"Zeitlos gültige soldatische Tugenden" gesucht
Seite 3: Relikte deutscher Tradition
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Entsprechend wurden schon im Sommer die Überreste des alten deutschen Militarismus eingesammelt. Nachdem der rechtsextreme Bundeswehroffizier Franco A. aufgeflogen war, der sich bei deutsche Behörden als syrischer Flüchtling ausgegeben und als solcher ein Attentat geplant hatte, ordnete die Bundeswehr-Führung die Durchsuchung aller Kasernen an. Mehr als 400 fragwürdige Devotionalien wurden dabei sichergestellt, je nach Fall wurden sie entfernt, archiviert oder anders präsentiert.
In Militärkreisen war diese Durchsuchung übrigens nicht unumstritten. Einige empfanden sie als Bilderstürmerei, zumal auch noch ein Bild von Alt-Kanzler Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform abgehängt werden sollte. Dabei würde man von dem späteren Verteidigungsminister leichter Bilder finden aus der Zeit finden, als er als SPD-Minister im Blick der Öffentlichkeit stand, als aus seiner Wehrmachtszeit. Offenbar hängen einige sehr an den alten Fotos.
Was wird mit den Kasernennamen?
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) bemängelte denn auch, der neue Traditionserlass könnte auch "noch klarer" begründen, "warum die Wehrmacht nicht traditionsstiftend sein kann". Außerdem kämen "das Stichwort Europa, auch die Frauen und die Soldaten mit Migrationshintergrund" im Erlass nicht vor und Wehrmacht und NVA würden "ein bisschen unglücklich" nebeneinander gestellt, kritisierte er.
Agnieszka Brugger, sicherheitspolitische Expertin der Grünen im Bundestag, lobte die "klare Sprache" und den "umfassenden Blick auf die deutsche Geschichte". Allerdings hätte "man den Umgang mit problematischen Kasernennamen klarer gestalten sollen". Auch Christine Buchholz von der Linken forderte strengere Richtlinien für die Benennung von Kasernen, das dürfe nicht lokalen Dienststellen überlassen werden. Das Thema Kasernennamen bleibt der Bundeswehr wohl erhalten.
Bundeswehr mit Nachwuchsproblemen
Doch fragwürdige Kasernennamen sind nicht die einzige Baustelle bei der Bundeswehr. Gerade erst ist die neue Web-Serie über den Mali-Einsatz angelaufen, da stellt sich heraus, dass alle Social-Media-Kanäle der Bundeswehr nicht ausreichen, um genügend neue Rekruten zu werben. 10.105 Männer und Frauen hätten sich dieses Jahr (bis Ende August) bei der Truppe beworben. Das sind 15 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Und von denen steigt jeder Vierte während der Probezeit wieder aus.