Wasserfußabdruck verstehen: Ein Leitfaden für nachhaltige Lebensstile
Jeden Tag verbrauchen wir große Mengen Wasser – oft unbemerkt. Unser Konsum hat deshalb größere Auswirkungen als oftmals angenommen.
In Deutschland verbraucht jeder Mensch im Schnitt 130 Liter Wasser pro Tag zum Trinken, Waschen, Putzen und Kochen. Hinzu kommt jedoch eine ungleich höhere Wassermenge, die in Konsumgütern enthalten ist.
Der verborgene Wasserverbrauch: Ein kritischer Blick auf unsere Konsumgüter
Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) beläuft sich diese auf täglich 7200 Liter pro Kopf und für ganz Deutschland auf 219 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. In Zeiten knapper werdender Trinkwasserressourcen weltweit scheint es ratsam, sich mit dem versteckten Wasserverbrauch genauer auseinanderzusetzen.
Globale Wasserressourcen und unser Konsum
Entscheidend ist aber nicht allein die Wassermenge, sondern woher dieses Wasser jeweils stammt. Nach Angaben des UBA stammt nur 14 Prozent des in Konsumgütern enthaltenen Wassers aus Deutschland selbst, aber 86 Prozent aus dem Ausland.
Ob der Wasserbedarf für die Produktion von Nahrungsmitteln, Kleidung oder auch elektrischen Geräten belastend für die Umwelt ist, hängt dabei stark von den Gegebenheiten vor Ort ab. Wird beispielsweise mehr Wasser für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen entnommen, als sich neu bilden kann, sinken die Grundwasserspiegel, mit entsprechend negativen Folgen für die natürlichen Ökosysteme.
Ein drastisches Beispiel dafür, das letztes Jahr durch die Medien ging, war der Anbau von Erdbeeren und anderem Obst und Gemüse im Doñana-Naturpark in Andalusien. Dieser ist eigentlich ein bedeutendes Feucht- und Vogelschutzgebiet, doch sowohl die Dürre als auch die Wasserentnahme aus zum Teil illegalen Brunnen ließen es weitgehend trockenfallen.
Der Wasserfußabdruck: Was steckt wirklich in unseren Produkten?
Wie viel Wasser in einem Produkt steckt, verrät der "Wasserfußabdruck". Für zahlreiche Produkte, primär für Lebensmittel, finden sich Durchschnittswerte beim Water Footprint Network. Die Zahlen basieren auf Publikationen der Wissenschaftler Mesfin Mekonnen, Arjen Ysbert Hoekstra aus den Jahren 2010 und 2011. Hier einige Beispiele:
1 kg Gurke | 353 Liter |
1 kg Äpfel | 822 Liter |
1 kg Käse | 3.178 Liter |
1 kg Rindfleisch | 15.415 Liter |
1 kg Schweinefleisch | 5.988 Liter |
1 Tasse Kaffe | 132 Liter |
1 Liter Biodiesel aus Soja | 11.397 Liter |
Baumwolle für ein T-Shirt | 2.495 Liter |
Insgesamt kann festgestellt werden, dass der Wasserfußabdruck von tierischen Produkten insgesamt höher ist als der von Obst und Gemüse und auch der von Biosprit vergleichsweise hoch ausfällt, wobei hier der Ausgangsstoff eine wichtige Rolle spielt. Und auch der Baumwollanbau zeigt sich außerordentlich durstig.
Die im Wasserfußabdruck angegebene Menge ist aber nur bedingt aussagekräftig, weil sich dahinter drei verschiedene Kategorien von Wasser verbergen. Das Umweltbundesamt beschreibt drei Kategorien:
‘Grünes Wasser‘ ist das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser, welches von Pflanzen aufgenommen und verdunstet wird. Es ist relevant für landwirtschaftliche Produkte. ‚Blaues Wasser‘ ist Grund- oder Oberflächenwasser, das zur Herstellung eines Produktes genutzt wird und nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt wird. In der Landwirtschaft wird es verwendet, wenn Felder künstlich bewässert werden müssen. ‚Graues Wasser‘ beschreibt die Wassermenge, die nötig wäre, um Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass die Wasserqualität den gesetzlichen oder vereinbarten Anforderungen entspricht.
Grün, Blau, Grau: Die verschiedenen Gesichter des Wasserverbrauchs
"Grünes Wasser" macht in der Regel den größten Anteil des Wasserfußabdrucks aus, und ist weniger problematisch, als wenn etwa mit Grundwasser künstlich bewässert wird. Vergleichen wir also einmal Tomaten mit Rindfleisch in den Beispielen des Water Footprint Network.
Von Tomaten bis Rindfleisch: Ein Vergleich des Wasserfußabdrucks
Für ein Kilo Tomaten werden durchschnittlich 214 Liter Wasser benötigt. 50 Prozent davon sind grünes Wasser, 30 Prozent blaues Wasser und 20 Prozent graues Wasser. Von den 15.415 Liter Wasser, die für ein Kilo Rindfleisch benötigt werden, sind hingegen 94 Prozent grünes, vier Prozent blaues und drei Prozent graues Wasser.
In absoluten Zahlen stecken im Rindfleisch damit aber immer noch über 600 Liter blaues Wasser, also zehnmal so viel wie in einem Kilo Tomaten. (Das Rindfleisch liefert allerdings auch ein Vielfaches an Energie und Proteinen).
Auch wenn das Verhältnis beim Rindfleisch im Durchschnitt relativ günstig erscheint, kommt es im Einzelnen stark auf die Haltung und das Futter an. Zwar ist der Wasserbedarf für Rindfleisch aus industrieller Haltung geringer als bei der Weidehaltung, dafür ist der Anteil blauen und grauen Wassers aber weit höher. Für den Erhalt von Wasserressourcen ist die Weidehaltung also trotz insgesamt höheren Wasserfußabdrucks günstiger.
Bei Schweinefleisch ist übrigens das Verhältnis von grünem zu blauem und grauem Wasser etwas ungünstiger. Da der Vergleich zwischen Tomate und Fleisch hinkt, eher bietet sich ein Vergleich mit proteinhaltigen pflanzlichen Nahrungsmitteln an. Der Wasserfußabdruck pro Gramm Protein in Rindfleisch sei sechsmal so groß wie der von Hülsenfrüchten, so das Water Footprint Network.
Nachhaltiger Konsum: Wie wir unseren Wasserfußabdruck verringern können
Wer auf eine Ernährung achten möchte, die möglichst nachhaltig in ihrem Wasserverbrauch ist, kommt nicht umhin, sich genauer mit der Herkunft der Produkte zu beschäftigen. Für verarbeitete Konsumgüter dürfte das schon schwieriger sein. Das UBA schreibt dazu:
Schätzungsweise 9,7 Prozent der Beiträge zum konsuminduzierten blauen Wasserverbrauch von Deutschland überschreiten die lokalen Belastbarkeitsgrenzen von Einzugsgebieten. Hotspots sind Spanien und Südasien. In geringerem Maße aber auch die USA, Nordafrika, und der Mittlere Osten.
Technologie und Wasser: Der versteckte Durst unserer Geräte
Bei neuen technischen Geräten hilft der Blick aufs Herstellerland angesichts globaler Lieferketten jedoch kaum. Der Wasserfußabdruck eines Mikrochips allein beträgt 32 Liter, der eines Smartphones rund 900 Liter. Wer hier Wasser sparen möchte, kann sich nur fragen, ob das neue Phone wirklich schon nötig ist, oder ob das alte doch noch eine Weile seinen Dienst tut.
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