Vorwürfe: Zwangsarbeit bei Sicherheitsfirmen für WM in Katar

Menschenrechte: Schon beim Bau der Stadien in Katar starben tausende Arbeiter. Bild: Pexels auf Pixabay

Amnesty International berichtet von Menschrechtsverletzungen und Ausbeutung bei Sicherheitsfirmen in Katar, die auch für die Fußball-WM tätig sind.

Die Olympischen Winterspiele in China liegen noch nicht lange zurück, und es ist anzunehmen, dass die zahlreichen Boykott-Aufrufe noch im Gedächtnis sind. Zahlreiche Organisationen hatten dazu aufgerufen und etliche Staaten hatten sich dem Boykott angeschlossen. Als Grund hatte man die Verletzung von Menschenrechten in China angeführt.

Nun steht das nächste sportliche Großereignis vor der Tür: In knapp 220 Tagen soll die Fußball- Weltmeisterschaft in Katar beginnen. Auch hier werden seit Jahren gravierende Menschenrechtsverletzungen verzeichnet – ein Boykott scheint bislang aber nicht auf der Tagesordnung zu stehen.

Seit der WM-Vergabe nach Katar im Jahre 2010 arbeiteten rund 2,3 Millionen Arbeitsmigranten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka für zahlreiche katarische Baufirmen. Sie leben, arbeiten und schlafen unter sklavenähnlichen Bedingungen, wie unter anderem in einem Bericht der WDR-Sendung "Sport Inside" dokumentiert wurde. Mehr als 6.500 Gastarbeiter sollen bislang ums Leben gekommen sein.

Nun hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) einen neuen Bericht vorgelegt, in dem es vor allem um die Zustände bei privaten Sicherheitsfirmen in Katar geht, von einige auch für WM-Projekte und Veranstaltungen der FIFA tätig sind.

Überstunden, falsche Versprechen, Geldstrafen

In sechs von acht Firmen habe Amnesty Elemente von Zwangsarbeit festgestellt, heißt es in einer Erklärung. Die Arbeiter mussten demnach gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten. Manche hätten bis zu 84 Stunden in der Woche arbeiten müssen – obwohl die Gesetze vor Ort die Arbeitszeit auf 60 Stunden pro Woche begrenzen. Und die katarische Regierung habe davon gewusst.

Die Arbeiter beklagten, ihnen würden freie Tage und Urlaub vorenthalten. "Wir arbeiten von Januar bis Januar, von Sonntag bis Sonntag, kein freier Tag", zitiert die Organisation einen Wachmann aus Uganda. Anderen sei der Lohn gekürzt worden, wenn sie krank waren und deshalb nicht arbeiten konnten.

Um den ihnen gesetzlich zustehenden Ruhetag zu nehmen, mussten die Sicherheitskräfte demnach die ausdrückliche Erlaubnis ihrer Arbeitgeber einholen. Dies wurde oft verweigert. Und wurde er dennoch eingelegt, dann konnte das zu Lohnabzügen führen, "die einer Zwangsarbeit gleichkamen", heißt es in der AI-Erklärung.

Viele der Sicherheitskräfte, mit denen wir gesprochen haben, wussten, dass ihre Arbeitgeber gegen das Gesetz verstoßen, fühlten sich aber machtlos, sie anzufechten. Körperlich und emotional erschöpft meldeten sich Arbeiter unter Androhung von Geldstrafen – oder schlimmer noch, Vertragskündigung oder Abschiebung – zum Dienst.

Stephen Cockburn, Leiter Wirtschaft und Soziales bei Amnesty International

Viele Wachleute wurden wohl auch mit falschen Versprechungen nach Katar gelockt. Für die Arbeitsstellen hätten sie eine "saftige Rekrutierungsgebühr" gezahlt, nur um dann festzustellen, dass die Arbeitsbedingungen ganz andere sind als die versprochenen. Auch die Bezahlung sei nicht so hoch gewesen, wie zugesagt.

Ein Arbeiter aus Kenia sagte gegenüber AI:

Sie sagen bei der Arbeit, dass wir eine Mittagspause von einer Stunde haben, aber wir haben keine und sie bezahlen sie nicht. Sie sagen, Freitag ist ein freier Tag, aber es ist ein freier Tag, den sie nicht haben. […] Sie können sich nicht beschweren – wenn sie das tun, werden sie gekündigt und abgeschoben.

Sie wurden bestraft, berichteten demnach einige Wärter, wenn sie ihre Uniform nicht "ordnungsgemäß" trugen oder wenn sie ihren Posten verließen, um auf die Toilette zu gehen. Fanden sie in einem solchen Fall niemanden, der ihren Platz einnehmen konnte, wurden sie mitunter mit hohen finanziellen Strafen belegt.

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