ZDF-Fernsehrat: Beschwerden lassen keine Rückschlüsse auf Qualität der Programme zu
Künftig sollen Beschwerdeführer zu ihrem Einwand einen "kurzen Begleittext" erhalten
Seit geraumer Zeit sehen sich die Öffentlich-Rechtlichen einem kritischen Publikum gegenüber. Immer wieder beobachten Mediennutzer die Berichterstattung von ARD und ZDF genau, dokumentieren Fehler, Unzulänglichkeiten und verweisen auf eine fragwürdige Berichterstattung. Nun will der ZDF-Fernsehrat , ein Kontrollgremium, das in der Regel viermal im Jahr zusammenkommt und über 77 Mitglieder verfügt, auf Beschwerden anders reagieren als es bisher der Fall war.
Künftig solle die Antwort an den Zuschauer einen "kurzen Begründungstext" beinhalten, wie es in einer Pressemitteilung des ZDF heißt. Dieser Beschluss sei auf der jüngsten Sitzung des ZDF-Fernsehrates gefasst worden. Wer bislang eine Beschwerde eingereicht hat, wurde nur über den Ausgang der Entscheidung informiert. Eine Angabe von Gründen erfolgte nicht. Die Veränderung im Umgang mit den Beschwerden diene einer Verbesserung der Kommunikation mit dem Zuschauer.
Laut Pressemitteilung solle "trotz der deutlich gestiegenen Zahl von Eingaben und Beschwerden eine intensive Befassung gewährleistet werden". Für die gestiegene Anzahl der Programmbeschwerden hat der Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz eine sehr eigene Erklärung: "Die gestiegene Zahl von Beschwerden zeigt das kritische Interesse der Zuschauer an den Programmen des ZDF. Rückschlüsse auf die Qualität der Programme lässt die Anzahl der Beschwerden jedoch nicht zu. Der Fernsehrat prüft bei jeder Beschwerde den Einzelfall. Ich komme zu dem Fazit, dass sich das Verfahren in der Praxis bewährt hat."
Polenz ist seit 2000 Mitglied im ZDF-Fernsehrat und seit 2002 hat er dessen Vorsitz.
Das medienkritische Portal Übermedien merkte zu der Sitzung an, dass zum Schluss der Fernsehrat alle eingegebenen Beschwerden abgelehnt habe. Darunter, so Übermedien, war auch die Beschwerde zur Dokumentation "Machtmensch Putin", an der es breite Kritik gibt.
In einem Bericht von Polenz an die Mitglieder des Fernsehrats heißt es, "die Zahl der förmlichen Programmbeschwerden [hat] einen neuen Höchstwert erreicht". Insgesamt habe es 54 Zuschriften gegeben, die nach "ZDF-Satzung" als Programmbeschwerde aufzufassen waren. Darüber hinaus seien weitere 356 "sonstige Eingaben mit Programmbezug" eingereicht worden.
"134 Zuschriften erhielten keine Antwort, da diese im Petitum unklar waren oder sich aufgrund der Wortwahl eine Beantwortung erübrigte", heißt es in dem Bericht. Weiter ist davon die Rede, dass "zahlreiche Beschwerdeführer ... die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien insgesamt, in ungewöhnlich scharfer Tonalität, in Frage" stellten. Nach der Sitzung des Fernsehrates beantwortete Polenz Fragen im Chat.