ZDF-Spitze: Traumrenten aus dem Rundfunkbeitrag

ZDF-Logo des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehsenders auf der Außenseite eines Gebäudes

Bild: Alexander Fedosov / Shutterstock.com

Hohe Gehälter und üppige Altersversorgung für Führungskräfte: 17,2 Millionen Euro Pensionsverpflichtungen eingeplant. Wo bleibt die Transparenz beim öffentlich-rechtlichen Sender?

Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) steht erneut im Zentrum der Debatte über den Umgang mit den Rundfunkbeiträgen. Auslöser ist eine Veröffentlichung des Informationsdienstes für die Medien- und Kommunikationsbranche, kress.de, zu den "verschwiegenen Luxus-Pensionen der ZDF-Spitze".

Laut Recherchen von Markus Wiegand, dem Chefredakteur von kress pro, ist das ZDF für seine sechsköpfige Geschäftsleitung Pensionsverpflichtungen in Höhe von 17,2 Millionen Euro eingegangen.

Was bedeutet das in Zeiten, in denen die Öffentlichkeit täglich bis zum Überdruss Milliardensummen an staatlichen Ausgaben und Reichtümern vor Augen und Ohren serviert bekommen und jede Rechnung, die man zahlen muss, die Botschaft hat: Alles wird noch teurer? Warum also auch nicht die Pensionen der Chefs beim ÖRR?

Die Entrüstung über die Rundfunkgebühren ist auf "stand-by". Bei "Luxuspensionen beim ZDF" fährt sie hoch – mit guten Gründen, haben doch alle längst die Beteuerungen vernommen, dass man bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Sparen als Hauptprogramm beschlossen hat.

Und wie steht es mit der Transparenz, die die Öffentlich-rechtlichen versprochen haben: Was heißt da "verschwiegene" Zahlungen?

Ende November hat das ZDF die Bezüge seiner Geschäftsleitung, bekanntgegeben, worauf sich Markus Wiegand bezieht. Demnach erhielt ZDF-Intendant Norbert Himmler, seit März 2022 im Amt, 2023 ein Gehalt einschließlich Sachbezüge von 384.061,19 Euro.

Die Gehälter der übrigen fünf Führungskräfte des Zweiten Deutschen Fernsehens lagen zwischen knapp knapp 250.000 (Justitiar) und knapp 280.000 Euro (Verwaltungsdirektorin und Chefredakteurin).

Das allein seien keine sehr aufregende Zahlen, die ins Auge springen, kommentiert der kress pro-Chefredakteur. Allerdings fehle da etwas.

Nicht enthalten sei in den Gehaltszahlen nämlich die Altersversorgung des Managements. Das ZDF sei hier hohe Verpflichtungen eingegangen, so Markus Wiegand.

So betrug der Barwert der Pensionsansprüche für die sechsköpfige Geschäftsleitung 17,2 Millionen Euro. Diese Summe muss durch Gebührengelder gedeckt werden. Allein im Jahr 2023 hat das ZDF für neue Pensionsverpflichtungen neben den Gehaltszahlungen an das Management rund 746.500 Euro zurückgestellt (wie im ZDF-Bericht unter "Leistungen, die den genannten Personen für den Fall der regulären Beendigung ihrer Tätigkeit zugesagt worden sind" aufgelistet, Anm. d. A.)

Gemessen am Vorjahr ist das sogar ein bescheidener Wert. 2022 bilanzierte die Anstalt fast fünfmal so viel und stellte 3,6 Millionen Euro für die Pensionsansprüche der Geschäftsleitung zurück. Allein für Intendant Norbert Himmler belief sich die Summe auf 1,49 Millionen Euro, nachdem das ZDF dafür im Jahr zuvor nur einen Aufwand von 430.000 Euro gemeldet hatte.

Markus Wiegand, kress

Worauf es Wiegand, wie am Zitat ersichtlich wird, besonders ankommt, ist das Jahr 2022. Die Rückstellungen für die Pensionsansprüche betrugen 2022 für Himmler 1,49 Millionen Euro – im Jahr zuvor habe man nur einen Aufwand von 430.000 Euro gemeldet.

Die Frage von kress an das ZDF: "Warum sind im Jahr 2022 die Rückstellungen für Norbert Himmler so stark gestiegen?" sei unbeantwortet geblieben. Dabei gehe daraus hervor, dass im Jahr 2022 fast viermal so viel Aufwand für Himmlers Pensionsrückstellungen gemeldet wurden, "als man ihm als Intendant als Jahresgehalt zahlt".

