Wieder Tote und Gewalt im Westjordanland
Die Gewaltspirale in den besetzten Gebieten hält an
Am frühen Samstag hat ein Wachmann der illegalen israelischen Siedlung Anatot die 13-jährige Rugayya Abu Eid erschossen. Nach Angaben der israelischen Polizei soll das palästinensische Mädchen mit einem Messer auf den Sicherheitsbeamten am Eingang der Siedlung losgegangen sein. Angeblich hatte das Mädchen zuvor Streit mit den Eltern. Der Wachmann erlitt durch den vermeintlichen Angriff des Kindes keine Verletzungen.
Das Mädchen wurde am Sonntag bei einem Demonstrationszug in Yatta, südlich von al-Khalil, beigesetzt. Die Teilnehmer forderten die internationale Gemeinschaft auf, ihr Schweigen gegenüber den israelischen Verbrechen in den besetzten Gebieten zu brechen.
Wie die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA weiter berichtet, kam ein 17-jähriger Palästinenser in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Abu Dis um, nachdem er einen Angriff auf eine israelische Grenzstation mit einer Bombe vorbereitet haben soll. Die Bombe ist angeblich in der Hand des Jungen explodiert. Die israelischen Soldaten sollen eine medizinische Hilfe verhindert haben, so dass der 17-Jährige seinen Verletzungen erlag.
Mehrere radikale Siedler stürmten nach Angaben der jordanischen Nachrichtenagentur Petra am Sonntag unter dem Schutz israelischer Soldaten die al-Aqsa Mosche in Jerusalem. Die Spannungen stiegen in letzter Zeit, da Tel Aviv den Zugang für gläubige Palästinenser zur al-Aqsa Mosche erschwert. Zudem nehmen die Schändungen von extremen Siedlern, auch gegenüber christlichen Einrichtungen, zu.
In der vergangenen Woche wurde die 39-jährige Israelin Dafna Meir in ihrem Haus in der Siedlung Otniel von einem Palästinenser erstochen. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem war die Frau zur Zeit des Angriffs mit drei ihrer sechs Kinder zuhause. Die Organisation verurteilt alle Angriffe auf palästinensische und israelische Zivilisten und appelliert an die politischen Führer beider Seiten keine weitere Gewalt anzufachen sowie verantwortlich zu handeln.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte in einem ebenfalls letzte Woche veröffentlichten Bericht alle mit Siedlungsaktivitäten verbundenen Unternehmen auf, ihre Tätigkeiten zu beenden, da die Unternehmen damit zu Menschenrechtsverletzungen im Westjordanland beitragen würden.
In Doha, Qatar, trafen sich Vertreter von Hamas und Fatah, um einen Weg für eine nationale Versöhnung zu besprechen. Der Vertreter der Hamas, Ismail Haniya, sagte, dass die Hamas an keinem weiteren Krieg mit Israel interessiert sei, die Menschen von Palästina sich aber sehr wohl zur Wehr setzen können, um sich zu verteidigen. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas betonte unterdessen, dass, wer auch immer einem Staat Palästina ohne Ost-Jerusalem als Hauptstadt zustimmt, ein Verräter ist, so WAFA weiter.
Seit der im Oktober 2015 begonnen Unruhen in den besetzten Gebieten hat sich die Zahl getöteter Palästinenser nach Angaben von WAFA auf 164, inklusive 32 Kinder, und mehr als 16.000 Verletzter sowie 25 getöteter Israelis, gemäß der Nachrichtenagentur AFP, erhöht.