Winterzeit
Wieder eine Stunde früher dunkel...
Mit dem gestrigen Sonntag ist die Sommerzeit zu Ende, die "normale" MEZ (Mitteleuropäische Zeit) prägt uns wieder ihr unerbittliches Ordnungsmuster auf. Was bringt eigentlich die jährlich doppelte Umstellerei der Uhren?
Wunsch...
Der ursprüngliche Grund für die Einführung der Sommerzeit im Jahr 1980 war - im Gefolge der Energiekrisen ab 1973 - die Energieeinsparung. Ist es abends länger hell, wird weniger Strom für die Beleuchtung gebraucht. Deutschland war übrigens das erste Land, das eine Sommerzeit einführte, und das geschah im Ersten Weltkrieg.
Die EU hat mittlerweile die Sommerzeit mit einer Richtlinie geregelt (Richtlinie 2000/84/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Januar 2001 zur Regelung der Sommerzeit).
... und Wirklichkeit
Allerdings: der Energiespareffekt durch die Sommerzeit ist, das weiß man mittlerweile, null. Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) schätzt, daß die Einsparung bei der Beleuchtung durch den Mehrverbrauch bei der Wohnraumheizung kompensiert wird. Sommerzeitfans sprechen mittlerweile auch weniger vom Energiesparen, sondern von einer Steigerung der Lebensqualität. Man kann den Abend länger nutzen, etwa sich im Freien aufhalten. Der Feierabend wird gewissermaßen länger und für Freizeitaktivitäten und Sport nutzbarer.
Kritiker der Sommerzeit führen Einschlafstörungen bei Kindern, Umstellungsschwierigkeiten bei sensiblen Menschen und schließlich Lebenswelt- und Fütterungsprobleme bei Nutztieren an. Dies wegen der zweimaligen Umstellung im Jahr. Ein anderer Einwand ist, dass es in den westlichen Ländern der MEZ-Zone für viele Menschen mit der Sommerzeit im Frühling ein Aufstehen im Dunklen gibt. (Initiative Sonnenzeit - zur Abschaffung der Sommerzeit)
Kosten
Kaum beschäftigt hat man sich bislang mit den privaten Kosten der zweimaligen Zeitumstellung. Haushalte haben keine Lobby und der Haushalt selbst gilt neuerdings quer durch alle Gruppierungen als "altbacken", Hausarbeiten sind irgendwie doof, unlustig - für Geld arbeiten (also Berufsarbeit) ist schicker.
Diese Kosten in den Haushalten sind nicht unbeträchtlich, da die Menschen bzw. die Haushalte inzwischen technisch recht hochgerüstet und mit vielen Uhren ausgestattet sind. Raumheizungsuhren, Armbanduhren, Wecker, Uhren im Elektroherd, Mikrowellengerät, Videorecorder, Telefonanrufbeantworter, Faxgerät und im Auto, sowie Wanduhren und ähnliches müssen zu Beginn und am Ende der Sommerzeit wohl oder übel umgestellt werden.
Für einen durchschnittlichen mitteleuropäischen Haushalt mit durchschnittlichen Fertigkeiten sind hier vor einigen Jahren in einer Seminararbeit knapp 30 Minuten im Frühjahr und deutlich über 30 Minuten im Herbst herausgekommen. Grund für den höheren Zeitaufwand im Herbst ist das zeitaufwendigere Rückstellen bei manchen Uhren. Herausgekommen ist dabei auch, dass viele Uhren recht unterschiedlich zu verstellen sind und manche Menschen bei manchen Uhren überhaupt kapitulieren. Die Umstellarbeit entfällt bei den modernen PCs und bei den Funkuhren, die aber vergleichsweise teuer sind.
Rund eine Stunde Umstellen macht im Vereinten Europa bei 150 Millionen Haushalten rund 150 Millionen Stunden Arbeit aus, oder - anschaulicher ausgedrückt - ein Arbeitsvolumen von rund 80.000 Jahresarbeitskräften. (Eurostat )
Sommerzeit das ganze Jahr über ?
Eine gar nicht so unvernünftige Alternative wäre, die Sommerzeit das ganze Jahr über zu belassen - denn dann hätten wir die erwähnten Lebensqualitätsvorteile das ganze Jahr über und eben nicht nur im Sommer, darüber hinaus könnte damit die zweimalige Umstellerei bei den Uhren schlichtweg entfallen.
Es sieht aber nicht so aus, als wollte jemand dieses Thema auf europäischer Ebene anrühren. Eher bevorzugen die dortigen Akteure technische Lösungen: Funkuhren für Alles und Alle.