Welche Masken schützen wen wovor?

Nach dem Ende der Community-Masken sind jetzt medizinische oder FFP2-Masken Pflicht. Welche Maske was kann, ist kaum bekannt. Die Unterschiede sind beachtlich

Zählte es zu den Hauptaufgaben der Community-Masken dafür zu sorgen, dass ein unbekannt Infizierter seine direkte Umwelt nicht durch Tröpfchen infiziert und waren diese letztlich ein Notbehelf, weil es in Deutschland damals keine Masken gab, so hat sich die Marktlage inzwischen deutlich geändert. Neben den klassischen Importeuren von Medizinprodukten haben sich inzwischen weitere Firmen mit guten Kontakten nach China als Importeure für Masken mit CE-Kennzeichnung und EU-Konformitätserklärung entwickelt, die dafür sorgen, dass es zumindest an FFP2-Masken in Deutschland keinen Mangel mehr gibt.

In Deutschland hatte die Ministerpräsidentenkonferenz am 19. Januar 2021 die Pflicht zum Tragen von OP-Masken oder partikelfiltrierenden Halbmasken (FFP2 oder KN95/N95) beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr beschlossen. Da stellt sich nun die Frage, was können die angebotenen Masken und was eher nicht.

Am einfachsten ist die Antwort im Falle der zumeist als OP- oder medizinische Masken bezeichneten Produkte. Für die medizinischen Gesichtsmasken sind die Anforderungen und das Prüfverfahren in der Norm DIN EN 14683:2019+AC:2019 zusammengefasst, die vom Technischen Komitee CEN/TC 205 "Nicht aktive Medizinprodukte" erarbeitet wurde. Das zuständige deutsche Normungsgremium ist der Arbeitsausschuss NA 063-01-08 AA "Operationstextilien" im DIN-Normenausschuss Medizin (NAMed). Dies ist schon ein erstes Indiz für die Herkunft dieser Masken.

Hintergrund dieser Norm sind die einschlägigen Anforderungen der EG-Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte. Die ursprünglich 2014 veröffentlichte DIN EN 14683 wurde im Juni 2019 als Revision veröffentlicht. Die praktischen Anwendung der Masken und daher rührt auch der Name kommt aus den Operationssälen, wo man mit Hilfe dieser Masken die Übertragung infektiöser Keime während chirurgischer Eingriffe vermeiden wollte. Als Infektionsquellen sieht die Norm beispielsweise Nasen und Münder von Mitgliedern der Operationsmannschaft.

Was sind Normen?

Bei den Normen handelt es sich anders als vielfach angenommen nicht um Gesetze, sondern um Vereinbarungen von Vertretern der Wirtschaft, welche die jeweiligen Normen in den entsprechenden Normungsgremien entwickeln. Sinn und Zweck dieser Normen ist von Anfang an die Sicherstellung einer jeweils möglichst hohen Kompatibilität der betreffenden Produkte.

Daher haben die politischen Gremien wie die Landes-Parlamente oder der Bundestag keine Stimme bei der Abstimmung über Normen und es gibt folglich auch keine Normen der EU. Brüssel kann lediglich die Entwicklung von Normen fordern, wenn dies für die Umsetzung von Richtlinien und Verordnungen beispielsweise im Zusammenhang mit Ökodesign notwendig erscheint. Den Vorteil der Normenentwicklung haben inzwischen auch chinesische Hersteller erkannt, die sich verstärkt in diesem Bereich engagieren.

FFP-Masken kommen aus einem anderen Umfeld als medizinische Masken

Für die Entwicklung der DIN EN 149:2001+A1:2009 "Atemschutzgeräte Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen Partikeln" ist mit dem "Normenausschuss Feinmechanik und Optik" (NAFuO) ein anderes Gremium als für die OP-Masken zuständig. Denn die FFP-Masken, welche es als FFP1-, FFP2- und FFP3-Masken gibt, wurden als Atemschutzmasken zum Schutz vor Stäuben, Tröpfchen und Aerosolen entwickelt.

Die dafür zuständige DIN EN 149 legt die Mindestanforderungen für filtrierende Halbmasken als Atemschutzgeräte zum Schutz gegen feste und auch flüssige Aerosole (Partikel) fest. Persönliche Schutzausrüstung (PSA) dient grundsätzlich zum Schutz der die PSA nutzenden Person und im Gegensatz zu den medizinischen Masken nicht andersherum.

Daher werden die FFP-Masken auch nur hinsichtlich ihrer Filterwirkung in Richtung auf den Träger der Masken getestet. Zahlreiche FFP-Masken waren auch, was ihrer Funktion als PSA entspricht, mit Ventilen für ein leichtes Ausatmen ausgestattet.

Auf die Filterwirkung gegenüber Viren werden die FFP-Masken wohl aus zwei Gründen nicht getestet. Einerseits waren Viren und ihre Übertragung über Aerosole bei der letzten Revision der Norm im Jahre 2009 noch kein Thema und zudem gibt es offensichtlich keine "Testviren". Daher wird mit Natriumchlorid getestet. FFP1-Masken sind im Zusammenhang mit Corona kein Thema.

