Wie die Plastik-Verseuchung beendet werden kann – jenseits von Recycling
- Wie die Plastik-Verseuchung beendet werden kann – jenseits von Recycling
- Politische Ansätze gegen Plastikverschmutzung greifen zu kurz
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Es verschmutzt die Weltmeere, macht krank und befeuert die Klimakrise: Milliarden Tonnen Plastik aus Öl und Gas. Höhere Recyclingquoten reichen dagegen nicht. Eine echte Lösung liegt auf dem Tisch. Warum wird sie nicht umgesetzt?
Wer die Förderung und Nutzung von Erdöl stoppen möchte, darf am Plastik nicht vorbeischauen. Denn Plastik wird fast immer auf der Basis von Erdöl oder Erdgas hergestellt.
Plastikverschmutzung gehört zu den nunmehr sechs von neun planetaren Grenzen, die bereits überschritten wurden. Bislang ungebremst verseuchen die Plastikströme von Makro- und Mikroplastik unsere Weltmeere, die Böden und sogar das Trinkwasser.
Seit Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat die Menschheit rund 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Das entspricht ungefähr dem Gewicht von 822.000 Eiffeltürmen. Nur neun Prozent dieses Plastiks wurde recycelt.
Die tödlichen Folgen der Plastikverschmutzung
Die Folgen sind tödlich: Mikroplastikpartikel sind allgegenwärtig, in der Luft, in der Nahrung, im Trinkwasser, auf den entlegensten Gletschern. Sie gelangen in die Nahrung und so in unsere Körper. Mikroplastik bedingte Krankheiten bei Menschen und Tieren nehmen immer weiter zu. Jedes Jahr sterben im globalen Süden Millionen Menschen an unserem ungelösten Müllproblem. Ob Kamele in der Wüste oder Großfische in den Meeren – Abermillionen Tiere verenden am Fraß von Plastik.
Kampf gegen Plastik ist Klimaschutz
Der Kampf gegen Plastik und für eine Kunststoff-Kreislaufwirtschaft kann gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:
CO2-Ausstoß senken: In jeder Phase des Lebenszyklus von fossilen Kunststoffen werden Treibhausgase freigesetzt. Zum Einen fallen bei der Produktion von Kunststoffen auf Basis von Erdöl oder Erdgas jedes Jahr weltweit 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid an. Dazu kommen die Emissionen, die aus der Müllverbrennung stammen. Aktuell landen 53 Prozent des Plastiks direkt in der Müllverbrennung.
Eine lukrative Abnahmequelle für fossile Unternehmen stoppen: 16 Prozent der in Deutschland verbrauchten 103 Millionen Tonnen Erdöl gehen in die Petrochemie, zu der die Produktion von Plastik, Polyester und anderen Kunststoffen gehört. Seit der Bedarf für Erdöl durch die Verbreitung erneuerbarer Energien sinkt, ist die Plastikproduktion ein willkommener wachsender Markt für ExxonMobil, Shell, Chevron und Co. Sie verkaufen ihr Erdöl nun an Coca-Cola, PepsiCo, Nestlé, Unilever und andere große Plastikproduzenten. Tendenz steigend.
Greenpeace beschreibt im Report "Klimakrise unverpackt" diese Zusammenhänge von Erdöl und Plastik. Leider zeigt auch dieser Report am Ende keine echte Lösung auf, weil die Lösungsvorschläge ausschließlich auf Mehrweg-Systeme und Recycling setzen, was die Probleme zwar reduziert, aber eben nicht löst.
Es ist also höchste Zeit, dass Politiker aller Ebenen endlich die Weichen für ein schnelles Ende der Plastik-Verseuchung stellen.