Warum die EU Kaffee und Kakao teurer macht

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Die EU will über eine Verordnung den Waldschutz vorantreiben. Das könnte deutliche Auswirkungen auf den Anbau von Kaffee, Kakao und anderen Produkten haben.

(Bild: Gideon Putra, Pixabay)

Neue EU-Verordnung dient weltweitem Waldschutz. Millionen Kleinbauern stehen vor einem Scherbenhaufen. Kosten werden auch in Europa spürbar sein.

Kaffee ist für viele Deutsche ein unverzichtbares Getränk. Knapp 26 Millionen Kaffeetrinker gibt es hierzulande, im Schnitt konsumiert jeder Deutsche 4,8 Kilogramm pro Jahr.

Ein Großteil des Kaffees wird in Afrika angebaut, doch das ändert sich zusehends. Grund dafür ist die Abholzungsverordnung der EU (EUDR), die Ende 2024 in Kraft tritt. Sie verbietet den Verkauf von Produkten, die zur Zerstörung von Wäldern beitragen.

Für Millionen von Kleinbauern in Afrika und anderen Teilen der Welt hat das spürbare Folgen, denn viele Kaffeeimporteure der Europäischen Union reduzieren bereits ihre Einkäufe. Industriekreise gehen laut Reuters davon aus, dass die Verordnung mit der Zeit die globalen Rohstoffmärkte verändern wird.

Die Auswirkungen auf Kleinbauern in Afrika

Ein Beispiel, über das vier Importeure Reuters berichteten, ist Äthiopien. Dort sind rund fünf Millionen Bauernfamilien vom Kaffeeanbau abhängig. Der Rückgang der Bestellungen könnte nun viele von ihnen in die Armut stürzen, aber auch die Preise in der Europäischen Union in die Höhe treiben.

"Ich sehe keine Möglichkeit, in Zukunft nennenswerte Mengen äthiopischen Kaffees zu kaufen", sagt Johannes Dengler, ein leitender Angestellter des deutschen Kaffeerösters Dallmayr, der etwa ein Prozent des weltweit exportierten Kaffees abnimmt.

Die Bohnen, die er jetzt bestelle, um sie 2025 in der EU zu verkaufen, müssten EUDR-konform sein, sagte er Reuters – auch wenn die Durchführungsbestimmungen für das Gesetz noch ausstünden.

Die Elfenbeinküste und die Kakaoproduktion

Ein ähnliches Problem stellt sich für die Elfenbeinküste. Zwischen 20 und 30 Prozent des produzierten Kakaos wird in geschützten Wäldern angebaut und rund eine Million Menschen leben davon.

Wird ihnen die Lebensgrundlage entzogen, kann es zu sozialen Unruhen kommen. Eine andere Möglichkeit wäre die Umsiedlung, die aber ohne erhebliche finanzielle Mittel und Unterstützung nicht möglich ist.

Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Lieferkette

Ein zentraler Aspekt der EUDR ist die Forderung nach einer lückenlosen Rückverfolgbarkeit der Lieferketten. Importeure müssen nachweisen können, dass ihre Produkte nicht aus entwaldeten Gebieten stammen.

Dies gilt für Rohstoffe wie Kaffee, Kakao, Soja, Palmöl, Holz und Kautschuk sowie für Produkte, die diese Rohstoffe enthalten. Kann der Nachweis nicht erbracht werden, drohen erhebliche Geldstrafen.

Die Verordnung verlangt von den Unternehmen, dass sie ihre Lieferketten bis hin zur Parzelle, auf der die Rohstoffe angebaut wurden, digital abbilden. Millionen kleinbäuerlicher Betriebe in den entlegensten Regionen müssten erfasst werden.

Die Herausforderungen für Importeure und Kleinbauern

Das stellt die Importeure vor Schwierigkeiten, die sie kaum bewältigen können. Sie verhandeln oft nicht direkt mit den Bauern, sondern müssten sich auf Daten verlassen, die ihnen von Zwischenhändlern zur Verfügung gestellt werden.

In einigen Entwicklungsländern erschwere zudem die lückenhafte Internetabdeckung das Kartieren, so Reuters. Ferner würden Händler und Branchenexperten darauf hinweisen, dass es aufgrund von Landrechtsstreitigkeiten, unzureichender Rechtsdurchsetzung und Clan-Konflikten gefährlich sein könne, überhaupt Daten über die Besitzverhältnisse von Farmen zu sammeln.

Die Rolle der EU und internationale Unterstützungsmaßnahmen

Ob und wie die Europäische Union dieses Problem anzugehen gedenkt, ist unklar. Die Europäische Kommission hat nun erklärt, dass sie mehrere Initiativen ergriffen hat, um die Erzeugerländer und Kleinbauern bei der Einhaltung der EUDR zu unterstützen. Eine davon wurde auf dem Weltklimagipfel COP28 gestartet. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben dafür 70 Millionen Euro zugesagt.

Einige Importeure haben inzwischen angekündigt, kleinere Länder ganz aus ihrer Lieferkette zu streichen. Die meisten sind sich jedoch bewusst, dass es nicht möglich ist, Kleinbauern oder ganze Länder auszuschließen, wenn es sich um wichtige Produzenten handelt.

Waldschutz letztlich nicht gewährleistet

So produzieren die Elfenbeinküste und Ghana fast 70 Prozent des weltweiten Kakaos, 60 Prozent des Kaffees kommen aus Brasilien und Vietnam. In Indonesien und Malaysia werden fast 90 Prozent des weltweiten Palmöls angebaut, ein Rohstoff, der von Pizza über Lippenstift bis zu Biotreibstoffen verwendet wird.

Sollte sich diese Strategie durchsetzen, würde sie die Auswirkungen der EUDR auf den Waldschutz abschwächen, da die Rohstoffe weiterhin auf abgeholzten Flächen angebaut würden, jedoch nicht für den Verbrauch in der EU.

Der Erfolg der EUDR ist ungewiss. Dagegen zeigten sich Experten laut Reuters sicher, dass die steigenden Kosten an der Ladentheke zu spüren sein werden.

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