Von Ziegen, Kühen und Steaks

Neuigkeiten von der Klon-Industrie

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"Gene Pharming" nennt man das Verfahren bei dem Arzneimittel in transgenen Tieren produziert werden. Dabei werden die Tiere gentechnisch so verändert, daß sie den benötigten Wirkstoff in ihrer Milch produzieren - ein aufwendiges Verfahren, daß sich für ein Pharmaunternehmen nur lohnt, wenn genügend Tiere mit der gleichen Genausstattung für die Produktion zur Verfügung stehen. Diesem Ziel ist die Klon-Industrie wieder einen Schritt näher gekommen.

Im Auftrag der Genzyme Transgenic Corporation in Framingham, Massachusetts ist es amerikanischen Wissenschaftlern gelungen gleich drei transgene Ziegen zu klonen. Alle drei Klone sind mit einem Gen für das menschliche Protein Antithrombin III (rhAT III für recombinated human Antithrombin III) ausgestattet, das sie mit ihrer Milch ausscheiden. Antithrombin wirkt gerinnungshemmend. Patienten, die nicht in der Lage sind das Protein in ausreichender Menge zu produzieren, sind bei Operationen besonders gefährdet. Bis jetzt wird das Protein aus dem Plasma von Spenderblut hergestellt, wobei die Ausbeute gering und die Gefahr einer Infektionsübertragung nicht auszuschließen ist. Genveränderte Bakterien- und Zellkulturen, die bereits seit Jahren zur großtechnischen Produktion von Humaninsulin und EPO (Wachstumshormon für rote Blutkörperchen) verwendet werden, eigenen sich nicht zur Herstellung von Antithrombin III, zu komplex ist die Struktur des Moleküls. Daher konzentriert sich die Pharmaindustrie seit mehreren Jahren darauf, die Arzneimittelproduktion mit transgenen Tieren rentabel zu machen.

Das Verfahren selbst ist keine Neuheit. Bereits 1997 wurde das genveränderte Klonschafe Polly kreiert. Allerdings wurde der von dem Schaf produzierte Wirkstoff (Blutgerinnungsfaktor IX) nie am Menschen getestet. Mit rhAT III ist dies jetzt erstmals möglich. Laut Aussage des Wissenschaftlers Yann Echelard von der Genzyme Transgenic Corporation, produzieren die drei Ziegen ausreichende Mengen des Proteins, um mit der dritten und letzten Testphase am Menschen zu beginnen. Der derzeit weltweiten Bedarf von jährlich 50 Kilogramm könnte laut Echelard mit einer Herde von 50 bis 100 geklonten Tieren gedeckt werden. Die Ausbeute pro Tier liegt bei etwa einem Kilogramm pro Jahr. Der Bericht zu dem gelungene Klonversuch ist im Wissenschaftsmagazin Nature Biotechnology erschienen.

Im Gegensatz zu ihrem berühmten Vorbild Dolly stammt das genetische Material der drei Klonziegen (alle drei wurden auf den Namen Mira getauft) nicht von erwachsenen, ausdifferenzierten Zellen, sondern von embryonalen Zellen eines 40 Tage alten Ziegen-Fötus, dem das menschliche Gen für Antithrombin III übertragen wurde. Von den fötalen Zellen wurden die Zellkerne isoliert und je ein Zellkern mit einer entkernten Eizelle fusioniert. Erfolgreich geklonte Embryonen wurden in die Gebärmutter von Ersatzmutter-Ziegen übertragen. Laut BBC waren insgesamt 285 solcher Versuche notwendig.

Eine für die Tiere möglicherweise schonendere Klonierungstechnik wandten Forscher in Japan an. Dort wurden vergangene Woche zwei Kälber geboren, die aus Kuhmilch-Zellen geklont wurden. Die Zellen, es handelt sich dabei um ausdifferenzierte Milchdrüsenzellen, wurden aus der Milch einer Holstein-Kuh gewonnen. Anschließend wurden die isolierten Zellen für zwei Monate in Zellkulturen vermehrt, erst dann wurde das genetische Material auf Eizellen von Spender-Kühen übertragen. Mit Hilfe dieser Technik soll das Infektionsrisiko verringert werden. Großes Interesse an neuen Klonierungstechniken hat die Fleischindustrie Japans, die darin neue Chancen sieht, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Wenig erfreut haben dagegen japanische Fleischkonsumenten auf einen Bericht reagiert, der Mitte April in der Tageszeitung "Nihon Keizai" erschienen ist. Nach einer Meldung des Wissenschaftsmagazins The Lancethaben japanische Konsumenten in den letzten vier Jahren unwissentlich Fleisch gekauft, das von geklonten Kühen verschiedener Forschungseinrichtungen stammte. Konsumenten und Konsumenten-Vertreter-Gruppen sind entrüstet. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischereiwesen besteht kein Grund zur Beunruhigung. Schließlich, so das Ministerium, wurden die Kühe nicht gentechnisch modifiziert, sondern sind durch Embryonensplitting entstanden - ein Verfahren bei dem der aus nur wenigen Zellen bestehende Embryo zweigeteilt und die vereinzelten Zellen in je eine Ersatzmutter überführt werden. Nach Meinung des Ministeriums bestand zu keiner Zeit die Notwendigkeit das geklonte Rindfleisch, insgesamt waren es 370 Kälber, vom Markt zu nehmen.