Wie die USA beim Wandel zur Elektromobilität den Anschluss verlieren
China dominiert inzwischen den E-Auto-Markt. Die USA geraten dagegen ins Hintertreffen, weil sie sich abschotten, statt zu kooperieren.
China ist zum Tempomacher beim Übergang zur Elektromobilität geworden: Zuletzt wurden dort erstmals mehr Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge verkauft als Benziner und Diesel. Chinesische Hersteller wie BYD dominieren den heimischen Markt und mischen im Export weltweit mit.
In den USA dagegen scheint die Elektromobilität trotz Subventionspolitik zu stagnieren – der Marktanteil verharrt bei mageren zehn Prozent.
Dieses Auseinanderdriften der beiden größten Automärkte der Welt hat weitreichende Folgen. Washington reagiert beunruhigt und erhöht die Importzölle auf chinesische Elektroautos. Doch diese protektionistische Abwehrhaltung könnte nach hinten losgehen.
US-Regierung torpediert eigene Klimaziele
Das ist zumindest die Meinung des Bloomberg-Kolumnisten Liam Denning. In einem kürzlich erschienenen Artikel schreibt er, dass die Regierung von Joe Biden ihre eigene Klimaagenda konterkariere. Das Problem sei ihr Versuch, verschiedene politische Ziele unter einen Hut zu bringen – kürzere Lieferketten, mehr Jobs in der Industrie, Eindämmung Chinas.
Denn um die Wirtschaft zu dekarbonisieren, müssten so schnell wie möglich massentaugliche und bezahlbare Elektroautos auf den Markt kommen. Die enormen Fortschritte und Kostensenkungen bei Batterien sind zu einem großen Teil den weltweit führenden Produktionskapazitäten in China zu verdanken.
Chinesische Autokäufer haben derzeit die Wahl zwischen mehr als 200 E-Modellen unter 50.000 Dollar, Amerikaner nur zwischen knapp 50. Doch während der Ausschluss Chinas den heimischen Herstellern helfen soll, aufzuholen, fahren Ford und General Motors ihre Elektropläne zurück und setzen weiter auf Verbrenner-SUVs und Pick-ups.
Die Abhängigkeit von diesen schwer elektrifizierbaren Stadt-Panzern macht die "Big Three" aus Detroit verwundbar. Der US-Markt wächst seit Jahrzehnten kaum noch, die Nachfrage nach den Profitbringern auf vier Rädern ist zunehmend gesättigt. Hinzu kommt die alarmierende Erkenntnis, dass die US-Fahrzeugflotte ohne einen konsequenten Schwenk zur Elektromobilität kaum CO2-ärmer werden kann – während der Großteil der Welt dank der Chinesen vielleicht schon bald elektrisch fährt.
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Vom Wettbewerb mit China lernen
Statt sich abzuschotten, könnten die USA chinesische Hersteller unter Bedingungen einladen, wie es Ex-Präsident Trump vorgeschlagen hat: Joint Ventures, Sicherheitsauflagen, Fokus auf günstige Elektroautos, made in USA. China hat das einst selbst zur Bedingung gemacht, als es ausländischen Konzernen Marktzugang gewährte. Diese bekamen Wachstum, chinesische Firmen Technologie und Know-how.
Den Wettbewerbsdruck und die Expertise chinesischer Konkurrenten könnten die Autobauer in Detroit gut gebrauchen, so Denning. Schon in den 1980er-Jahren, als sie von der effizienten Produktion japanischer Hersteller in US-Fabriken profitierten, mussten sie über ihren Schatten springen. Auch damals seien sie Joint Ventures mit japanischen Konzernen eingegangen, um zu lernen.