Warum Heizkosten ab 2027 unkalkulierbar werden könnten

Symbolische Darstellung von steigenden Gaspreisen.

(Bild: marketlan / Shutterstock.com)

Stadtwerke und Verbraucher könnten ab 2027 mit hohen Gaspreisen zu tun haben. Grund: Der CO2-Preis, der dann am Markt festgelegt wird. Das sollten Sie wissen.

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein – das ist das offizielle Ziel der Bundesregierung. Helfen soll dabei ein Preis auf Kohlendioxid, der auf Heizöl, Gas und Kraftstoff erhoben wird. Aktuell liegt er bei 45 Euro je Tonne CO2 – und wird auf die Rechnungen der Verbraucher von fossilen Brennstoffen aufgeschlagen.

CO2-Preis: Ein Streitthema

Schon in den vergangenen Jahren sorgte der CO2-Preis für hitzige Debatten und Unmut. Denn bis zum Jahr 2026 wird er politisch festgelegt und seine Höhe bestimmt maßgeblich, welche Zusatzkosten etwa Mieter und Hausbesitzer schultern müssen.

Als er noch bei 25 Euro je Tonne CO2 lag, prognostizierte etwa der Deutsche Mieterbund (DMB) Mehrkosten von bis zu 100 Euro pro Haushalt im Jahr. Jetzt liegt er also bei 45 Euro, im nächsten Jahr soll er auf 50 Euro je Tonne CO2 steigen und 2026 soll er dann zwischen 55 und 65 Euro liegen.

Ungewissheit nach 2026

Was danach geschieht, bleibt ungewiss, denn dann wird der Preis nicht mehr politisch, sondern am Markt festgelegt; der nationale CO2-Preis geht dann in einem europäischen Handelssystem (EU ETS 2) auf. Niemand kann genau vorhersagen, in welche Höhen er steigen wird. Manche Experten gehen von Preisen bis zu 300 Euro je Tonne aus. Für Verbraucher wird das Leben damit erheblich teurer.

Damit es erträglich bleibt, die Menschen in Deutschland aber einen Anreiz haben, auf Wärmepumpen und Elektroautos umzusteigen, sollte das Klimageld als eine Form des finanziellen Ausgleichs eingeführt werden.

Technische Herausforderungen und politische Entscheidungen zum Klimageld

Bisher lässt es aber noch auf sich warten, auch, weil die Bundesregierung bislang bisher nicht die technische Möglichkeit hatte, das Klimageld direkt auf das Konto der Bürger zu überweisen. Über die Auszahlung des Klimageldes wollte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dann auch erst in der nächsten Legislaturperiode entscheiden lassen.

Ende März hat dann aber der Bundesrat eine Entschließung zum Klimageld gefasst. Mit ihr wird die Bundesregierung aufgefordert, noch in diesem Jahr die technischen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Es ist allerdings auch hier fraglich, wann sich die Bundesregierung mit der Forderung der Länder befassen wird.

Risiken für Energieversorger und Kunden

Für die Verbraucher herrscht an dieser Stelle noch Unsicherheit. Aber der CO2-Preis ist auch für große Energieversorger und ihre Kunden mit Risiken verbunden, berichtet das Handelsblatt. Das gilt besonders dann, wenn etwa langfristige Gaslieferverträge geschlossen werden, die bis 2027 oder darüber hinaus reichen.

Das Dilemma langfristiger Gaslieferverträge

Das Problem besteht in diesem Fall darin, dass Gas zu bestimmten Preisen angeboten werden müssen, obwohl der künftige CO2-Preis noch nicht bekannt ist. Und hier stellt sich demnach die Frage, wer das Risiko übernimmt. Energieversorger versuchen das Risiko etwa auf ihre Firmenkunden oder Stadtwerke abzuwälzen, indem entsprechende Klauseln in die Verträge aufgenommen werden.

Täten sie es nicht, könnte in einigen Jahren der Markt durcheinandergewirbelt werden. Laut Handelsblatt könnten die CO2-Preise künftig zwischen 50 und 340 Euro liegen. Diese Unschärfe hat ihren Grund: Erst zum 1. Januar 2025 gibt die Emissionshandelsstelle bekannt, wie viel CO2 im Jahr 2027 emittiert werden darf.

Würde heute ein hoher CO2-Preis in einem langfristigen Festpreisvertrag angenommen, der in einigen Jahren aber deutlich niedriger ist, könnte der Anbieter erheblich teurer sein als die Konkurrenz. Wer aber mit zu niedrigen CO2-Preisen plant, könnte unter Umständen auf den Kosten sitzen bleiben.

Preisrisiko und seine Auswirkungen auf Unternehmen und Verbraucher

Während bei Unternehmen Entscheidungen über Investitionen von dem Preisrisiko abhängen, bleibt es bei Verbrauchern überschaubar. Privatkunden haben in der Regel maximal für zwei Jahre einen Vertrag mit festen Gaspreisen. Außerdem kann das Preisrisiko nicht weitergegeben werden, wenn die CO2-Preise für 2027 nicht fixierbar sind.

Sollte das Klimageld aber nicht bis dahin gezahlt werden, könnte es dann zu einer sozialen Schieflage kommen – vielleicht auch nicht. Je nach Einkommensklasse könnten dann bei den Haushalten mehr als drei Prozent des Nettoeinkommens für den CO2-Preis beim Heizen fällig werden.

Diesen Wert hat das IMK-Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung bei einem angenommenen CO2-Preis von 275 Euro je Tonne errechnet. Wer noch auf ein Auto angewiesen ist, wird dann noch mehr zahlen müssen.