Wie sich die Zivilluftfahrt gegen Raketenbeschuss schützt

"First Sting": Gemälde, Öl auf Leinwand, aus dem CIA-Museum. Bild: Stuart Brown

US-Unternehmen Fedex will möglichen Angriffen mit Laser entgegenwirken. Meldung weist auf eine andauernde Gefahr für die nicht-militärische Luftfahrt hin

Das Frachtunternehmen Fedex wolle laserbasierte Schutzsysteme auf seinen Flugzeugen installieren, um sie gegen schultergestützte Flugabwehrraketen, sogenannte Man Portable Air Defense Systems (Manpads) zu schützen. Dies berichten die Nachrichtenagentur Reuters, CNN und das US-Magazin Politico.

Die Medien beziehen sich auf ein entsprechendes Dokument der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Authority (FAA). Die FAA wolle sicherstellen, heißt es darin, dass die Abwehrwaffen nicht aus Versehen ausgelöst werden und eine Gefährdung darstellen.

Vergleichbare Abwehrsysteme bieten der Rüstungskonzern Airbus und der französische Konzern Sabena technics bereits für Flugzeuge der zivilen Luftfahrt an.

Auch die israelische Luftfahrtgesellschaft El Al sowie die Maschine des US-Präsidenten, die Air Force One, sollen mit vergleichbaren Schutzsystemen ausgestattet sein, um Boden-Luft-Raketen wie die Stinger ablenken zu können.1

Manpads, auch bekannt als Stinger, waren an die afghanischen Mudschaheddin geliefert worden, damit diese sie gegen russische Helikopter einsetzen. Von dort gelangten sie in die ganze Welt und bedrohen nun auch die einstigen Lieferanten.

"Wir verteilten sie wie Lollipops", zitierte Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom einen Beamten des Pentagon, der den leichtfertigen Umgang mit den Hightechwaffen kritisierte.2 Die Folgen blieben nicht aus: Bekannt ist der Anschlag im Jahr 2003 auf eine Maschine des Lieferunternehmens DHL.3

Mehr als 500.000 Manpads sollen weltweit momentan zirkulieren, schätzt die Federation of American Scientists.

2.500 Strelas, also russische Flugabwehrraketen, habe die Bundeswehr aus dem Verkehr gezogen; vermutlich aus alten Beständen der Nationalen Volksarmee hieß es im Spiegel.

Um die Verbreitung doch noch einzuschränken, verabredeten die 40 Mitgliedsstaaten des Übereinkommens von Wassenaar, die Weiterverbreitung von schultergestützten Flugabwehrraketen auf solche Staaten zu beschränken, die Diebstahl, Missbrauch und Weiterverbreitung dieser Waffen unterbinden und mit Endverbraucherzertifikaten dafür bürgen.

Handel mit tragbaren Luftabwehrraketen beschränken

Zudem treten die Mitgliedsländer, darunter die USA, Frankreich, Japan und Deutschland, dafür ein, das Abfeuern von Manpads durch technische Veränderung zu erschweren und Nationen dabei zu unterstützen, ihre Bestände zu vernichten.

"Das Wassenaar-Abkommen für Exportkontrollen von konventionellen Waffen und doppelverwendungsfähigen Gütern und Technologien ist eine internationale, nicht bindende Vereinbarung", erklärt die Federation of American Scientists.

Das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (Bits) und die Nichtregierungsorganisation Basic forderten hingegen bereits 1994, den Handel mit tragbaren Flugabwehrraketen zu beschränken.

Zu groß ist die Gefahr von Terroranschlägen, besonders gegen die Luftfahrt. Militärflugzeuge schützten sich dagegen früher durch den Ausstoß sogenannter Düppel oder Flares. Das sind bei Abwurf entzündete Magnesiumstreifen, die die hitzesuchenden Flugabwehrraketen ablenken sollten.

Es folgten sogenannte Directed Infrared Countermeasures (DIRCMs), die den Angreifer mit Infrarotlaser direkt aufs Korn nehmen. In diesem Kontext hatte die Lufthansa auch Privatmaschinen und Regierungsflieger mit Schutzsystemen ausgerüstet.

Und dies, obwohl Europäische Behörden solche Systeme, die beim Militär schon lange üblich sind, für zivile Airlines bisher nicht zugelassen hatten. Nicht überall durften die Flugzeuge der israelischen El Al deshalb landen. Die Schweiz etwa lehnte ab. "Sollten die Israelis dennoch mit solchen Systemen erwischt werden", so ein Sprecher des zuständigen eidgenössischen Amtes, "riskieren sie es, am Boden zu bleiben."

Deutschland erlaubt zwar die Landung. Unklar ist aber, ob die Hitzefackeln auch benutzt werden dürften: In den deutschen Vorschriften war der Einsatz von Raketenabwehrsystemen bisher nicht geregelt.

Im Jahr 2005 förderte die Europäische Kommission das Projekt Palma. Palma stand für Protection of airliners against Manpad attacks, also für den Schutz von Passagiermaschinen. Was aus dem Projekt der Europäischen Kommission wurde, ist nicht bekannt. Eine Telepolis-Anfrage blieb bislang unbeantwortet.

Auch in den USA scheint es lange ruhig gewesen zu sein um die Frage nach Abwehrmaßnahmen gegen Manpads. Die FAS listet für 2013 zuletzt Angriffe mit den Raketen auf – in Syrien.

Das US-Heimatschutzministerium führt zum Thema nur ein Dokument (Aviation Transportation System Security Plan) von Ende März 2007 auf. Das US-Außenministerium, heißt es in dem 19-seitigen Papier, wolle Regierungen dabei unterstützen, Kontrolle über ihre Manpad-Bestände zu behalten und illegalen Handel zu unterbinden.

Die Zahlen sprechen dafür, dass das Problem durch unkontrollierte Verbreitung des Waffensystems durchaus ernst genommen wird: 105,5 Millionen US-Dollar seien 2008 an Northrop Grumman und Fedex geflossen, führte der US-Bundesrechnungshof in seinem Rechenschaftsbericht damals auf.