Washington ist das Psychopathennest in den USA
Nach einer Untersuchung der geografischen Verteilung ist die US-Hauptstadt mit ihren Politikern, Anwälten und Medienmenschen reich an Psychopathen, die auf dem Land selten sein sollen
Wie weit der Ansatz führt, ein Land zu verstehen, indem man die geografische Verteilung von vorherrschenden Persönlichkeitstypen oder psychischen Merkmalen wie den " Big Five" (Fünf-Faktoren-Modell), muss sich erst herausstellen. Im Unterschied zu anderen Verfahren, die etwa die geografische Verteilung des Wählerverhaltens oder von ökonomischen Faktoren untersuchen, sind Persönlichkeitstypen schwer zu objektivieren.
Wissenschaftler, die diesem Ansatz etwa in der 2013 im Journal of Personality and Social Psychology erschienenen Studie "Divided We Stand: Three Psychological Regions of the United States and Their Political, Economic, Social, and Health Correlates" nachgehen, versprechen, dass sich besser regionale Unterschiede des sozialen Kapitals, des Verbrechens oder der kulturellen Diversität ablesen ließen - mit der Option, dass man absehen könnte, welche Interventionen greifen oder nicht. So würde das soziale Kapital eher in Regionen gedeihen, in denen ein freundliches und konventionelles psychologisches Profil vorherrscht. Das sei verbunden mit Warmherzigkeit, Geselligkeit, Pflichtbewusstsein und Wahrung der Konventionen. Wo solch ein Profil nicht vorhanden ist, könnten Bemühungen, soziales Kapital zu fördern oder zu schaffen, vergeblich sein.
Allerdings würden solche Regionen nicht mit Wohlergehen und einem gesunden Lebensstil einhergehen. Das finde man eher in Regionen mit hohem Anteil von entspannten und kreativen psychologischen Profilen, weswegen hier eher gesunde und langlebigere Menschen zu finden seien. Die Annahme ist, dass vorherrschende psychologische Merkmale in der regionalen Bevölkerung die "Atmosphäre" prägen und das Verhalten beeinflussen können.
Der Wirtschaftswissenschaftler Ryan Murphy von der Southern Methodist University hat nun einen Versuch vorgelegt, die regionalen Unterschiede der USA anhand der geografischen Verteilung der "Big Five", also der Hauptkomponenten, die eine Persönlichkeit ausmachen sollen, herauszuarbeiten. Die "Big Five" sind: Openness (Offenheit, Aufgeschlossenheit), Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit), Extraversion (gesellig, auf andere Menschen ausgerichtet), Agreeableness (Verträglichkeit, hilfsbereit, kooperativ), Neuroticism (emotionale Labilität, Stressanfälligkeit, Unzufriedenheit, launig, unsicher, ängstlich etc.). Murphy orientiert sich an Forschung, nach der sich aus der Zusammensetzung der "Big Five" auch herauslesen lassen soll, ob jemand ein Psychopath ist oder psychopathische Merkmale besitzt.
Zwar sei die Zahl der "wirklichen Psychopathen" in jeder Region gering, trotzdem könne es lohnend sein, so Murphy, den durchschnittlichen Grad der Psychopathie in einer Bevölkerung zu erfassen, wenn man Psychopathologie als ein Merkmalsspektrum begreift. So sei ein Psychopath charakterisierbar durch hohen Neurotizismus und Extraversion und geringe Agreeableness und Gewissenhaftigkeit.
Sind Politiker häufiger Psychopathen?
Für seine Analyse verwendet Murphy die Daten der oben erwähnten Studie, die die Bundesstaaten nach ihren Persönlichkeitsprofilen aufgrund der Verteilung der Big Five einteilt, und wertet sie im Hinblick auf den Grad der Psychopathie aus. Ganz oben steht dabei der District of Columbia oder Washington, D.C., also die US-Hauptstadt mit dem Weißen Haus. Hier fänden sich extreme Werte. Danach kommen Connecticut am zweiten Platz mit nur halb so hohen Werten, gefolgt von California, New Jersey und ein Teil von New York und Wyoming. Am wenigsten psychopathisch sollen West Virginia, Vermont, Tennessee, North Carolina und New Mexico sein.
Aber solche Aufteilungen sind weniger interessant als das, was der Ökonom daraus für Folgen zieht. Murphy will nämlich schon früher herausgefunden haben, dass die Wahrscheinlichkeit für Psychopathen in der Politik groß sei. Daher sei es auch nicht erstaunlich, wenn Psychopathen sich in Washington zu konzentrieren scheinen. Dazu kommt, dass die Verteilung von Psychopathie häufig mit der Mordrate und der Bevölkerungsdichte korreliert wird, die in Großstädten am höchsten ist. Vorwiegend ländliche Gebiete seien dagegen am wenigsten psychopathisch. Dass Washington so ausnehmend hoch ausfällt, hängt nach Murphy auch davon ab, dass es so dicht besiedelt ist, während die anderen Bundesländer schlicht geografisch größer sind.
Aber es gebe auch andere Berufe, die nach Untersuchungen attraktiv für Psychopathen sein sollen: Manager (CEO), Anwälte, Medienmenschen, Verkäufer, Chirurgen, Journalisten, Polizisten, Pfarrer, Chefs und öffentliche Angestellte. Am wenigsten psychopathisch sollen hingegen Krankenschwestern, Therapeuten, Handwerker, Ärzte, Künstler, Lehrer oder Buchhalter/Steuerberater sein. Washington ist also dicht bevölkert - und das auch noch von Politikern und Anwälten.
Murphy verweist nicht auf Donald Trump, dagegen aber Maureen Dowd in ihrem Kommentar "Psychos on the Potomac" für die New York Times, wo sie die Studie erwähnt und dann gleich den Schwenk auf den Präsidenten macht: "Wenn also ein CEO, ein Geschäftsmann und eine Medienpersönlichkeit zu einem Politiker wird, erreicht er vier der riskantesten Kategorien." So sei es kein Wunder, dass es wieder eine verrückte Woche in Trumpworld war.
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