Wie der künstlich verteuerte US-Dollar die Welt in den Ruin treibt – wieder einmal

Seite 3: So könnte der US-Dollar abgelöst werden

Und was schlägt Foreign Affairs zur Lösung der durch die USA ausgelösten währungspolitischen Verwerfungen vor? Langfristig, so das Blatt, sollten die betroffenen Länder dazu übergehen, ihre Transaktionen untereinander nicht mehr in US-Dollar, sondern in Euro, Yuan oder anderen Währungen abzuwickeln. So könnten sie von den Entscheidungen der US-Zentralbank unabhängiger werden.

Das ist sachlich zwar richtig, vor allem aber eine bequeme Ausrede. Denn ihre eigenen Währungen können die Länder nur im Handel untereinander nutzen – und dort auch nur, wo US-Firmen nicht beteiligt sind. Eine Ausnahme sind essenzielle, nicht substituierbare Güter, wie Russland bewiesen hat, das seine Erdgasexporte in den Westen in Rubel abrechnet.

Doch die Handelsvolumina, die in Rubel getätigt werden, sind vergleichsweise klein. Der Handel etwa zwischen Indien und Russland wächst zwar und wird zunehmend in Rubel abgewickelt. Das Gesamtvolumen betrug 2021/22 zusammengenommen umgerechnet aber nur 13 Milliarden US-Dollar – nicht einmal ein Tausendstel der weltweiten Handelsströme von annähernd 20 Billionen US-Dollar.

Der Handel zwischen China und Russland betrug in den ersten acht Monaten dieses Jahres 117 Milliarden US-Dollar. Die Global Times verweist darauf, dass der Yuan jetzt vor US-Dollar und Euro die meistgehandelte Währung an der Moskauer Börse ist. Im September sind beide Länder zudem übereingekommen, die Zahlungen für russische Gaslieferung 50:50 in Rubel und Yuan zu begleichen.

Wirtschaftlich starke Länder wie China, mit einem großen Binnenmarkt, die auch als Standorte für ausländische Direktinvestitionen attraktiv sind, können den Wechselkurs ihrer Währung ziemlich gut kontrollieren, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist. Das hilft, spekulative Finanzmarktkapriolen zu vermeiden und stabilisiert den Austausch von Waren und Dienstleistungen.

Doch Kapitalflucht bleibt auch bei funktionierenden Kapitalverkehrskontrollen ein Riesenproblem. Und letztlich ist auch der Yuan mit einem Anteil von 2,31 Prozent an den weltweiten Zahlungsvorgängen und 2,88 Prozent an den weltweiten Devisenreserven der Nationalbanken noch längst kein Schwergewicht.

Wirtschaftlich schwache Entwicklungs- und Schwellenländer bleiben zur Finanzierung ihrer Entwicklung nur wenige Möglichkeiten: Sie können versuchen, mehr Geld in der Entwicklungszusammenarbeit mit den Industrienationen zu akquirieren oder diese zum Erlass von Schulden zu bewegen. Ansonsten bleiben sie auf interne Einnahmequellen angewiesen – etwa Steuer- und Zolleinnahmen.

Langfristig ist die Ablösung der Vormachtstellung des US-Dollars zwar durchaus denkbar; das wird aber noch unabsehbar lange dauern. Da auch die technischen Divergenzen (Abkehr oder Ausschluss vieler Marktteilnehmer von Swift wegen der Sanktionen gegen Russland) zunehmen, wächst gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass der Welthandel entlang (geo-)politischer Konstellationen zunehmend zerstückelt wird.

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