Yuan könnte Yen als Carry-Trade-Währung ablösen
Die Finanzmärkte sind in Aufruhr. Der Carry-Trade in Yen ist praktisch beendet. Droht dem Yuan das gleiche Schicksal und welche Auswirkungen könnte das haben?
Im Windschatten der dramatischen Abwicklung des japanischen Yen-Carry-Trades rückt nun der chinesische Yuan ins Rampenlicht der Investoren. Darauf macht die Asia Times in ihrer jüngsten Ausgabe aufmerksam.
Carry-Trading ist eine Strategie, bei der Anleger sich in Währungen mit niedrigen Zinssätzen Geld leihen, um sie in Währungen zu investieren, für die höhere Zinsen gezahlt werden. In letzter Zeit hat besonders die erhebliche Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan solche Finanztransaktionen befeuert.
Die Marktteilnehmer tauschten ihre Yen (0 bis 0,1 Prozent Zinsen) in US-Dollar um (derzeit noch 5,25 bis 5,5 Prozent) und legen diese dann zu den höheren US-Zinsen an.
Zinssenkung in den USA erwartet
Nachdem die Bank of Japan eine leichte Zinserhöhung vorgenommen hat und zugleich Erwartungen auf baldige Zinssenkungen in den USA gestiegen sind, hat sich die Dynamik des Yen verändert. Der Yen, der im Juli noch auf einem 38-Jahres-Tief gegenüber dem US-Dollar stand, hat sich inzwischen deutlich erholt und liegt aktuell bei etwa 147 Yen pro Dollar.
Mit dem möglichen Abflauen des Yen-Carry-Trades verlagert sich das Augenmerk nun auf den Yuan als nächsten Kandidaten für eine ähnliche Entwicklung. Der außerhalb Chinas gehandelte Offshore-Yuan hat gegenüber dem Dollar aufgewertet und erreichte kürzlich den höchsten Wert dieses Jahres, der momentan bei rund 7,17 Yuan zum Dollar liegt.
Die Märkte gehen angesichts zurückgehender Inflation in den USA davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen im September senken wird. Dann könnten etwaige belebende Effekte für die Wirtschaft noch gerade rechtzeitig zu den US-Wahlen im November sichtbar werden. Wenn künftig weniger Zinsen in den USA zu bekommen sind, könnten chinesische Exporteure ihre Dollar-Reserven vermehrt in Yuan zurücktauschen.
Aufwertungsdruck für Yen und Yuan
Damit könnten sie eine Aufwertung befeuern, wie sie jetzt bereits beim Yen zu beobachten ist. Allerdings ist die Situation durch die strenge Kontrolle Pekings über die eigene Währung komplexer. Eine spürbare Stärkung des Yuan könnte jedoch der chinesischen Exportwirtschaft schaden, da chinesische Waren auf dem Weltmarkt teurer würden.
Deshalb hat sich Peking zumindest früher nicht gescheut, den Yuan in solchen Situationen abzuwerten. Die Liquidität und globale Reichweite des Yuan sind jedoch nicht so groß wie beim Yen, weshalb die Auswirkungen der Entscheidungen der Zentralbank in Peking auf die Finanzmärkte entsprechend geringer ausfallen.
Chinesische Exporteure haben in den vergangenen Jahren durch die höheren Renditen in den USA vermehrt Dollar eingenommen. Und das chinesische Zinsniveau ist mit 3,35 Prozent nur geringfügig niedriger als jenes, welches jetzt für die USA erwartet wird.
Pekings lockere Geldpolitik
Chinas Zentralbank, die People’s Bank of China, befindet sich derzeit in einer Lockerungsphase, was im Gegensatz zur jüngsten Straffungspolitik Japans steht. Dies könnte paradoxerweise zu einem Anstieg von Carry-Trades mit dem Yuan führen, wenn etwa chinesische Exporteure die künftig wahrscheinlich niedrigeren Kreditkosten in China nutzen.
Die kommenden Monate könnten also aus verschiedenen Gründen einen wachsenden Aufwertungsdruck auf den Yuan bringen, besonders wenn chinesische Exporteure ihre Strategien im Lichte der sich verschiebenden globalen Zinsraten neu bewerten.
Falls sich die chinesische Wirtschaft deutlich verbessert, könnte dies den Yuan zusätzlich stärken und zu weiteren unberechenbaren Bewegungen auf den Devisenmärkten führen. Grundsätzlich ist ein volatileres Umfeld zu erwarten, weil die Bedeutung des Yuans in der Weltwirtschaft weiter zunimmt und seine Rolle sich ständig weiterentwickelt.
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