivX;-) -Revolution scheint die Filmindustrie weniger zu beunruhigen als zu inspirieren. Heute lassen sich aktuellste Filme im Netz herunterladen, teilweise lange vor dem europäischen Kinostart, und auf CD-R brennen. Für die Hollywood-Giganten ist das "bedrohliche" Gemisch aus Flatrate, DSL, CD-Brennern und gigantischen Festplatten der offizielle Grund, selbst über neue Vertriebswege nachzudenken.
Sony-Sprecher gaben nun bekannt, dass man an einer Film-Download-Seite arbeiten würde, ähnliches ließ sich auch aus den Häusern Disney und Twentieth Century Fox vernehmen.
Hier lässt sich wohl unterstellen, dass die "Piraterie" wie schon des öfteren als Grund vorgeschoben wird. Recherchen im "Milieu" haben zweifelsfrei ergeben, dass es ein hartes Stück Arbeit ist, sich auf diese Weise einen Film aus dem Netz zu saugen. Nach langem Suchen einer entsprechenden Seite dauert der reine Download auch mit DSL-Verbindung Stunden, abgesehen davon kommt der Film nicht als komplettes DivX;-), sondern ist meist in zehn bis fünfzehn Einzelportionen zerlegt, die der Downloader dann erst einmal entpacken und zusammensetzen muss, bevor er sich den Film auf einen Rohling brennen kann. Das würde sich also im großen Stil nur für Profi-Gangster rentieren, die dann größere Auflagen des Films in CD-Form verkaufen müssten. Ganz im Ernst, wem wurde ein derartiger Bootleg schon angeboten?
Es geht also um etwas anderes. Die Filmindustrie will mittel- bis langfristig neue Vertriebsstrukturen aufbauen, die es ihr ermöglichen sollen, den Gewinn möglichst komplett selbst abzuschöpfen. Die Einnahmen der amerikanischen Filmwirtschaft gliedern sich bisher wie folgt auf: 24,6 Prozent des Gesamtertrags stammen aus dem Kinoeinsatz, 28,8 Prozent aus den Senderechten für TV-Anstalten und 46,6 Prozent aus den Videorechten.
Obwohl es noch diverse technische (und sicherheitstechnische) Hürden zu überwinden gilt, vermuten Branchenkenner, dass es den Studios über das Internet langfristig gelingen wird, ihren Profit zu erhöhen. Dritte Parteien wie Video-Verleiher oder Pay-TV-Anstalten könnten umgangen werden. Die Videothekare wurden bereits beruhigt, aktuelle Filme sollen erst zwei Monate nach dem Videostart im Netz angeboten werden.
Weniger Rücksicht wird wahrscheinlich auf die Anbieter von Video-on-Demand-Diensten genommen, die sich den Groll der Studiobosse zugezogen haben, weil sie ihnen keinen Anteil des Erlöses aus den Verkäufen von digitalen Empfangsboxen zugestehen wollten. Jules Haimovitz, Präsident von MGM Networks, zu diesem Thema: "Wenn wir der Grund dafür sind, dass die Leute in den Laden strömen, wollen wir auch unseren Anteil vom Eintrittsgeld." Da etwa Fox und Disney nicht Filme zum Download anbieten wollen, sondern über Video-Streaming nachdenken, kann man von einer bewussten Attacke auf die VoD-Anbieter ausgehen. Wenn man für das einmalige Ausstrahlen eines Films zur Kasse gebeten wird, IST das Video on Demand. Ob es nun im Internet, im Kabel oder über Satellit stattfindet.