Warum grüner Stahl ein Mythos bleibt

Seite 2: Klimaschutz, den alle gut finden

Fossilfrei abgebautes Erz und fossilfrei erzeugter Stahl werden aufgrund der großen Investitionen zunächst teurer sein als Material mit konventioneller Produktionsweise. Die Unternehmen setzen darauf, dass dieser Unterschied schrumpft, wenn der Ausstoß von CO₂ in Zukunft teurer wird und dass Kunden die fossilfreie Variante nachfragen werden.

Ein sauberes Produkt, technische Innovation, Arbeitsplätze und Geld verdienen: Diese Art von Klimaschutz und "grüner Umstellung" kommt bei allen gut an. Die Idee ist so gut, dass auch Interessenten aus dem privaten Sektor in ein fossilfreies Stahlwerk investieren wollen. Hinter H2 Green Steel stehen Personen und Investoren aus dem Umfeld von Batteriehersteller Northvolt und Nutzfahrzeughersteller Scania. Das Werk soll in der schwedischen Stadt Boden nahe der Erzbahn gebaut werden.

Die nordschwedischen Megaprojekte – dazu zählt auch Batteriehersteller Northvolt in Skellefteå – haben Industrie und Bergbau in Schweden einen grünen Schimmer gegeben. Nicht schädlich für die positive Einstellung ist außerdem, dass LKAB 2021 dank des hohen Erzpreises enorme Gewinne gemacht hat und voraussichtlich umgerechnet 1,2 Milliarden Euro an seinen Eigentümer, den Staat, überweisen wird.

Der Konzern braucht sein Geld allerdings auch, um die enormen Schäden auszugleichen, die mehr als 100 Jahre Bergbau an den Standorten verursacht haben. So muss das Zentrum der Stadt Kiruna umziehen, da der Boden darunter nicht mehr sicher ist. Drei Kilometer weiter östlich wächst nun das neue Zentrum heran. Den Ort Malmberget wird es in wenigen Jahren praktisch nicht mehr geben. Die früheren Bewohner sind hauptsächlich im benachbarten Zentralort Gällivare untergekommen.