Wie kam Anis Amri ums Leben?

Seite 3: Eine brisante Aussage

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Die Opfer und Betroffenen des Anschlages werden ob dieser Entwicklungen zunehmend ungeduldig. Der Berliner Andreas S., der auf dem Breitscheidplatz war, als der LKW in die Menschenmenge fuhr und in dessen Armen eine Frau gestorben ist, hat am Freitag zu Beginn der Sitzung des Ausschusses von Berlin dem Vorsitzenden Burkard Dregger (CDU) ein Schreiben überreicht.

Dessen Inhalt ist brisant und passt zu all den Ungereimtheiten, die kein Ende nehmen. Der LKW kam direkt auf ihn zugeschossen, schreibt Andreas S., er habe sich mit einem Sprung retten können, sei dabei aber verletzt worden.

Er habe im Führerhaus zwei Männer gesehen. Der Beifahrer habe dem Fahrer ins Lenkrad gegriffen und versucht, das Fahrzeug nach links wegzusteuern, was ihm auch gelang, sonst wäre noch Schlimmeres passiert.

Die Beobachtung stellt die offizielle Tatversion in Frage, nach der Amri den polnischen Fahrer Lukasz U. beim Kapern des LKW um etwa 19:30 Uhr erschossen haben soll. Wurde der Fahrer also erst nach der Tat ermordet? Wie gelang es Amri trotzdem, das Fahrzeug in seine Gewalt zu bekommen? Und warum hat die Bundesanwaltschaft kein Interesse an diesen Details?

Die Fragen führen aber erneut zu dem Ort, wo der Tunesier vier Tage später erschossen wurde. Wusste er, dass der Sattelschlepper genau dort gestartet war? Wenn ja, von wem?

Das Anschlagsopfer Andreas S. hat seine Wahrnehmung vor einem Jahr, im Juni 2017, einem Kriminalbeamten der BKA-Ermittlungsgruppe City zu Protokoll gegeben. Der zeigte sich verwundert, dass der Zeuge nicht längst vom LKA Berlin vernommen worden war.

Das ist er bis heute nicht. Nun hat sich Andreas S., der zum Kreis der Opfer gehörte, die von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen worden waren, direkt an den Untersuchungsausschuss gewandt.