Dass man FFP2-Masken jetzt zur Vorschrift macht, dürfte damit zusammenhängen, dass FFP3-Masken ohne Ventil in Deutschland eher selten sind. Da die Corona-Viren jedoch selten alleine in der Luft schweben, dürfte die Filterwirkung von FFP2-Masken durchaus ausreichen.

FFP-Masken müssen auf der Maske eine CE-Kennzeichnung und in unmittelbarem Zusammenhang mit dieser einen vierstelligen Zahlencode tragen, der die von der EU akkreditierte Prüfstelle identifiziert. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) hat inzwischen Hinweise zum Erkennen konformer Atemschutzmasken veröffentlicht.

Andere Atemschutzmasken

Als zu Beginn der Corona-Pandemie zuwenig zertifizierte Atemschutzmasken verfügbar waren, wurden zur Überbrückung sogenannte Corona-Pandemie-Atemschutzmasken "CPA" ohne CE-Kennzeichnung in Deutschland zum Verkauf zugelassen. Mit dem Ende des Maskenmangels wurde diese Maßnahme eingestellt. Es gilt jedoch:

"Corona-Pandemie-Atemschutzmasken (CPA), die vor dem 1.10.2020 nach § 9 MedBVSV in Verkehr gebracht worden sind, dürfen auch nach dem 30.09.2020 weiterhin vertrieben und gemäß § 9 Abs. 4 MedBVSV vom Arbeitgeber ausgewählt und zur Verfügung gestellt werden."

In China gibt es Masken mit der Bezeichnung "KN95", die der Norm GB 2626 entsprechen müssen. Der chinesische Maskentyp KN95 entspricht im Wesentlichen den Anforderungen der US-amerikanischen Atemschutzmasken "N95".

Im Laufe der Corona-Pandemie kamen im deutschsprachigen Raum auch Atemschutzmasken auf den Markt, deren Hersteller damit argumentierten, dass ihre Masken antiviral ausgerüstet seien und mehrfach getragen und bis zu 30 mal gewaschen werden dürften. Für diese Masken gibt es jedoch bislang keine Norm und daher auch keine entsprechenden Prüfvorschriften.

Können FFP2-Masken mehrmals getragen werden?

Die am meisten verbreiteten FFP2-Masken tragen den Zusatz "NR" für "non reusable". FFP2-Masken mit dem Zusatz "R" für "reusable" sind im Markt nur sehr selten zu finden. Für die Frage, ob man auch die "NR"-Masken mehrmals benutzen kann, muss man zwischen den Anwendungsfällen und somit den Nutzern unterscheiden.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat jetzt "baua: Fakten-Bewertung der Wiederaufbereitung von filtrierenden Halbmasken in der Arbeitswelt" veröffentlicht. Dort steht, dass "FFP-Atemschutz, der entgegen den Angaben des jeweiligen Herstellers wiederaufbereitet wurde, nicht mehr im beruflichen Kontext als Persönliche Schutzausrüstung (PSA) eingesetzt werden darf".

Da man davon ausgehen kann, dass private Nutzer ihre FFP2-Masken mehrfach nutzen werden und dies bislang weder gesetzlich verboten, noch faktisch so einfach nachweisbar ist, wurden inzwischen für private Nutzer und deren eigenverantwortlichen Wiederverwendung und Wiederaufbereitung von FFP2-Masken Vorschläge zur jeweiligen Umsetzung veröffentlicht. Diese beziehen sich explizit auf die Verwendung im privaten Umfeld und sehen die Verantwortung beim jeweiligen privaten Nutzer.

Grundsätzlich widerspricht jedoch eine Wiederaufbereitung und Wiederverwendung von FFP2- und FFP3-Masken auch im privaten Umfeld dem bestimmungsgemäßen Gebrauch. Dies geschieht jedoch in eigener Verantwortung und nach derzeitiger Einschätzung der Baua entfällt in diesem Fall die Haftung durch den Hersteller.

Worauf kommt es bei den FFP2-Masken als Schutz vor Corona an?

Da sich die FH Münster intensiv mit den FFP2-Masken befasst hat, stellte Telepolis in diesem Zusammenhang die Frage:

Welchen Vorteil bietet ein bartloses Gesicht beim Tragen einer FFP2-Maske zum Schutz gegen Corona?

"Ohne Bart ist eine bessere Anmodellierung der FFP2-Maske direkt an die Gesichtshaut möglich, wobei eine effektivere Abdichtung erzielt wird. Dies wiederum minimiert die Wahrscheinlichkeit, dass ungefilterte Luft an der Maske vorbei ein- bzw. ausgeatmet wird und erhöht folglich die Sicherheit für den Träger und Kontaktpersonen", antwortete Prof. Dr. Martin Kreyenschmidt, FH Münster, Leiter Institut für Konstruktions- und Funktionsmaterialien, Labor für Instrumentelle Analytik und Kunststoffanalytik.