Wie die USA versuchen, die Wiedervereinigung Koreas zu verhindern
Seite 2: Die Verhandlungen mit den USA
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Im Juni trafen sich dann Kim Jong-un und US-Präsident Trump in Singapur, bei dem die drei eingangs erwähnten Punkte vereinbart worden waren. Die Erklärung war kurz und prägnant, beschrieb den Ablauf der vereinbarten Vorgehensweise zur Erreichung der Denuklearisierung Nordkoreas. Nachdem man besprochen hatte, dass für den Stopp von Kernwaffenversuchen und Raketentests Nordkoreas die Militärmanöver der USA mit Südkorea beendet würden, gab es dann abschließend folgende Erklärung:
1. Die Vereinigten Staaten und die DPRK verpflichten sich, neue Beziehungen zwischen den USA und der DPRK einzurichten, die in Übereinstimmung mit dem Wunsch der Menschen der beiden Länder nach Frieden und Wohlstand stehen.
2. Die USA und die DPRK werden gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um eine nachhaltige und stabile Friedensordnung auf der koreanischen Halbinsel einzurichten.
3. Die Deklaration von Panmunjom vom 27. April 2018 bestätigend, verpflichtet sich die DPRK in Richtung einer kompletten Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu arbeiten.
Text der unterzeichneten Erklärung
Wieder war es die Reihenfolge, die durch die Punkte deutlich gemacht wurde, zusätzlich bestärkt durch den Hinweis auf die Erklärung von Panmunjom, die Details für das schrittweise Vorgehen enthält.
Dann reiste also Pompeo nach Pjöngjang und fragte nach den Details von Nordkoreas Kernwaffenprogramm und wie das Land plante, es aufzugeben. Soviel wir aus den Medien wissen, wurde niemals über den Punkt 1 der Erklärung gesprochen, also die "Errichtung von neuen Beziehungen zwischen den USA und der DPRK". Auch über Punkt 2, also einen Friedensprozess und eine Friedensordnung, wurde nicht diskutiert. Auch wurde kein Wort über Sicherheitsgarantien für Nordkorea verloren. Die USA wollten den letzten Punkt als ersten realisiert sehen, was bedeutet, dass man kein wirkliches Interesse an einer Verwirklichung eines befriedeten Koreas hatte.
Nachdem Pompeo Pjöngjang verlassen hatte, veröffentlichte Nordkorea eine Stellungnahme, die das deutlich machte:
Die US-Seite trat mit ihrer einseitigen und mafiaähnlichen Forderung nach Denuklearisierung auf und forderte ausschließlich die Erfüllung von CVID [Anmerkung des Autors: Complete, Verifiable and Irreversible Dismantlement] eine Erklärung und Bestätigung, was insgesamt dem Geist des Gipfeltreffens in Singapur und den geführten Gesprächen widersprach.
Die US-Seite erwähnte mit keinem Wort das Thema, eine Friedensordnung für die koreanische Halbinsel zu errichten, die entscheidend für Entspannung und die Verhinderung eines Krieges ist. Die US-Seite vertrat die Ansicht, dass sie sich sogar von den Thema, zu dem sie sich verpflichtet hatte, nämlich den Kriegszustand zu beenden, unter bestimmten Bedingungen und Entschuldigungen zurückziehen könnte.
Was das Thema betrifft zu erklären, dass der Kriegszustand zu einem frühen Zeitpunkt beendet wird, so ist das der erste Prozess für die Entspannung und die Etablierung einer nachhaltigen Friedensordnung auf der koreanischen Halbinsel, und gleichzeitig begründet es den ersten Faktor in der Vertrauensbildung zwischen der DPRK und den USA. Diese Angelegenheit der historischen Aufgabe, den Kriegsstatus auf der koreanischen Halbinsel, der nun seit fast 70 Jahren besteht, zu beenden, wurde auch in der Erklärung von Panmunjom festgelegt. Auch Präsident Trump war auf dem Gipfeltreffen zwischen der DPRK und den USA gegenüber diesem Punkt aufgeschlossener.
Nordkoreanische Regierung
An der Politik Nordkoreas hatte sich niemals etwas geändert. Zuerst Friedensvertrag, dann Entwaffnung. Alles andere wäre die bedingungslose Kapitulation. Diese Haltung wird von Nordkorea seit Jahrzehnten vertreten und ist keine überraschende neue Entwicklung. Man darf auch annehmen, dass die Entwicklung von Kernwaffen ausschließlich zu dem Zweck erfolgte, dieses Ziel zu erreichen.
