Wer ist Wladimir Putin?

Fussnoten

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Aus erster Hand, Gespräche mit Wladimir Putin, Heyne Verlag, 2000

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arte, 2018. Der spätere Dissident Mansky begleitete Putins Aufstieg im Jahre 2000 zum Staatspräsidenten filmisch und hat im kritischen Rückblick auf diese Zeit und seine eigene Beteiligung dabei im Film noch einmal aufschlussreiche Aufnahmen zusammengestellt.

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Eine direkte Umfrage:https://www.reuters.com/world/europe/putins-approval-rating-soars-since-he-sent-troops-into-ukraine-state-pollster-2022-04-08/ des unabhängigen Levada Centers über die Zustimmung zu den "Militäroperationen" in der Ukraine kann ich nicht finden. Nach dem staatlichen Meinungsforschungsinstitut WCIOM stieg die Unterstützung von 65 Prozent am 25.02 auf 79,9 Prozent Anfang April. Vor allem die Älteren bejahen die Militäraktionen, bei Jüngeren lösen sie auch Ängste und Besorgnisse aus.

Einen gewissen Aufschluss über die Einstellung der russischen Bevölkerung gibt die Frage nach den Ursachen der Konflikte in der Ostukraine (Donbass). Vor allem die Älteren (61 Prozent) sind überzeugt, dass die USA und die Nato-Mitglieder die Initiatoren der Eskalation sind, die Jüngeren suchen die Ursachen der Verschärfung mehr bei der Ukraine. Allerdings haben zum Zeitpunkt der Befragung (11/12/2021) nur 39 Prozent der Russen einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine für sicher oder wahrscheinlich gehalten.

Einer Befragung von WCIOM nach sehen zu Beginn des Krieges jeweils 20 Prozent der Russen als Hauptziel der Operationen die Verhinderung von Nato-Basen und die Entmilitarisierung der Ukraine an.

Eine knappe Mehrheit der Russen hat eine positive Einstellung zu den Ukrainern, sieht ihr Verhältnis zu ihnen als "brüderlich" (52 Prozent) an und befürwortet eine freundschaftliche Selbstständigkei der Ukraine. Nur 11 Prozent glauben, dass die Ukrainer ein russenfeindliches Volk sind. Auch die Ukrainer haben (nach der russischen Levada-Umfrage) 2021 noch ein mehrheitlich positives Verhältnis zu den "Russen", erleben hingegen nach einer ukrainischen Umfrage 3/2022 zu 95 Prozent "Russland" als "sehr feindlich". Auch die russische Befragung von Ukrainern konstatiert bereits 2021: "Unter den Bürgern der Ukraine beginnt sich eine negative Einstellung gegenüber Russland durchzusetzen."

Ich frage mich, wie ukrainerfreundliche Russen – die oft Verwandte in der Ukraine haben – den grausamen Ukraine-Krieg mit ihrer anscheinend überwiegend positiven Haltung zu Regierung und Präsident vereinbaren können. Aufschluss gibt vielleicht die Aussage (Levada / 2021), dass 57 Prozent der Russen "schlecht" "allgemein" über "die Ukraine" denken, 67 Prozent eine negative Einstellung zur ukrainischen Führung haben (umgekehrt 76 Prozent der Ukrainer zur russischen Führung). Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass nur 10 Prozent der russischen Bürger in "hohem Maße" an Politik interessiert sind – über die Hälfte sind es nicht – und die meisten ihre Informationen wohl überwiegend aus regierungstreuen Medien beziehen. Hinzu kommt, dass kritischen Journalisten die Berichterstattung verwehrt wird und viele das Land verlassen haben. Eine große Mehrheit (82 Prozent) meint auch, dass sie wenig oder keinen Einfluss auf die Regierung habe.

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Zu den Interviewern: Schönenborn ist Putin auf Grund seiner Konzilianz nicht gewachsen, er läßt sich immer wieder verunsichern. Wolf hat eine sonst journalistisch fragwürdige, aber diesem Gegenüber angemessene Strategie: er bleibt bei seinen Fragestellungen und Einwendungen hartnäckig und läßt sich nicht aus dem Konzept bringen.

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Oliver Stone, amerikanischer Filmregisseuer, Die Putin Interviews, Kopp Verlag, 2018

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