Wie der künstlich verteuerte US-Dollar die Welt in den Ruin treibt – wieder einmal

Seite 2: Schuldenkrise der 1980er-Jahre – history repeats itself

Schon in den 1980er-Jahren operierte die US-Notenbank Federal Reserve mit Hochzinsen von bis zu 20 Prozent, um der hauseigenen Inflation Herr zu werden. Damit trieb Washington zahlreiche Entwicklungsländer in den Ruin, weil sie die Zinsen für ihre Dollar-Schulden nicht bezahlen konnten. Eine weltweite Schuldenkrise war die Folge, die insbesondere die lateinamerikanischen Schwellenländer hart traf.

Auch heute befürchtet ein führender Volkswirt bei der Weltbank bereits, dass sich ähnliche Vorgänge jetzt wiederholen könnten. Die ghanaische Landeswährung Cedi beispielsweise hat allein dieses Jahr 44 Prozent seines Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt.

Covid-19, der Ukraine-Krieg und das damit verbundene Sanktionsregime sowie die Klimakatastrophe verschärfen die Situation zusätzlich und führen vor allem in Afrika bereits zu Schuldenständen auf Krisenniveau.

Doch es geht nicht nur um Schulden und Wirtschaftswachstum. Die Probleme reichen viel tiefer. Denn nicht nur Rohstoffe aus Bodenschätzen werden in US-Dollar gehandelt, sondern auch Nahrungsmittel – vor allem Weizen, Mais und Soja.

Der teure US-Dollar hat zur Folge, dass viele Entwicklungsländer keine Nahrungsmittel mehr importieren können. Der Wirtschaftsdienst Bloomberg nennt etwa Ägypten, Bangladesch, Ghana und Pakistan als besonders betroffene Länder.

Was aber können Entwicklungs- und Schwellenländer tun, um den teils verheerenden Auswirkungen solch rücksichtsloser Finanzpolitik zu entgehen? Denn eine Weltwirtschaftsordnung, die von allen Beteiligten eine Anpassung ihrer nationalen Währungspolitik zum Zweck einer weltweiten Stabilisierung und eines Ausgleichs der Handelsbilanzen abverlangen würde, hat die G7 bisher noch immer strikt abgelehnt.

So bleibt den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern Ländern nur, immer größere Devisenreserven anzuhäufen, um ihre Schulden zu bezahlen und spekulativen Angriffen entgegentreten zu können. Allein die Devisenreserven Chinas beliefen sich im August 2022 auf die sagenhafte Summe von umgerechnet über 3,1 Billionen US-Dollar.

Dass mit dem Geld überwiegend US-amerikanische (und europäische) Staatsanleihen gekauft wurden und so die Staatsschulden der USA und EU-Länder finanziert werden, ist nicht wirklich ein Problem. Viel schwerer wiegt, dass diese riesigen Geldmittel totes Kapital sind und nicht sinnvoll eingesetzt werden können – zum Beispiel zur dringend benötigten Gesundheits- und Altersversorgung der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Schlimmer noch: Die mühsam angesparten Geldvermögen sind nicht mehr sicher. Wie der Ukraine-Konflikt gezeigt hat, scheut sich die G7 keineswegs, auch große Bestände an Devisenreserven einzufrieren. Die Geschichte wird erst noch zeigen, ob Russland sein Geld irgendwann wieder zur Verfügung gestellt wird. Dass Venezuela oder Afghanistan ihre geraubten Staatsvermögen zurückerhalten, ist derzeit ebenfalls nicht absehbar.

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