Interessanterweise lobt Nordkorea in der Erklärung den Präsidenten Trump, während sie seine Untergebenen stark kritisiert.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Beziehungen zwischen der DPRK und den USA wurde innerhalb einer kurzen Zeit auf dem Gipfeltreffen in Singapur eine wertvolle Vereinbarung geschlossen. Dies ist der Tatsache anzurechnen, dass Präsident Trump persönlich sagte, dass er in Richtung einer Lösung der Beziehungen zwischen der DPRK und den USA auf dem Weg einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel in neuer Weise gehen wollte.
Wenn nun beide Seiten auf der Ebene der Arbeitstreffen von der neuen Weise, die auf dem Gipfeltreffen vereinbart worden war, auf den alten Weg zurückkehren, würde das epochale Gipfeltreffen von Singapur bedeutungslos werden. (…) Wir wertschätzen immer noch unseren guten Glauben in Präsident Trump.
Nordkoreanische Regierung
Nun ist bekannt, dass sich Trump in seine Regierung die schlimmsten denkbaren Kriegsbefürworter geholt hat. Und die waren nie an einem Frieden mit Nordkorea interessiert. Sie sagten es auch ganz offen in US-Fernsehshows. Trumps Sicherheitsberater John Bolton erklärte zum Beispiel auf FoxNews, was von Verhandlungen mit Nordkorea hielt:
Es gibt einen alten Witz über Nordkorea: Woran erkennt man, dass sie lügen? Weil sie dann ihre Lippen bewegen (…) Es kann ein langes und unproduktives Treffen geben oder ein kurzes und unproduktives Treffen.
John Bolton
Der ganze Bericht in FoxNews macht deutlich, dass Bolton und seine Unterstützer keinen Gedanken an Entspannung und Aufbau normaler Beziehungen verschwenden. Bolton erklärt deutlich, dass er erwartet, dass Kim ihm sagt, in welchen Hafen US-Schiffe einlaufen können, um die Atomwaffen abzutransportieren, nur das akzeptiert er als Erfüllung der Vereinbarung.
Ist Nordkoreas Führung verrückt?
Nordkoreas Führung ist verrückt und gefährlich, sagten sie. Wenn sie Atombomben hätten und dazu passende Raketen, würden sie andere Länder vernichten, deshalb müsse man Nordkorea vorher vernichten. Man hätte ja praktisch keine andere Wahl. Dabei wurde allerdings vergessen, dass Nordkorea, und auch seine "verrückte Führung", wohl kaum die absolute Vernichtung des Landes riskieren wird, indem es ein anderes Land mit Atomwaffen angreift. So verrückt ist ein System nicht, das sich so lange gegen mächtige Gegner an der Macht gehalten hat.
Dabei wird auch vergessen, dass nur ein einziges Land bisher Nuklearwaffen und dann noch gezielt gegen Zivilisten eingesetzt hatte. Und gleich zwei unterschiedliche Kernwaffen, um die verschiedenen Wirkungen studieren zu können. Dabei wird auch vergessen, dass das Land, die USA, das ständig droht, einen Angriffskrieg gegen Nordkorea vom Zaun zu brechen, schon einmal mit Bombenteppichen 20% der Bevölkerung Nordkoreas getötet hatte, ohne jemals für seine Kriegsverbrechen belangt worden zu sein. Und dass offen sichtlich nur der Besitz von Kernwaffen wirklich als Abschreckung eines so gewaltigen Gegners geeignet ist. In "The Intercept" schreibt Mehdi Hasan dazu:
Für die Akten: Es war Nordkorea, und nicht die Amerikaner oder ihre südkoreanischen Verbündeten, die im Juni 1950 den Krieg begannen, als sie den 38. Breitengrad überschritten und eine Invasion des Süden begannen. "Kaum ein Amerikaner weiß oder erinnert", sagt der Historiker Bruce Cumings von der Universität Chicago in seinem Buch "Der Korea-Krieg: Eine Geschichte", "dass wir den Norden drei Jahre lang mit Bombenteppichen belegten, ohne jede Rücksichtnahme auf zivile Opfer.". (…) Wie viele Amerikaner sind sich z.B. bewusst darüber, dass US-Flugzeuge über der koreanischen Halbinsel mehr Bomben (635.000 Tonnen) und Napalm (32.557 Tonnen) abwarfen, als während der gesamten Zeit des Pazifikkrieges gegen die Japaner im 2. Weltkrieg?
Mehdi Hasan
Der Autor weist darauf hin, dass Curtis LeMay, Chef des strategischen Luftkommandos, während des Korea-Krieges erklärt hatte, dass die Luftwaffe 20% der Bevölkerung ausradiert hätte. Er wird zitiert mit den Worten: "Wir gingen rüber und kämpften den Krieg und brannten jede Stadt in Nord Korea nieder." Ja, jede Stadt und drei Millionen Zivilisten.
