Von einer kleinen Siedlung in einer Höhle zu einem besiedelten Himmelskörper
Seite 2: "Letztendlich kann man auf dem Mond nicht viel kaputtmachen"
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- "Letztendlich kann man auf dem Mond nicht viel kaputtmachen"
- "Durch eine Mondbesiedlung wird der Zusammenschluss der irdischen Menschen beschleunigt"
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Die Zusammensetzung des Mondes ist ja bekannt. Sie plädieren dafür, dass die vorhandenen Rohstoffe des Mondes für das Siedlungsprojekt allein zu verwenden seien.
Florian Nebel: Man kennt natürlich die Elemente, die sehr häufig sind, sehr gut. Aber wertvoll sind ja nur Elemente, die sehr selten sind. Es ist nun nicht so, dass man schon mal ein Goldlager auf dem Mond gefunden hätte. Das sind nur winzige Spuren an Gold. Ich glaube, ein Goldrausch beginnt erst ab 50g Gold pro Tonne. Man kann vom Mondorbit bisher keine solchen Rohstofflager ausmachen. In ein paar Jahren oder Jahrzehnten gelingt das vielleicht. Dann wird es vermutlich interessanter. Dann kann man die Fantasie spielen lassen: Wenn jetzt ein Satellit ein solches Rohstofflager finden würde, das leicht abbaubar wäre und ergiebig, dann könnte allein das Rohstoffaufkommen die Kosten für die Errichtung einer Mine erwirtschaften.
Wie sehen denn die Besitzverhältnisse auf dem Mond aus?
Florian Nebel: Wie ich weiß, gibt es für den Mond ähnliche Verträge wie bei der Antarktis. Das ist eigentlich internationaler Grund. Wie das dann ausschaut, wenn jemand mit dem Abbau beginnt, ist wahrscheinlich eine sehr schwierige rechtliche Frage. Ich gehe davon aus, dass die Firma, die das abbaut, sich einfach durchsetzt und das behält, was sie fördert. Ob dann jemand dagegen klagt, das bliebe abzuwarten.
Letztendlich kann man auf dem Mond nicht viel kaputtmachen. Wenn da jemand mehrere tausend Tonnen Rohstoffe zur Erde bringt, macht das für den Mond als Ganzes keinen großen Unterschied. Ich glaube nicht, dass sich da eine Klage auf der Erde behaupten könnte.
Wahrscheinlich wären Nationen und Unternehmen dankbar, dass ein Unternehmen dieses Risiko auf sich nähme, und würden Handel mit dieser Firma anstreben.
Florian Nebel: Da gilt: Gelegenheit macht Diebe, das heißt, wenn ein Pionier diese Mühen auf sich nimmt, eine Station zu errichten, zu welchem Zweck auch immer, werden viele andere Unternehmen sagen: Jetzt ist die Infrastruktur da, jetzt lohnt es sich für mich auch, dort ein Projekt durchzuziehen. Wenn einmal der Weg geebnet ist, sei es durch Raumfahrtagenturen oder Privatunternehmen, wird es schon Menschen geben, die Geschäftsideen für den Mond entwickeln werden, was sie dann eher durchsetzen können.
Sie gehen darauf weiter ein, dass der Bergbau auf dem Mond vor allem für das Betreiben der Mondstation sorgen müsste.
Florian Nebel: Ja, das ist ein weiterer Knackpunkt. Was ich abbaue, sind vor allem Metalle, die ich brauche, um sie weiter zu verarbeiten. Wenn ich die alle von der Erde einfliegen muss, besonders die wertlosen wie Eisen, Aluminium oder auch Titan, dann zahle ich ja Millionen pro Tonne, um die zum Mond zu bringen. Für das Geld, da bin ich überzeugt, kann ich sie auch lokal abbauen.
Auf diese Weise erhält die Mondsiedlung einen autarken Charakter und kann von sich aus expandieren. Idealerweise komme ich so in eine Prozesskette, wo ich mit der Herstellung einfacher Dinge anfange und dann immer komplexere Maschinen und Produktionsstätten auf dem Mond errichten kann. Sehr attraktiv finde ich, ein leistungsfähiges Kraftwerk dort zu errichten. Dann würde die eigene Energieversorgung autark werden.
Die Produktionsstätten wären auch zum Bau von eigenen Raumschiffen auf der Mondoberfläche vorgesehen?
