Wird Rakhine der neue Kosovo?
Was wollen George Soros, Saudi-Arabien und China in Birma?
In der birmanischen Provinz Rakhine gibt es seit einem Angriff der islamistischen Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dieser Guerillagruppe und der Armee, die einen großen Teil der Bevölkerung veranlassten, das Konfliktgebiet zu verlassen: Ethnische Birmanen (Bamar) fliehen ins Landesinnere, moslemische Bengalischsprecher eher über die Grenze nach Bangladesch, wo angeblich bereits ein knappes Drittel dieser als "Rohingya" bekannten und insgesamt etwa eine Million Menschen umfassenden Minderheit angekommen sein soll.
In vielen westlichen Medien werden diese Ereignisse sehr verkürzt dargestellt - oft wird dabei ohne weitere Belege der Textbaustein verwendet, die Rohingya seien "vielleicht die am meisten verfolgte Minderheit weltweit" (vgl. Aung San Suu Kyi kritisiert "Fake News" über Konflikt in Rakhine). Die Berichterstattung ist so einseitig, dass in Alternativmedien wie Strategic Culture bereits darüber spekuliert wird, ob aus Rakhine nicht ein "neuer Kosovo" werden kann. In diese serbischen Provinz marschierte 1999 die NATO ein und erlaubte es der Guerrillagruppe UÇK, dort einen eigenen Staat einzurichten (vgl. Klares Votum für ein unabhängiges Mafiastan).
Diesen Einmarsch begleitete damals eine ebenfalls sehr einseitige Berichterstattung in Medien der NATO-Länder (was dazu führte, dass sich die Nachrichten in ARD und ZDF teilweise massiv von denen des ORF im Nicht-Nato-Staat Österreich unterschieden). Erst später mussten auch deutsche Massenmedien zugeben, dass ein angebliches "Massaker" an Zivilisten eine Schießerei zwischen einer UÇK-Einheit und Sicherheitskräften war, und dass es den "Hufeisenplan" einer Vertreibung der ethnischen Albaner, an dem sich der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sehr lautstark alle Zweifel verbeten hatte, gar nicht gab (vgl. Der Kosovo, die UCK und Psychedelia à la Rudolf Scharping). Stattdessen mussten fast alle Serben aus dem Kosovo fliehen.
George Soros und ausländische Mächte
In den russischen Sputniknews weist man auf die Aktivitäten des Milliardärs George Soros in Birma hin, dessen Organisationen bereits seit 2013 von einem angeblichen "Völkermord" an Rohingya sprechen. Soros steht im Ruf, Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen zugunsten eigener Einflussnahme auszubeuten und ist inzwischen auch in den USA nicht mehr unumstritten, nachdem der konservative indischstämmige Autor Dinesh D’Souza in seinem Bestseller The Big Lie enthüllte, dass der aus Ungarn stammende Mann jüdischer Herkunft wegen seiner Mithilfe bei der Arisierung des Eigentums anderer ungarischer Juden keinerlei Schuld empfand. Eine Petition beim Weißen Haus, Soros offiziell zu einem Terroristen zu erklären, haben inzwischen über 100.000 Amerikaner unterzeichnet.
Ebenfalls interessierte Akteure aus dem Ausland sind saudische Wahabiten, zu denen die ARSA-Führung enge personelle und finanzielle Verbindungen pflegt, sowie pakistanische und afghanischer Deobandi-Islamisten (vgl. Teile und herrsche). Die Nachbarstaaten Indien, Bangladesch und China haben dagegen eher ein Interesse daran, dass Birma stabil bleibt: Zum einen, weil sie fürchten müssen, dass islamistische Rebellen auch ihre Länder destabilisieren, zum anderen, weil vor allem China kräftig in Birma investiert hat - unter anderem in Straßen und Pipelines, die den Seeweg nach Arabien, Afrika und Europa verkürzen und ein Umgehen der Meerenge von Malakka erlauben.
Buddhismus
Die manchmal geäußerte Vermutung, dass der Einfluss des chinesischen Buddhismus in Birma eine Rolle beim Ausbruch des Konflikts spielen könnte, kann deshalb schlecht mit einer möglichen Staatsraison Pekings untermauert werden. Zudem drängten buddhistische Mönche in Birma schon nach dem Ende der britischen Kolonialzeit darauf, den Buddhismus zur Staatreligion Birmas zu erheben, was sich damals vor allem gegen christliche Volksgruppen wie die Kachin, die Chin und die Karen richtete und inzwischen wieder rückgängig gemacht wurde.
Dass westliche Medien einseitig berichten und unter den Tisch fallen lassen, dass ARSA-Islamisten auch Dörfer von Buddhisten in Brand steckten und gegen Bengalischsprecher vorgehen, die nicht auf ihrer Linie sind, bedeutet freilich nicht, dass es in Birma keine Gewaltakte gegen Rohingya gegeben hätte. In der Vergangenheit gingen solche Gewalttaten häufig von buddhistischen Mönchen aus. So führte beispielsweise die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamian 2001 zu Unruhen in den Städten Taungoo, Prome, Sittwe, Pegu und Mandalay, bei denen Randalierer Moscheen und Häuser von Moslems in Brand steckten, wobei neun Menschen ums Leben kamen (vgl. Mönche und brennende Moscheen).