Weniger Nutztiere für mehr Klimaschutz
Seite 2: Eine Kombination aus mehreren Maßnahmen wäre sinnvoll
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Jutta Paulus hält es für unrealistisch, über die oben beschriebenen Methoden Methan wirksam zu reduzieren. Mit rund vier Millionen Kühen ist Deutschland der größte Milchlieferant in der EU. Bei immer mehr Kühen und Rindern auf immer weniger Fläche können die Klimaziele nicht erreicht werden, mahnt die Grünen-Abgeordnete im EU-Parlament. Ein Drittel weniger Milchkühe in Europa, ein Drittel weniger Mastbullen - damit könnte der Methan-Ausstoß schnell und effizient zurückgefahren werden, ist Paulus überzeugt.
Wer die Nutztierzahlen in Europa reduzieren will, müsse den Welthandel mitdenken, warnt Sebastian Lakner. Es sei einfach nicht sinnvoll, die klimatisch relativ günstige deutsche Milchviehhaltung durch eine Milchviehhaltung in Brasilien zu ersetzen, warnt der Professor für Agrarökonomie an der Universität Rostock. Lägen in den Supermarktregalen Milch und Fleisch aus Übersee, wäre das fürs Klima kein Gewinn.
Um heimische Produkte konkurrenzfähig zu halten, schlägt Lakner eine Grenzsteuer vor, die den Import von klimaschädlich erzeugten Lebensmitteln kurzfristig verteuert. Darüber hinaus führt kein Weg daran vorbei, dass die Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten entsprechend ändern.
Mit ihrer Initiative für 30 Prozent weniger Methan-Emissionen setzt EU-Kommissionschefin von der Leyen (CDU) Europas Regierungen unter Druck. Die künftige Regierung in Berlin steht nun vor der Herausforderung, den Viehbestand zu reduzieren und gleichzeitig das Auskommen der Rindviehhalter zu sichern.
Gelingen wird das nach Einschätzung von Experten wohl nur über die Erhöhung der Milch- und Fleischpreise. Nur wenn Landwirte mehr Geld mit ihren Produkten verdienen, können sie es sich leisten, weniger zu produzieren. Noch beim jüngsten Reformversuch im vergangenen Jahr spielte der Beitrag der intensiven Landwirtschaft zur Klimakrise bei Europas Agrarministern eine untergeordnete Rolle. Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) gehörte zu den Bremsern. Das könnte sich jetzt ändern. Ein Bewusstseinswandel wäre jedenfalls dringend nötig.
Emissionen aus der Tierhaltung müssen deutlich sinken
Will Deutschland bis 2045 klimaneutral werden, muss die Anzahl der Tiere in den Ställen und auf den Weiden etwa um die Hälfte reduziert werden.
Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts, die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde und Handlungsoptionen für Agrarpolitiker aufzeigen will. Demzufolge sind die Emissionen innerhalb des Agrarsektors ungleich auf Tierhaltung, Marktfruchtbau und den Anbau von Energiepflanzen verteilt. Die Tierhaltung ist mit rund drei Viertel an den weltweiten Treibhausgasemissionen beteiligt. Außer auf die Methanemissionen aus der Verdauung sei dies auch auf einen hohen Futterflächenbedarf zurückzuführen.
Doch längst geht es nicht allein um rülpsende Rinder. Hinzu kommen Kohlendioxid-Emissionen aus der Bewirtschaftung trockengelegter Moorböden, die mit ihrem begrenzten Ertragspotenzial häufig zur Beweidung genutzt werden. Darüber hinaus untersuchten die Forscher das Minderungspotenzial durch einen reduzierten und effizienteren Einsatz von Stickstoff sowie schwer vermeidbare Emissionen aus weiteren Treibhausgasquellen.
Emissionen ließen sich nur dann vermindern, so die Schlussfolgerung, wenn sich die Produktion ändert bzw. Produktionssysteme wie Ökolandbau oder Agro-Forstsysteme aufgegeben werden.
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