Vier-Tage-Woche in Deutschland getestet: Das ist das Ergebnis
Studie zeigt: Vier-Tage-Woche verbessert Gesundheit ohne Produktivitätsverlust. 73 Prozent der Firmen behalten Modell bei. Was steckt hinter dem überraschenden Erfolg?
Nicht alle, die Vorteile in kürzeren Arbeitszeiten sehen, wollen deshalb gleich eine Revolution. Auch manche Unternehmen können scheinbar gut damit leben.
Mehr Work-Life-Balance trotz Marktwirtschaft?
Nicht nur Carsten Maschmeyer, der selbst von Burnout-Erfahrungen zu berichten weiß, sieht mittlerweile Firmen in der Verantwortung, Arbeit attraktiver zu machen und eine bessere Work-Life-Balance zu bieten.
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Eine Vier-Tage-Woche wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Beschäftigten aus, ohne die Produktivität zu senken – das jedenfalls ergab eine Anfang des Jahres gestartete Pilot-Studie in deutschen Unternehmen.
"Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit", erklärte die Unternehmensberatung Intraprenör als Initiator. Leistung und Produktivität der Unternehmen hätten nicht unter der reduzierten Arbeitszeit gelitten.
Vier-Tage-Woche bleibt bei 73 Prozent der beteiligten Firmen
Bundesweit hatten seit Anfang des Jahres 45 Firmen an dem Pilotprojekt teilgenommen, 41 haben die Testphase laut Intraprenör inzwischen abgeschlossen haben oder stehen kurz davor. 73 Prozent der beteiligten Unternehmen haben sich demnach entschlossen, die Vier-Tage-Woche nach Ende des Experiments beizubehalten.
Allerdings variierte dabei der Umfang der Arbeitsverkürzung: Manche Unternehmen gewährten 20 Prozent weniger Wochenarbeitsstunden bei gleichem Lohn, andere nur zehn Prozent, manche noch weniger. Bei 85 Prozent habe es jedoch einen "vollen freien Tag pro Woche" gegeben, versichern die Initiatoren.
Arbeitszeit-Experiment zuerst in Großbritannien gestartet
Intraprenör hatte bei dem Experiment mit der Organisation "4 Day Week Global" zusammenarbeitet. Die NGO hatte das Projekt bereits in anderen Ländern ähnlich umgesetzt: In Großbritannien hatten 61 Unternehmen mit insgesamt 2.900 Beschäftigten teilgenommen.
Die wissenschaftliche Leiterin der Studie in Deutschland, Julia Backmann, betonte, die Lebenszufriedenheit der Beschäftigten habe sich "hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit" positiv verändert.
Demnach hatten vor dem Pilotprojekt 64 Prozent der Mitarbeitenden den Wunsch geäußert, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Danach waren es noch 50 Prozent. Backmann sprach außerdem von "einem Anstieg der täglichen Aktivitätslevel, gemessen an Schrittzahlen und körperlicher Bewegung".
Mehr Schlaf und weniger Burnout-Meldungen
Außerdem schliefen die Beschäftigten mit reduzierter Arbeitszeit durchschnittlich 38 Minuten pro Woche mehr als die Kontrollgruppe ohne Verkürzung. Die Zahl der Stress- und Burnout-Meldungen sei deutlich zurückgegangen.
Die Studie hatte sich zwar auf die Auswirkungen für die Beschäftigten konzentriert, aber auch bei Gewinn und Umsatz der Unternehmen zeigten sich demnach "leichte Steigerungen", die verglichen mit dem Vorjahr aber "nicht signifikant" gewesen seien. Produktivitätsgewinne seien zumindest denkbar, erklärte Backmann.
Deutsche Spitzenpolitiker hatten die Lage anders eingeschätzt: Sowohl Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) als auch Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hatten in den vergangenen Monaten vor Wohlstandsverlusten gewarnt, falls in Deutschland nicht mehr gearbeitet werde. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich im Frühjahr über zu viele Streiks für kürzere Arbeitszeiten beschwert.
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