"Wenn nur das alte Blackwater Team noch zusammen wäre"
Lösungen für das IS-Problem? Risk-Manager Erik D. Prince hat sie: "Lasst den privaten Sektor die Arbeit machen"
Wie lange der von sich einander simultan überkreuzenden, gegenläufigen und gleichlaufenden Interessen geprägte Militäreinsatz der Allianz gegen die Dschihadisten des Islamischen Staat dauern könnte, weiß derzeit niemand mit Bestimmheit zu sagen. Zu lesen sind Aussagen aus der Gischt der informierten Kreise, wonach sich die Waffenhersteller auf mindestens ein Jahrzehnt bester Geschäfte im Nahen Osten freuen können. Die Qualitäten ihrer Produkte können sie mit Echtzeit-Beispielen aus Schlachtfeldern in Syrien und im Irak anpreisen, die Nachfrage ist garantiert. Kein Wunder, dass sich bei Empfängen der politisch-militärischen Elite Sprücheklopfer wohlfühlen.
Der ehemalige Blackwater-Chef, Erik D. Prince, gehört dazu. Als ihm die "Sicherheitsfirma", die unter Bush - und zur Schande des Friedensnobelpreisträgers auch unter Obama - viele hundert Millionen Dollar an Verträgen einsackte (vgl. State Department Awarded Blackwater More Than $1 Billion) wegen ihrer Skandale zu "heiß", also ruf- und geschäftsschädigend wurde, verkaufte er das Unternehmen, das seither mehrmals den Namen wechselte.
Prince ist nun CEO und Chairman der Unternehmensgruppe Frontier Services Group Limited (FSG), die mit chinesischen Partnern Afrika sicherer macht: Risk-Management heißt das in der Marktsprache, die das Essen bei den Empfängen und Geschäftstreffen möglichst nicht durch unappetitliche Assoziationen stören soll, so dass die Gabeln schön in der Hand bleiben.
Prince ist im Kern ganz der Alte geblieben, wie seine Rede bei einer Fundraiser-Soirée der Maverick PAC (beste Verbindungen zur Familie Bush) und seine Blog-Durchsage bei der Frontier Services Group bekunden.
Er macht sich Gedanken zur Sicherheitsproblematik im Irak und er hat eine Lösung, wie sie in amerikanischen Filmen oft beschworen wird: Es geht um einen Job, der zu Ende geführt werden muss, nicht halbherzig, sondern "professionell". Was der Staat, weil er unnötige Rücksichten nimmt oder weil an der Spitze ein schlechter CEO sitzt, nicht schafft, bringt der private Sektor wieder ins Lot:
Wenn das alte Blackwater Team noch immer zusammen wäre, dann bin ich mir sicher, dass eine aus mehreren Brigade von erfahrenen amerikanischen Söldnern oder auch eine internationale Streitkraft schnell zusammengestellt und eingesetzt werden könnte, um die notwendigen Kampftruppen am Boden zu stellen (…). Eine kompetente professionelle Streitkraft aus Freiwilligen würde als Speerspitze dienen, um die freundlichen, aber scheuen und launischen Truppen der nationalen irakischen Armee zu verstärken.
In der Rede beim Maverick PAC-Abendempfang fasste Prince sein Credo noch griffiger zusammen: Hätte Obama sein altes Business nicht zerstört, dann hätte man die Frage zum Einsatz von amerikanischen Bodentruppen schnell geklärt.
Private wären da hineingegangen und hätten es getan, und es wäre erledigt, und man hätte sich ein langes politisches Schlamassel und Unordnung, die ich nun vor uns sehe, erspart.
Und zwar mit weniger Kosten, als sie der "halbherzige aktuelle Plan Obamas" verursachen werde, betonte der Unternehmer Prince. Kenner der Materie, wie etwa der Autor eines Buches über die Aktivitäten Blackwaters im Irak, Jeremy Scahill, sehen die Sache etwas anders. Demnach war Princes Blackwater eine der Ursachen dafür, dass sich die USA schon bald sehr viele Feinde im Irak machten und damit jenes feindliche Milieu der radikalen Insurgenten erst groß machten, aus dem sich al-Qaida im Irak und danach ISIL entwickelten.
Das Massaker, das die schießwütigen Blackwater-Söldner 2007 am Nisur-Platz in Bagdad veranstalteten, ist nur das prägnanteste Beispiel vieler krimineller, ungesühnter, rücksichtloser Aktivitäten der Sicherheitsfirma im Irak, die ihr in der Bevölkerung den Ruf einer Mördertruppe eintrug, die keine Strafen zu fürchten hat, was zu großen Spannungen zwischen der irakischen Regierung und der US-Regierung führte.
Diese Kosten spart sich Prince bei seinen "Thoughts on Countering ISIS". Ebenso wie er das Scheitern beim Aufbau von Söldnereinsatzgruppen im Süden Afrikas und in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht erwähnt.
Dafür fallen dem Frontier Services Group-Chef auch zur Bekämpfung von Ebola einfache Lösungen ein. Dass die Probleme komplexer sein könnten, kommt dem Mann nicht in den Sinn. Wie auch, wenn ihm die amerikanische Justiz vorführt, dass er sich ziemlich einfach davonstehlen kann, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. Zur Verantwortung gezogen und vor Gericht stehen immer andere (Blackwater Topmanager: "Ich könnte Sie töten...").
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