Wie sicher sind britische Atom-U-Boote?
Seite 3: Die Sicherheit des nuklearen Abschreckungspotentials
- Wie sicher sind britische Atom-U-Boote?
- Die Royal Navy ist not amused
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Unabhängig davon, wie richtig oder falsch McNeilly mit seiner Einschätzung liegt, dass eine nukleare Katastrophe nur eine Frage der Zeit sei, so deutlich macht sein Bericht, dass Atomwaffen alles andere als sicher sind, auch wenn man sich an ihre jahrezehntelange Präsenz gewöhnt zu haben glaubt.
Allein 50 Nuklearsprengsätze gelten heute weltweit als vermisst. Zum Teil liegen sie auf dem tiefen Meeresgrund, aber nicht nur.
Vier Tage nach dem Amtsantritt von Präsident John F. Kennedy, stürzte in North Carolina ein B-52-Bomber der US Air Force mit zwei Wasserstoffbomben an Bord ab. Beim Auseinanderbrechen des Flugzeugs wurden die Bomben unabsichtlich abgeworfen. Eine Bombe landete an einem Fallschirm hängend in einer Weide, die andere fiel in ein Sumpfgebiet. Zwar haben die US-Behörden den Zwischenfall bestätigt, aber stets bestritten, dass eine echte Gefahr bestanden habe. Tatsächlich wurden bei der Wasserstoffbombe, die am Fallschirm hing, die Auslösungsmechanismen betätigt. Nur ein letzter, sehr sensibler Schalter verhinderte die Detonation. Im Jahre 1967 stürzte ein amerikanischer Bomber mit vier Wasserstoffbomben über dem spanischen Bauerndorf Palomares ab. Zwei der vier Bomben verstrahlen seitdem die Umgebung (USA zahlen nicht mehr für Atomwaffenunfall).
Auch in der jüngsten Vergangenheit gab es Fälle, die Zweifel daran erzeugen, ob eine nukleare Katastrophe nicht tatsächlich nur eine Frage der Zeit ist. Im Jahr 2007 hatte ein B-52 Bomber, der drei Stunden lang über den USA flog, versehentlich mehrere Atombomben an Bord. 2010 verloren die USA aufgrund eines Computerproblems 45 Minuten lang die Kontrolle über 50 nukleare Sprengköpfe.
Eine schottische Frage
Julian Assange weist auf die besondere schottische Note in diesem Fall hin. Alle britischen Atomwaffen sind im schottischen Faslane stationiert. Dadurch wird Schottland nicht nur zu einem potentiellen Ziel eines taktischen nuklearen Angriffs, sondern auch eines nuklearen Unfalls. Es überrascht daher nicht, dass die Schottische Nationalpartei die Atomwaffen außer Landes haben möchte und im Fall einer Unabhängigkeit diesen Schritt auch in die Tat umsetzen würde.
Schottische Politiker fanden sehr deutliche Worte zu den Enthüllungen von McNeilly. Alex Salmond, der bis zum Referendum über die schottische Unabhängigkeit Erster Minister Schottlands war, nannte den Bericht des britischen Verteidigungsminister "eine Beleidigung" der Intelligenz der Öffentlichkeit. Brendan O’Hara, Sprecher der Schottischen Nationalpartei für Verteidigungsfragen, sagte, er sei von der Stellungnahme "extrem enttäuscht": "Ich finde es schwierig zu glauben, dass McNeillys detaillierter, 18 Seiten langer Bericht mit einer Stellungnahme aus 500 Worten des Verteidigungsministers dementiert werden kann. Es gibt ernsthafte Fragen, die unbeantwortet geblieben sind."
Viele Fragen offen
Unabhängig von dem knappen Statement des britischen Verteidigungsministers lässt sich ein Punkt in McNeillys Dossier vermutlich widerlegen. Er erwähnt die Kollision mit einem französischen U-Boot, von dem ihm ein Kollege, der damals an Bord war, erzählt hatte. Dieser Kollege berichtete ihm, dass ihnen unter Androhung von Gefängnisstrafe verboten war, über diesen Vorfall zu sprechen. Es habe ein massives Cover-up gegeben. Allerdings scheint dieser Darstellung der Umstand zu widersprechen, dass die Presse über diesen Vorfall berichtete, sobald das stark beschädigte britische Atom-U-Boot wieder im Hafen lag.
Auf der anderen Seite erscheint aber die Aussage des Verteidigungsministeriums sehr fragwürdig, McNeilly habe nur Zugang zu Aktivitäten und Geräten an Bord in Entsprechung seiner Zugangsberechtigung gehabt. Die mutmaßliche Tatsache, dass McNeilly das streng geheime Buch über die Sicherheit des Atom-U-Bootes mit seinem Handy abfotografieren konnte, scheint ein evidenter Gegenbeweis zu sein. Aber auch wenn es schwer zu glauben ist, dass McNeilly in diesem Punkt gelogen haben könnte, muss man jedoch bis zur Veröffentlichung der Fotografien mit einem abschließenden Urteil warten. Um aber alle Vorwürfe McNeillys tatsächlich zu entkräften, genügen 500 Worte in der Tat wohl kaum. Bisher wartet man auf eine eigenständige investigative Untersuchung der britischen Medien vergeblich.