Transparenz-Lücken

Zu dieser Transparenz-Lücke kommt eine zweite. Auch die Pensionen ehemaliger ZDF-Größen wie dem früheren Chefredakteur Peter Frey und Ex-Intendat Thomas Bellut, die sich laut kress, lassen aufhorchen: Pensionsansprüche in Höhe von 4,3 Millionen Euro für Frey und 5,7 Millionen Euro für Bellut.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Chefredakteurin Bettina Schausten (59). Für ihre Pension gibt das ZDF im Jahr 2022 einen "aufgewandten oder zurückgestellten Betrag" in Höhe von 576.000 Euro an. Also mehr als das Doppelte ihres Jahresgehalts. Dazu kommt, dass Schausten ihre Position erst im Oktober 2022 und nicht etwa am Jahresanfang übernommen hatte.

Markus Wiegand, kress

Die Frage nach der Pension Belluts ließ das ZDF offen, heißt es im Bericht über die "verschwiegenen Luxus-Pensionen der ZDF-Spitze".

Die Höhe der Pension Belluts hängt von einer Reihe von Variablen wie der Bezugsdauer ab. Nach früheren Schätzungen von Sachverständigen könnte sie aber durchaus bei 20.000 Euro monatlich liegen. Das ZDF kommentierte auch das nicht.

Müßig zu erwähnen, dass die Geheimhaltung von Zahlungen und Honoraren an die VIPs des ZDF immer wieder für Aufruhr sorgt. Man erinnert sich an die Liste, die der Welt am Sonntag vor Monaten zugespielt wurde.

Anfang des Jahres erfuhr die Öffentlichkeit von millionenschweren Honoraren der ZDF-Stars: Markus Lanz soll demnach mit knapp 1,9 Millionen Euro im Jahr honoriert werden, Horst Lichter ("Bares für Rares") mit rund 1,7 Millionen Euro.

Die Gehälter anderer prominenter Moderatoren waren ebenfalls Teil der Liste. Darüber hinaus heißt es auch vom Ausnahme-Satiriker Jan Böhmerman, dass er ein lukratives Vertragswerk mit dem ZDF abgeschlossen haben soll.

Das kann man als Hinweis dafür nehmen, dass in manchen Verträgen Vereinbarungen stehen, die nicht fürs große Publikum bestimmt sind. Das ZDF verweigerte jedenfalls gegenüber der Welt und ihrer Liste jeden Kommentar.

Auf eine umfangreiche Anfrage dieser Zeitung zu jeder einzelnen Honorarvereinbarung teilte der Sender lediglich mit, dass man zu den Konditionen mit "freien Mitarbeitenden" unter anderem "aus datenschutzrechtlichen Gründen" keine Angaben machen könne. Verträge mit den Top-Verdienern werden direkt von der Intendanz ausgehandelt.

Wie viele Personen mehr als 350.000 Euro pro Jahr erhalten? Warum diese Verträge nicht transparent gemacht werden? Was mit den Honoraren alles abgegolten ist? Auch dazu kein Kommentar vom Sender.

Welt am Sonntag, 02.02.2024

Zeichen setzen

Da nun Weihnachten vor der Tür steht, das Fest der Gaben, und Gürtel-enger-schnallen die ständige Aufforderung an die Bevölkerung ist, von der das öffentlich-rechtliche Fernsehen finanziert wird, liegt ein Gedanke nahe.

Wie wäre es, wenn man sich in Führungsetagen und bei den Pensionierten aufmacht zu einer Geste, ganz im demokratisch-gemeinschaftlichen Geist, der doch täglich beschworen wird: Verzicht auf einen Teil des üppigen Finanzpolsters? Nach dem Motto: "Uns reichen auch 10.000 Euro Pension, statt 20.000".

Ein solcher Schritt würde ein starkes Signal für einen verantwortungsvolleren Umgang mit den Beitragsgeldern senden und möglicherweise die öffentliche Wahrnehmung des Senders verbessern.

Außerdem, ganz praktisch, würden damit Gelder für den dringend benötigten frischen Wind beim Sender frei – für freie Mitarbeiter. Wie wärs mit "entlasten" statt "entlassen"?