Vögel füttern im Winter?
Seite 2: Kann die Fütterung Tiere verändern?
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Die heimischen Wildvögel lassen sich grob einteilen in Körnerfresser wie zum Beispiel Fink, Zeisig, Sperling und Dompfaff. Diese Arten können mit ihren kräftigen Schnäbeln harte Schalen und Sonnenblumenkerne aufbrechen, während Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Amseln und Zaunkönige Haferflocken, Mohn, Kleie, Rosinen und Obst bevorzugen. Einige Arten wie Meisen, Kleiber und Spechte fressen sowohl weiches als auch hartes Körnerfutter.
Mit Zufüttern kann man eine ganze Reihe von Vogelarten unterstützen, erklärt der Waldexperte Peter Wohlleben in einem Interview mit dem SWR. Doch sei dies immer nur ein Ausschnitt ihres Nahrungsspektrums.
Wir füttern Sonnenblumenkerne, Erdnüsse, Hanfsamen - viele Arten jedoch fressen lieber Insekten und Beeren, andere Mäuse und Ameisen. So werde der Meisenknödel vom Bunt- oder auch vom Mittelspecht zwar angenommen, vom Schwarzspecht hingegen nicht. Auch für Eulen und Bussarde hat der Mensch selten das passende Futter parat.
Außerdem hat das Füttern auch Auswirkungen auf die Natur. Unter Umständen kann es die Erscheinungsform ganzer Arten verändern. Bei der Mönchsgrasmücke zum Beispiel: In England werden diese Vögel seit Jahren zugefüttert, was dazu führte, dass die Tiere heute im Winter im Land bleiben, anstatt wie früher nach Spanien zu fliegen.
Doch während sie in Spanien vor allem Oliven fraßen, müssen sie in England Sonnenblumenkerne knacken. Dadurch veränderte sich die Länge der Schnabellänge, aber auch ihre Flügel. Denn mit den kürzeren abgerundeten Flügeln können sie besser ums Vogelhäuschen fliegen.
Der Biologe Martin Schäfer sieht vor allem in der Erwärmung des Klimas eine Ursache darin, warum Mönchsgrasmücken nicht mehr nach Südwesteuropa weiterfliegen. So überwintert ein Teil davon, aus Nordeuropa kommend, in England. Besonders Zugvögel leiden unter dem Klimawandel, sind sie doch darauf angewiesen, dass zu bestimmten Zeiten genug Nahrung da ist, nämlich dort wo sie brüten, überwintern oder rasten.
Mit den klimatisch bedingten Veränderungen der Ökosysteme verschiebt sich das passende Nahrungsangebot vor allem zeitlich. Die Mönchsgrasmücke scheint allerdings besonders anpassungsfähig zu sein: Während die Bestände vieler Zugvogelarten zurückgehen, nehmen ihre Bestände überall zu.
Stunde der Wintervögel
Seit 2011 ruft der NABU dazu auf, an einem Tag Anfang Januar Vögel in Gärten Futterhäuschen, auf dem Balkon, Parkanlagen und an Stadträndern zu beobachten und zu zählen. Dabei wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die sich während dieser Stunde gleichzeitig beobachten lässt. Verglichen mit den Zahlen aus den Vorjahren wurden im letzten Winter um 17 Prozent weniger Vögel in deutschen Gärten beobachtet.
So wurden vormals häufige Futterhausbesucher wie Meisen (vor allem im Südwesten Deutschlands) und Kleiber, aber auch Kernbeißer deutlich seltener beobachtet. Von den 120.000 Menschen, die sich im letzten Jahr an der Zählung beteiligten, wurden Spatzen, Amseln und Kohlmeisen am häufigsten gesichtet.
Insgesamt wurden aus 82.000 Gärten rund 2,8 Millionen Vögel gemeldet. Infolge des aktuell geringeren Nahrungsangebotes im Wald, mit weniger Bucheckern, Eicheln, Fichtenzapfen, könnte es sein, dass in diesem Winter Kleiber, Buchfink, Eichelhäher, Hauben- und Tannenmeise häufiger zu den Futterstellen kommen.
Die Stunde der Wintervögel läuft seit dem 5. Januar und geht noch bis zum heutigen Sonntag, 7. Januar 2018. Dann können Natur- und Vogelfreunde während eines Spazierganges wieder Wildvögel beobachten, zählen und ihre Ergebnisse bis zum 15. Januar - am besten online - dem NABU melden. Jede einzelne Meldung ist wichtig, liefert sie doch ein Puzzleteil für die aktuelle Bestandsaufnahme der heimischen Vogelwelt.
LBV - Positionspapier zur Vogelfütterung (Oktober 2017)