Wer hörte vom Nogeun-ri-Massaker im Juli 1950, in dem hunderte zivile Koreaner durch US-Bomber und Mitglieder des 7. US Kavallerieregimentes ermordet wurden, als sie versuchten, sich unter einer Brücke in Sicherheit zu bringen. Und das ist nur ein Beispiel für Dutzende von Kriegsverbrechen. Aussagen von US-Kommandanten finden sich in Augenzeugenberichten, die davon redeten: "Tötet alle" und die das "Ausrotten aller Nordkoreaner" forderten.
Und nun schaue man sich die Politik der USA in der Folge an. Die unzähligen geführten Angriffskriege, Bombenteppiche, Regime-Changes. Und bis heute weigern sich die USA, einen Friedensvertrag mit Nordkorea zu schließen und damit dem Land Sicherheitsgarantien zu geben. Obwohl selbst die im Licht der Kriege gegen einstige Verbündete wie Saddam Hussein als wenig überzeugend erscheinen.
Schon 1952 erschien das Buch "The hidden History of the Korean War" von I.F. Stone. Es war über Jahrzehnte die einzige Arbeit, die relativ unvoreingenommen über den Krieg berichtete, wenn auch relativ blauäugig im Geiste seiner Zeit. Aber in vielen Ländern kennen noch nicht einmal Studenten der Koreanistik oder verwandter Studiengänge das Buch, haben keine Ahnung, was und wie der Koreakrieg wirklich war. Dabei wird sogar in Wikipedia massenhafte und ausgedehnte Kriegsverbrechen der USA zugegeben:
Die Zahl der oft unschuldigen Opfer bei den Massakern in Südkorea war aufgrund der antikommunistischen Hysterie besonders hoch. So gibt es dokumentierte Berichte über viele Massenhinrichtungen, bei denen Mitglieder der Kommunistischen Partei und von angeblich kommunistenfreundlichen Gruppierungen getötet wurden. Zugleich wurden unzählige Zivilisten - manchmal auch deren Familien mit Kindern und Greisen[…] - von US-Truppen getötet, weil sie angeblich mit dem kommunistischen Nordkorea zusammengearbeitet hatten.[…]
Nach offiziellen amerikanischen Dokumenten beläuft sich die Zahl der Getöteten auf etwa 300.000 Personen. Dabei waren viele Menschen nur aus Not den Kommunisten beigetreten - diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten. Gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten mit häufig wechselnden "Besatzern" hing das Überleben der Familien von dieser Hilfe ab.
Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die Regierung der USA jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.
Wikipedia
Fassen wir zusammen: Ein kommunistisches Regime in Nordkorea versuchte, gegen den Willen Stalins und der chinesischen Führung, mit Gewalt den Süden des Landes zu besetzen, um die Wiedervereinigung unter der eigenen Führung zu erzwingen. Daraufhin wird das Land in Schutt und Asche gelegt, die vollständige Zerstörung Nordkoreas verhindern nur ungewollt die Chinesen unter ungeheuren eigenen Verlusten und erkämpften den Rückzug der Truppen, die nun den Norden besetzen wollten, zum 38. Breitengrad.
Die Generäle der USA forderten, Dutzende von Atombomben auf China abzuwerfen, was die US-Regierung aus Angst vor einem Atomkrieg mit Russland ablehnte. Washington glaubte damals, dass China und Nordkorea nur als Marionetten Moskaus agierten. Dies dürfte China vor über 30 Atombomben gerettet haben. Seitdem drohen die USA ständig mit einem "Präventivkrieg" innerhalb eines Konfliktes, der noch nie durch einen Friedensvertrag beendet wurde. In diesem Kontext versucht das längst militärisch weit unterlegene Nordkorea, die Abschreckung eines Angriffs durch Kernwaffen zu erhöhen. Aber der Gegner, ein Land, das bereits Kernwaffen gegen einen Gegner eingesetzt hatte, und das wiederholte Male mit dem Einsatz gedroht hatte, will dies nicht zulassen, ohne aber bereit zu sein, Sicherheitsgarantien zu geben.
Durch die Aufrechterhaltung der Spannungen sichern sich die USA den strategischen Partner Südkorea und einen der größten Militärstützpunkte, Vorposten im erwarteten Krieg gegen China. Während sich China längst aus Nordkorea zurückgezogen hat. Das Regime in Nordkorea ist aus westlicher Sicht zweifelsohne schlimmer, als es das von Saddam Hussein oder Gaddafi waren, deshalb mögen es deutsche Medien für "unabwendbar" halten, wenn Trump das Land bombardiert. Trotzdem wäre das ein weiteres Kriegsverbrechen der schlimmsten Art, wie wir seit den Nürnberger Prozessen wissen, nämlich ein Angriffskrieg, egal, wie es die Medien nennen mögen.