Vom Narrativ-Kampf in Nahost zum Terror in Deutschland
Seite 2: Terror-Gefahr als (medialer) Wendepunkt?
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- Terror-Gefahr als (medialer) Wendepunkt?
- "Israel verliert den Propaganda-Krieg"
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Mit Blick auf das jüngste, augenscheinliche Einlenken des US-Präsidenten Joe Biden könnte man auf die Idee verfallen, dass sich die USA doch nicht mehr so mühelos bewegen lassen, wie es im Video des israelischen Premiers anklingt.
Auch innerhalb der Vereinten Nationen isolieren sich die USA etwa mit dem zuvor erneuerten Veto gegen einen Waffenstillstand im Nahen Osten zunehmend gegenüber der Weltgemeinschaft.
Eine Wendung in der öffentlichen Meinung könnte sich aber abzeichnen, wo sich die Bedrohung durch den islamistischen Terror aus der derzeit vorherrschenden Verankerung im Nahen Osten löst und auf die westliche Staatengemeinschaft ausgreift.
Darauf hatte sich schließlich auch der israelische Premier im eingangs wiedergegebenen Zitat bezogen. Die Warnungen des deutschen Verfassungsschutzpräsidenten vor einer islamistischen Bedrohungslage sowie die jüngsten Ereignisse um Berlin und zuvor Köln scheinen dafür zu sprechen.
Andererseits mag sich dahinter auch ein Narrativ der "Hasbara" verbergen, das besonders seit den Ereignissen des 11. Septembers erstarkt ist und sich nun in zeitgenössischen Standpunkten der pro-israelischen Seite wiederfindet.
Jene Standpunkte lassen sich ebenfalls anhand einer viel beachteten Dokumentation verdichteter Form beobachten, und zwar in "Obsession: Radical Islam’s War Against The West" (2005).
Die Islamisierung des Abendlands
Der erste und grundlegende Teil einer Reihe von Filmen des pro-israelischen Clarion Projects, gegründet vom kanadisch-israelischen Filmproduzenten und Rabbi Raphael Shore, betrachtet die palästinensischen Aggressionen im Lichte der Ereignisse um die Terror-Anschläge des 11. September und hat speziell die Sicht der republikanischen Politiker auf den Nahost-Krieg entscheidend geprägt.
"Obsession" führt die große positive Resonanz, die die Terror-Anschläge vom 11. September in der palästinensischen Öffentlichkeit gefunden haben, auf eine "Kultur des Dschihad" zurück, deren "Endziel" letztlich die Unterwerfung aller Religionen unter den Islam darstellt.
Das kollektive Ressentiment der islamischen Welt richte sich dabei auch gegen die USA als einer kolonialistischen Schutzmacht Israels.
Als Beleg für die systematische Indoktrinierung muslimischer Gemeinden führen bekannte Islamkritiker wie Nonie Darwish und Itamar Marcus judenfeindliche Aussagen in Schulen und geistlichen Stätten an. Dabei werden mehrfach Parallelen zu den ideologischen Schriften Nazi-Deutschlands gezogen.
Der im November von israelischen Behörden bekanntgegebene Fund einer allem Anschein nach jungfräulichen Ausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf" (1925) im Kinderzimmer eines Gaza-Haushalts scheint diese Kontinuität der Indoktrination zu bestätigen.
Die Aussage, es sei der gesamten muslimischen Welt letztlich darum zu tun, die Verfassungen der westlichen Welt mit dem Koran zu ersetzen (Darwish) nährt "Obsession" – wie zugleich das hierzulande viel gescholtene Narrativ einer Islamisierung des Abendlands.