Von einer kleinen Siedlung in einer Höhle zu einem besiedelten Himmelskörper
Seite 3: "Durch eine Mondbesiedlung wird der Zusammenschluss der irdischen Menschen beschleunigt"
- Von einer kleinen Siedlung in einer Höhle zu einem besiedelten Himmelskörper
- "Letztendlich kann man auf dem Mond nicht viel kaputtmachen"
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Denken Sie denn, dass die Zivilisationsprobleme der Erde mit auf den Mond genommen werden?
Florian Nebel: Das kommt natürlich darauf an, was man unter Zivilisationsproblemen versteht. Es gehen Menschen auf den Mond, das heißt, viele zwischenmenschliche Probleme nehmen wir mit. Meine Hoffnung ist es aber schon, dass sich dadurch, dass es Siedlungen auf dem Mond gibt, der Gedanke der Grenzen in den menschlichen Köpfen verschiebt.
Wie meinen Sie das? Können Sie näher ausführen?
Florian Nebel: Klar: Die Erde ist nicht mehr in Nordamerika und Europa unterteilt, sondern der menschliche Siedlungsraum unterteilt sich in Erde und Mond. Dann sehen sich alle Bürger der Erde vielleicht noch mehr als eine gemeinsame Gruppe, die eher bereit ist, zusammenzurücken, gemeinsam in eine Richtung zu gehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass solch ein Konzept wie die Vereinten Nationen viel mehr Gewicht bekommt, wenn man die Erde und den Mond als Lebensraum hat.
Ich meinte auch die Müllentsorgung und -vermeidung. Wie funktioniert Umweltschutz auf dem Mond? Müssten sich die Mondbesiedler eine Selbstverpflichtung auferlegen?
Florian Nebel: Dadurch, dass der Mond autark werden muss, muss der Mensch auf dem Mond erlernen, wie er diese ganzen Kreisläufe wie Wasser, Lebensmittel etc. aus dem Nichts erschafft. Das hat etwas vom Gottspielen. Auf der Erde sind all diese Kreisläufe durch die Umwelt schon da: Wir brauchen uns nicht darum kümmern, dass es regnet und das Wasser, das durch den Fluss läuft, wieder verdunstet, dann wieder regnet und vom Berg als Wasser läuft. Das ist quasi schon gratis auf der Erde vorhanden.
Auf dem Mond muss sich der Mensch zu 100 Prozent darum kümmern, dass das Wasser, das er trinkt, wieder aufgesammelt und aufbereitet wird, so dass er auch in zwei Wochen noch Wasser zu trinken hat. Wenn er Wasser verliert, ist es für immer weg, so dass er auf diesen Kreislauf wahnsinnig gut aufpassen muss. So ist es auch mit Lebensmitteln und anderen Abfällen. Auf dem Mond sollte er nichts wegschmeißen. Alles, was er wegschmeißt, muss er von der Erde für sehr teures Geld wieder einfliegen.
Was folgt daraus?
Florian Nebel: Der Mensch wird Prozesse erlernen, die es ihm erlauben, viel effizienter mit Ressourcen umzugehen. Er muss diese Prozesse verbessern und die Verbesserung dieser Prozesse wird dann natürlich auch auf der Erde zur Anwendung kommen, denn irgendwann wird es billiger sein, mehr und mehr zu recyceln als ständig aus dem Erdboden zu holen. Durch die Erfahrungen auf dem Mond können wir einige Zivilisationsprobleme, die wir heute haben, vielleicht auch abstellen. Einfach, weil die Technologie da ist.
Gibt es auch soziale Auswirkungen?
Florian Nebel: Ja, klar. Wenn hinreichend Leute an einem Ort wohnen, entwickeln sie ein ausreichendes Wir-Gefühl. Die Unabhängigkeit einer Mondkolonie würde ich vielleicht nicht nach Jahrzehnten, aber nach hundert oder zweihundert Jahren erwarten. Ich gehe davon aus, dass die Siedlung eigenständig werden will und sich selbstverwalten möchte. Ich weiß, es wird unvermeidbar sein, dass sich eine Mondbesiedlung emanzipiert, dass daraus eine Nation mit eigenen Interessen entsteht. Dadurch gibt es dann auch irdische Entwicklungen, weil durch eine Mondbesiedlung der Zusammenschluss der irdischen Menschen beschleunigt werden wird.
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