Wie sicher sind britische Atom-U-Boote?
Seite 2: Die Royal Navy ist not amused
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- Die Royal Navy ist not amused
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McNeilly erklärt in seinem Bericht eindeutig, dass er mehrfach seine Sorgen über die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen und die Zustände an Bord seinen Vorgesetzten gemeldet habe, es aber zu keiner Änderung oder Konsequenz geführt hätte. Zudem betont er, dass er die Informationen, die er in seinem Bericht veröffentlicht hat, sehr genau danach ausgesucht hat, dass deren Offenlegung keine Gefahr darstellt.
Dennoch ließen die entsprechenden Reaktionen nicht lange auf sich warten. Graham Edmonds, Sprecher der britischen Defence Association, betont: "Whistleblowing mag individuelle Lobbygruppen erregen, aber in diesem Fall betrifft es die Sicherheit der unabhängigen strategischen nuklearen Abschreckungsmittel des Landes. Es war ein unverantwortlicher Akt und scheint klar, dass dies seine Motivation war, der Royal Navy beizutreten."
Edmonds verweist auf die Möglichkeit, dass die extreme technische Komplexität eines Atom-U-Bootes und die möglicherweise überwältigende Erfahrung einer Seepatrouille für McNeilly auf der einen und seine fehlende Erfahrung und sein fehlendes Wissen auf der anderen Seite der Grund für die aus Sicht Emdonds grundlegenden falschen Darstellung sein könnten.
Die Reaktion der Royal Navy auf McNeillys Vorwürfe erfolgte ebenfalls umgehend. Sie dementiert entschieden die Darstellung, dass das Alarmsignal in der Missile Control and Monitoring Position auf lautlos gestellt wurde, damit die Besatzung das Signal nicht hören musste. Ebenso wurden die Geschichten von einer Überflutung eines U-Bootes und dem Ausbruch eines Feuer dementierts, als das U-Boot noch im Hafen lag. McNeilly beschreibt dieses Ereignis, von dem ihm sein Kollege berichtet hatte.
Alles in bester Ordnung
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon wandte sich am 28. Mai an die Presse und verkündete, dass eine Untersuchung des Verteidigungsministeriums zu dem Ergebnis gekommen sei, weder seien die operationelle Funktionsfähigkeit noch die Sicherheit der Atom-U-Boote gefährdet. In seiner schriftlichen Stellungnahme heißt es, dass McNeillys Vorwürfe entweder faktisch unkorrekt oder das Resultat eines Missverständnisses beziehungsweise nur teilweise vorhandenen Verständnisses seien. Nur eine Anschuldigung bedürfe einer vollen Untersuchung, nämlich der Bericht, dass unerlaubterweise E-Zigaretten an Bord der Atom-U-Boote geraucht würden.
Des Weiteren weist die Stellungnahme darauf hin, dass es sich um McNeillys ersten Einsatz in einem Atom-U-Boot handelte und er erst in der Ausbildungsphase stand. Sein Zugang zu Aktivitäten und Material an Bord seien in Entsprechung seiner Zugangsberechtigungen gewesen. Zudem hätte die Untersuchung keinen Beweis dafür gefunden, dass McNeilly sich mit seinen Befürchtungen an seine Vorgesetzten gewandt habe.
Ein weiterer Zeuge
Ein ehemaliger Spezialist für Kommunikation und Informationstechnologie der Royal Navy hat erklärt, dass er seiner eigenen Erfahrung entsprechend McNeillys Darstellung für überzeugend halte.
Euan Bryson berichtete dem "Guardian", dass beispielsweise ein Kollege einfach seine Bankkarte vorzeigte, um durch die Kontrolle zu gelangen, nachdem er seinen Ausweis der Royal Navy verloren hatte. Zudem komme es häufig vor, dass neue Besatzungsmitglieder aufgefordert würden, Tätigkeiten auszuführen, für die sie nicht das Training oder die erforderliche Sicherheitszulassung hätten.
Julian Assanges Mutmaßungen
In einem Interview auf "Democray Now!" spekuliert WikiLeaks-Gründer Julian Assange über den weiteren Verlauf dieses Whistleblower-Falles: "Ich kann mir vorstellen, dass sie McNeilly, wenn sie eine Debatte über die Angelegenheit unterdrücken wollen, für sein unerlaubtes Fehlen vom Dienst anklagen werden. Vielleicht wird er eine Gefängnisstrafe von 28 Tagen erhalten und dann wird er unehrenhaft entlassen, um den Konflikt auf diese Weise zu dämpfen."
Tatsächlich wurde McNeilly, nachdem er sich freiwillig gestellt hatte, nicht aufgrund der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen verhaftet, sondern weil er unerlaubt vom Dienst fortgeblieben war. Am nächsten Tag wurde er entlassen, bleibt aber weiterhin an einem Ort in Portsmouth inhaftiert, während er verhört wird.