Warum grüner Stahl ein Mythos bleibt
Seite 5: Stahlverbrauch der Zukunft
Viele Menschen erhoffen sich die Lösung der Klimakrise durch neue Technik. Wie oben angeführt, ist diese Hoffnung nicht komplett falsch. Anhand der relativ übersichtlichen und extrem günstigen Voraussetzungen, die Nordschweden bietet, lässt sich aber nachvollziehen, welcher Preis auch für "grünen" Stahl bezahlt werden muss.
Zur Verarbeitung von Erz und Stahl kommen die Emissionen durch die Transporte. Deutschland ist der Spitzenreiter der Stahlherstellung, muss aber das Erz komplett importieren. Die größten Mengen kommen dabei aus Kanada und Brasilien, gefolgt von Südafrika, Schweden und Russland (2020). Der Seetransport von Erz verursacht im Durchschnitt noch größere Emissionen als der Erzabbau, zeigt eine Rechnung von Skarn Associates.
Auch in Deutschland gibt es Vorbereitungen zur Umstellung auf ein fossilfreies Produkt, zum Beispiel bei ThyssenKrupp. Dort soll eine Großanlage zur Direktreduktion schon 2025 in Betrieb gehen. Das Problem: "Da klimaneutral produzierter Wasserstoff auf absehbare Zeit allerdings nicht in ausreichend großen Mengen verfügbar sein wird, kann vorübergehend auch Erdgas eingesetzt werden. Dies senkt die Emissionen gegenüber der kohlebasierten Hochofenroute bereits deutlich", schreibt das Unternehmen auf seiner Webseite.
Stahl lässt sich hervorragend recyceln. Das wird in Europa bereits erfolgreich betrieben. Doch das reicht zurzeit nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Der grünste Stahl ist der, der gar nicht produziert werden muss. Konsumverzicht zugunsten von Umwelt und Klima ist keine neue Idee, war aber noch nie populär.
Und nach einem Ende des Stahlhungers sieht es auch gerade nicht aus. Bekanntlich führt Russland gerade Krieg in der Ukraine. Beide sind wichtige Erz- und Stahlproduzenten. Wie sich das auf das Angebot und auf die Märkte mittelfristig auswirkt, ist noch unklar. Klar ist aber schon jetzt: Es wird wieder aufgerüstet. Bevorzugtes Material für Rüstungsgüter ist Stahl.