Florian Nebel: Genau. Das hätte den Vorteil, dass die Transportkosten wegen geringerer Schwerkraft und fehlender Atmosphäre geringer ausfallen als von der Erde. Wenn man mal so weit ist.
Mittlerweile ist auch mein Mars-Buch fertig - da greife ich genau diesen Gedanken auf und spinne ihn im nächsten Schritt weiter: Dadurch, dass man nicht mehr an Aerodynamik gebunden ist auf dem Mond, kann man jetzt unförmig gestaltete Raumschiffteile erstellen. Heutzutage visiert man auf der Erde immer etwas Zylinder-, Kugel- oder Kegelförmiges an, um das schön auf die Rakete aufsetzen zu können. Das würde auf dem Mond wegfallen und man könnte völlig unförmige Elemente bauen. Die könnte man herstellen und im Mondorbit zusammenbauen. Elektronik könnte man von der Erde einfliegen, die zwar hochwertig, aber leichter ist.
Welchen Vorteil brächten unförmige Raumschiffe?
Florian Nebel: Dadurch wäre es auch möglich, ein größeres Raumschiff zu bauen, das künstliche Schwerkraft durch Rotation erzeugen kann. Man sieht das ja immer wieder bei Science Fiction-Filmen. Durch Rotation entsteht Fliehkraft, die wiederum für einen der Schwerkraft ähnlichen Effekt sorgt.
Wer soll denn zunächst auf dem Mond wohnen?
Florian Nebel: Wenn man aktuelle Pläne anschaut, dann werden es zunächst Forscher und technische Experten sein, die dann vorübergehend auf dem Mond wohnen. Später werden sie wieder auf die Erde zurückgeholt. Wenn das mal ausgebaut ist, kann ich mir schon vorstellen, dass es eine dauerhafte Siedlung geben wird. Wenn man den Nachhaltigkeitsgedanken pflegt, müsste das möglich sein.
Das ist jetzt nicht immer unbedingt das Konzept, wie man es in der Vergangenheit gesehen hat. Bei den Raumfahrtnationen war eigentlich immer ein Ende im Voraus eingeplant. Das müsste man in dem Fall anders gestalten. Da müsste man schon darauf abzielen, dass man klein anfängt und dann größer werden möchte.
Astronauten stellen sich auf die Wüste Mond ein. Das ist Teil ihres Berufs. Wenn aber zivile Personen dort mal wohnen sollten, stellt sich die Frage, wie man den Mond freundlicher gestalten könnte?
Florian Nebel: Es ist natürlich alles andere als angenehm dort. Der Anfang wird sehr schwer sein für die ersten Menschen, die da hochgehen. Das Bestreben muss eine kontinuierliche Verbesserung dieser Umstände sein. Wir nehmen an, dass dann schon Technologien entwickelt werden, die das immer angenehmer gestalten.
Wenn man zu den Anfängen des Menschen zurückgeht, dann hat der Mensch auch auf der Erde als Höhlenbewohner angefangen. So fängt er erstmal auf dem Mond an, bis er Technologien hat, um sich sinnvoll auf der Mondoberfläche niederzulassen.
Das sehr berühmte "Earthrise"-Foto, das vom Mond aus geschossen wurde, wäre zum Beispiel ein Anreiz für ein Leben auf dem Mond.
Florian Nebel: Man bekommt auf jeden Fall eine andere Perspektive. Sehr gut kann ich mir Tourismus für vermögende Menschen vorstellen, die etwas Besonderes sehen wollen. Bei den Pionieren, die als erstes den Mond bewohnbar machen, kann ich mir eher vorstellen, dass dort dieser Eroberungs- oder Schöpfergedanke attraktiv ist, aus dem Nichts heraus, aus einer lebensfeindlichen Welt etwas Neues zu schaffen.
Leute, die diese Art der Gestaltung anzieht, werden die Ersten sein, die hier gestalterisch tätig werden, die werden dann aus diesem unwirtlichen Zuhause ein mehr und mehr wohnliches Zuhause machen, was dann immer mehr Leute anzieht. So wie man einst aus einem Dorf in Afrika zu einer globalen Bewegung mit Großstädten und was wir nicht alles haben, geworden ist. So wird es auch auf dem Mond gelingen, von einer kleinen Siedlung in einer Höhle bis zu einem besiedelten Himmelskörper zu gelangen. Es ist genügend Zeit.
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