Warum grüner Stahl ein Mythos bleibt
Seite 4: Nichts ist grün an Kallak
Vergangene Woche gab der schwedische Wirtschaftsminister Karl Petter Thorwaldsson grünes Licht für die weitere Planung einer Erzgrube in Kallak bei Jokkmokk, samisch Gállok. Die Region Norrbotten, der Sameting, sämtliche Umweltorganisationen und sogar die Erzbischöfin hatten sich dagegen ausgesprochen. Das Gebiet ist ein wichtiger Zugkorridor für die Rentiere. Thorwaldsson begründete dies unter anderem mit Arbeitsplätzen für Jokkmokk und der Nachfrage nach Metallen und Mineralien für die grüne Umstellung.
Die "Bearbeitungskonzession", die nun erteilt wird, ist noch keine vollständige Genehmigung, sondern nur ein Schritt in einem umfangreichen Genehmigungsprozess. Erstmals folgen mit der Konzession auch Bedingungen, die die Auswirkungen für die Rentierhalter so gering wie möglich halten sollen. Unter anderem muss das Gelände nach Auslaufen der Konzession komplett wiederhergestellt werden. Hinter dem Antragsteller, der schwedischen Jokkmokk Iron Mines AB, steht der britische Konzern Beowulf.
An diesem Projekt ist nichts grün, obwohl die Antragsteller zuletzt versucht haben, vom neuen grünen Schimmer der Branche zu profitieren. Das Erzvorkommen reicht voraussichtlich nur für eine Betriebsdauer von 14 Jahren. Das ist einer der Gründe, warum die Regionsverwaltung von Norrbotten dieses Projekt mehrfach abgelehnt hat: Einer relativ kurzen Zeit mit neuen Arbeitsplätzen stünden zerstörte Natur und eine geschädigte Rentierwirtschaft entgegen – jene Rentierwirtschaft, die ein paar Kilometer weiter im Welterbe Laponia ausdrücklich geschützt ist.
Auch der Abtransport des Erzes ist ein Problem. Die etablierte Erzbahn ist 130 Kilometer entfernt. Die Straße bei Kallak ist nicht für Erz-LKW ausgelegt. Transportfragen waren allerdings nicht Gegenstand der Konzession.
Am geplanten Standort gab es in der Vergangenheit mehrfach Demonstrationen und Blockaden. Und nicht ohne Grund lag das Projekt nun fast fünf Jahre auf dem Schreibtisch der schwedischen Regierung. Der frühere Regierungspartner Miljöpartiet war explizit dagegen. Tor Lennart Tuorda, Gründer von "Ett Gruvfritt Jokkmokk" (Grubenfreies Jokkmokk) erklärte im Fernsehen nach der jüngsten Entscheidung, man werden zunächst den weiteren Genehmigungsprozess abwarten. Seiner Einschätzung nach werde das Projekt die Umweltprüfung nicht bestehen. Sollte es wider Erwarten auch da grünes Licht geben, werde der Widerstand sich zeigen und Hunderte von Aktivisten zur Blockade kommen.
Diese Einschätzung dürfte zutreffen. Zu den früheren Grubengegnern aus der Zeit der ersten großen Proteste 2013 sind neue Aktivisten aus der Umweltbewegung gekommen: Greta Thunberg und Fridays for Future in Schweden haben sich klar dagegen positioniert.