War Times sorgt für Gegenöffentlichkeit im Krieg gegen den Terror
Linke Prominenz in den Vereinigten Staaten verschreibt sich dem Kriegs-Medien-Aktivismus
Die Terroranschläge vom 11.September haben viele Opfer gekostet, doch im Zuge des von US-Präsident George Bush ausgerufenen "permanenten und weltweiten" Krieges gegen den Terror, drohen noch wesentlich größere Schäden zu entstehen. Dieser Meinung ist das neue Medium War Times und will deswegen für Gegenöffentlichkeit sorgen.
Noam Chomsky, Gewerkschafts-Organisationen und Anti-Kriegs-Bewegungen sind an dieser Publikation beteilgt, die zweisprachig erscheint: Englisch und Spanisch. Die Zielsetzung von War Times ist einfach genug. Der Kampf gegen das Bush-Programm soll ausgeweitet und vertieft werden. Angriffsfläche bieten George W. Bushs Äußerungen und Handlungen genug, so wie z.B. diese:
"Es gibt keine Silberkugel, kein singuläres Ereignis und keine singuläre Aktion, die urplötzlich die Bedrohung, die der Terrorismus darstellt, verschwinden lassen kann. Unsere breitbandigen und anhaltenden Bemühungen werden fortgesetzt bis der Terrorismus im Keim erstickt wird. Die Situation ist mit dem Kalten Krieg vergleichbar, als kontinuierlicher Druck von einer Vielzahl von Nationen dafür sorgte, dass der Kommunismus in sich zusammenbrach. Wir werden den Kampf so lange intensivieren, bis unsere Ziele erreicht sind."
Während Beobachter wie der ehemalige Regierungsbeamte George McGovern den Vergleich zum Kalten Krieg kritisieren, hat der US-Präsident auch schon Truppen in und um acht Nationen auf drei verschiedenen Kontinenten stationiert, um sich der Gewächshäuser des Terrors im einzelnen anzunehmen. Als sicher gilt, dass seine in Europa, Zentralasien, Ost-Afrika, Asien und im Persischen Golf forcierte "Kampagne gegen den Terror" bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahre 2005 andauern wird, wie die Washington Times berichtet.
War Times, auf breiter Basis kostenlos unter das Volk gebracht, stellt diesem Programm Polemiken, in erster Linie aber Analysen entgegen. In der Pilot-Ausgabe, die im Internet im PDF-Format runtergeladen werden kann, standen zunächst einmal die Philippinen im Brennpunkt des aktivistischen Kreuzfeuers. Dorthin sind mehr 650 US-Soldaten entsendet worden, darunter 160 Spezialeinheiten: Navy SEALs, Green Berets, Marines und Air Force Special Forces. Sie trainieren philippinische Truppen und begleiten sie auf ihren Patroullien nach Basilan, einer Insel, die eine Bastion des Terroristenführers Abu Sayyaf ist.
Darüber hinaus wurden mehr als 500 technische Fachkräfte auf die Philippinen abkommandiert und eine Finanzspritze von 92 Millionen US Dollar zur Verfügung gestellt. War Times konstatiert diesbezüglich, was viele Beobacher sowieso denken, ohne es auszusprechen. Der Krieg gegen den Terror diene nur als Vorwand globale Entwicklungshilfe der besonderen Art zu leisten: US-Amerikanische Militärpräsenz soll weltweit wieder verstärkt und die ökonomische Dominanz der Weltpolizei weiter ausgebaut werden. Ein War Times Autor nennt das Ganze nicht frei von Zynismus Global Enhancement. (Vgl. auch The Empire is back)
Die in San Francisco hergestellte Zeitung ist am 12. April zum ersten Mal erschienen und soll von nun an zweiwöchentlich erscheinen. Wie der geschäftsführende Redakteur neulich dem Guardian mitteilte, war die Resonanz auf die Idee enorm: "Eigentlich hatten wir lediglich eine Auflage von 7,500 eingeplant. Aber die Nachfrage nach der Pilot-Ausgabe war so groß, dass wir die Auflage auf 100.000 aufstocken mussten." Die Fortsetzung ist zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gesichert. Das Medium spekuliert auf Spenden seitens der LeserInnen, die auch online Überweisungsformulare vorfinden. Die von War Times erzeugte Gegenöffentlichkeit wird also nur auf Dauer Gestalt annehmen, wenn genug Geld aquiriert werden kann.