Wie die Regierung Kiew die Aufklärung der Brand-Tragödie in Odessa sabotiert
Seite 2: Verfolgung von Anti-Maidan-Aktivisten
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Während rechte Schläger nicht verfolgt oder nach kurzer Haft freigelassen werden, geht die Polizei in Odessa immer wieder gegen Personen vor, welche das schwarz-orange St. Georg-Bändchen an der Jacke tragen, das Erkennungszeichen der Russland-freundlichen Aktivisten. Wer das Bändchen trägt, wird aufgefordert, es abzunehmen. Die von Angehörigen der Brand-Opfer improvisierte Gedenkstelle vor dem Gewerkschaftshaus wurde schon mehrmals von der Stadtreinigung abgeräumt Nicht um alle Toten in der Ukraine darf getrauert werden).
Als Aktivistinnen am 2. September vor dem Gewerkschaftshaus von Odessa mit einem Straßentheater an das Massaker vom 2. Mai erinnern wollten, wurden sie von Polizisten rüde bedrängt, konnten ihr Kurz-Schauspiel dann aber doch noch aufführen.
Die Aktivitäten der Aktivistinnen vor dem Gewerkschaftshaus waren der Stadtverwaltung wohl auch deshalb ein Dorn im Auge, weil Odessa am 2. September seinen 220ten Stadt-Geburtstag feierte. Auf der berühmten Potjemkin-Treppe fand ein Rockkonzert statt, das mit einer Gedenkminute für die bei der "Anti-Terror-Operation" in der Ost-Ukraine gefallenen ukrainischen Soldaten begann. Jugendliche riefen Reime gegen Putin und Swjatoslaw Bakartschuk, der Sänger der beliebten Rockband "Okean Else", beschwor in seinen Liedern den Patriotismus der Ukrainer.
Mit Anti-Islam-Propaganda für eine "europäische Ukraine"
Odessa ist für die ukrainische Regierung nach wie vor eine der strategisch wichtigsten Städte. Unruhen soll es in der Hafenstadt, über welche die Ukraine einen großen Teil ihres Handels abwickelt, nicht geben. Und immer wieder gibt es Signale, welche den Bürgern klarmachen sollen, dass es zu nichts führt, sich an Protestkundgebungen zu beteiligen. So sah man am 1. September zwei Schützenpanzerwagen mit der ukrainischen Flagge und aufsitzenden Soldaten durch die Stadt fahren. "So leben wir im friedlichen Odessa", war der sarkastische Kommentar des Augenzeugen, der die Szene filmte.
Für alle Fälle wird den Bürgern, die auf Russland hoffen, erklärt, dass es aus ist mit ihrem Traum. So tauchte am 5. September im Internet ein Video auf, in dem Russland-Sympathisanten gewarnt werden: "Du träumst von einer russischen Welt und Du erhältst den tschetschenischen Krieg." Untermalt wird die Warnung mit Bildern von Tschetschenen, die angeblich auf Seiten der Separatisten in der Ost-Ukraine kämpfen. Anti-Islam-Propaganda ist offenbar als Mittel für eine "europäische Ukraine" durchaus geeignet.
Rechter Sektor greift Beamten an, der sich um Flüchtlinge kümmerte
Der Rechte Sektor in Odessa ist unterdessen weiter aktiv. Gestern tauchte im Internet ein Video auf, das die Bestrafung eines angeblich korrupten Beamten durch Aktivisten des Rechten Sektors zeigt. Die Aktivisten lauerten dem Beamten vor seiner Behörde auf, um ihn dann mit Gewalt zu "verhören" und in einen Müll-Container zu stecken.
Bei dem überfallenen Beamten handelt es sich um einen Leiter der Sozialversorgung von Odessa, Oleg Rudenko. Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes SBU hatten den Beamten bereits kurzzeitig festgenommen, weil er angeblich Geld für die Unterbringung von Flüchtlingskindern aus Donezk und Lugansk in die eigene Tasche abgezweigt hatte. Dass tatsächlich ein Fall von Korruption vorliegt, ist eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Beamten, welche Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine in Odessa unterbringen, das Leben schwer gemacht wird.
Bereits Mitte Juli hatte der Gouverneur von Odessa, Igor Paliza, verkündet, in Odessa gäbe es kein Geld für Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine. Die Flüchtlinge müssten in die Ost-Ukraine zurückkehren. Dort sei ein Großteil des Gebietes bereits "befreit".
Leftvision arbeitet mit Ulrich Heyden an einen Dokumentarfilm über das Massaker von Odessa. Mit einem Crowdfunding-Trailer wird für die Finanzierung des Films geworben. Spendenseite.