Wem nutzt die Frauenquote?
Seite 2: "Press mal mehr aus deinen Jungs raus!"
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Was ist die Aufgabe solcher Führungspositionen? In einer kapitalistischen Wirtschaft geht es um das Durchsetzen der Gewinnerwartung derjenigen, die ein Unternehmen besitzen. Dabei wird wenig Rücksicht auf Empfindlichkeiten genommen. Schwesig zitiert aus einer im Auftrag ihres Ministeriums durchgeführten Studie die folgende Führungsempfehlung: "Press mal mehr aus deinen Jungs raus!"
Das ist ein so pointiertes wie aufschlussreiches Beispiel für die von ihr kritisierte "männliche" Führungskultur, deren Tage jetzt gezählt seien. Es ist gut möglich, dass die Kommunikation in Anwesenheit von Frauen anders ist. Vor dem Bundesrat stellte die Familienministerin dies wie folgt in Aussicht:
Jede Frau kennt das: Ist sie in einem Gremium die einzige Frau, so hat sie es ein wenig schwerer, als wenn wenigstens drei Frauen an Bord sind. Dann benehmen sich die Männer gelegentlich vernünftiger als sonst. Alle anwesenden ausgenommen: Sie werden es sicherlich auch tun, wenn nur eine Frau anwesend ist.
Rede vor dem Bundesrat am 6.2.2015
Der Mann, das unvernünftige Wesen
Männer bräuchten also, das lernen wir von der Familienministerin in offizieller Funktion, mindestens drei Frauen, um, wenigstens gelegentlich, vernünftiger zu sein als sonst. Das muss freilich noch nicht sehr vernünftig sein. Man führe sich nur vor Augen, wie Männer "sonst" so sind. Eine Ausnahme stellen laut Schwesig die Abgeordneten des Bundesrats dar. Bei denen reiche nämlich schon eine Frau.
Merke: Sexistische Beleidigungen von Männern sind okay, sogar im öffentlichen Amt. Merke außerdem: Männer im Bundesrat sind irgendwie besser. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie so lange mit Frauen wie der Familienministerin zusammenarbeiten, die ihnen die Unvernünftigkeit ausgetrieben haben. Ein Chef müsste für die Bemerkung, seine Mitarbeiterinnen bräuchten mindestens drei Männer, um gelegentlich vernünftiger zu arbeiten als sonst, heutzutage wohl seinen Posten abgeben.
Neue Kommunikationskultur
Lassen wir den Spaß von Frau Schwesig beiseite und kehren wir zur Vernunft zurück: Die Kommunikationskultur ändert sich vielleicht, wenn mehr Frauen (mindestens drei pro Gremium) in Führungspositionen sind. Nicht ändern werden sich dadurch aber die Gewinnerwartungen derjenigen, denen gegenüber die neuen Führungsfrauen - wie jetzt schon die Führungsmänner - verantwortlich sind.
Anstatt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt "auszupressen", wird man ihnen wahrscheinlich mit Worten weismachen, dass die Ziele der Eigentümer die eigenen Ziele sind. Hänge dich also ins Zeug, denn was für das Unternehmen gut ist, ist auch für dich gut. Oder um es mit den Worten der Facebook-Milliardärin Sheryl Sandberg zu sagen: "Lean in!"
Führung statt Mitspracherecht
Die nachrückenden Jahrgänge werden sich aufgrund der Geburtenschwäche in der Tat hereinhängen müssen, um die Ziele der Besitzenden zu verwirklichen. Nach dem Modell der Familienministerin wird es aber lange dauern, bis sie ein Mitspracherecht erwerben. Denn nach Schwesig sind es die "Führungsgremien …, wo über Arbeitsbedingungen und Lohnbedingungen … entschieden wird". Und wer wiederum diktiert den Führungsgremien die Bedingungen? Die Betroffenen haben demnach wenig zu sagen.
In ihrer Rede zum letzten Weltfrauentag kam die Ministerin auch kurz auf Männer zu sprechen, vor allem als Väter. Ihr geht es um eine Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer. Darum müsse man aber nicht dort, so Schwesig, wo Frauen diskriminiert würden, "krampfhaft" nach Diskriminierungen von Männern suchen.