Zensierter Bericht über CIA-Morde von 1975

Seite 2: Der junge Stabschef Richard "Dick" Cheney leistete ganze Arbeit

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Die Rockefeller Commission bekam Konkurrenz: Senator Frank Church aus Idaho wollte sich nicht mit einem vom Weißen Haus kontrollierten Komitee abspeisen lassen und setzte im Senat einen Untersuchungsausschuss durch, der die Aktivitäten von CIA, NSA und FBI gründlich durchleuchten sollte. Der Church-Ausschuss wurde nahezu paritätisch von Demokraten und Republikanern besetzt, darunter der ultrarechte ehemalige Präsidentschaftskandidat Barry Goldwater.

In der Rockefeller-Kommission, die über einen intimen Draht zur CIA verfügte, wurden unterschiedliche Ansichten vertreten, ob man die Mordprogramme veröffentlichen sollte. Nachdem sich Ford und Rockefeller nicht mit ihrem Wunsch nach völligem Verschweigen der Mordprogramme durchsetzen konnte, leistete ein junger Stabschef Richard "Dick" Cheney ganze Arbeit, in dem er den Bericht redigierte und Unschärfen einbaute. Schließlich beschränkte sich der Bericht insoweit auf eine Erörterung, ob die CIA in den Mord an Präsident Kennedy involviert gewesen sei.

Pro- und Contra-Wahlkampf 1964

86 brisante Seiten des Rockefeller Reports wurden unterschlagen und sind nun erstmals online. Das National Security Archive der George Washington University hat insgesamt 22 Dokumente veröffentlicht, die Historiker nun erstmals Einblicke in die Untersuchung gewähren. Über die Existenz dieser Seiten bewahrten die Mitglieder der Rockefeller-Kommission Stillschweigen.

Das konkurrierende Church-Komitee hatte sein Material bereits im Oktober 1975 beisammen. Ford hatte brisante Informationen über die Mordprogramme an Church gegeben, mit der Bitte, der Patriot möge hierüber ebenfalls schweigen. Doch Senator Church antwortete, dem nationalen Interesse sei besser gedient, wenn das amerikanische Volk die wahre und ganze Geschichte kenne. Die Treue gegenüber den eigenen Idealen werde andere Völker mehr beeindrucken als dem Land schaden.

Während die Rockefeller Kommission hinter verschlossenen Türen im Weißen Haus tagte, wurden einige Anhörungen des Church-Komitees im TV übertragen. Air Force-Geheimdienstler Colonel L. Fletcher Prouty enthüllte, dass die CIA ein Geheimteam für politischen Mord unterhalten hatte. Richard Helms, einst Dulles Stellvertreter und später selbst Chef der CIA, wurde für die Agency zum Helden, weil er über deren Geheimnisse schwieg. Im Church-Komitee wurde eine von der CIA entwickelte Pistole gezeigt, mit der man Giftprojektile aus Eis verschießen konnte, die im Körper des Opfers zu Wasser schmolzen und damit ihre Spuren verschwischten. Rechtsaußen Barry Goldwater erlaubte sich dabei den schlechten Scherz, mit der Pistole im Senat auf seine Gegner zu zielen.

Präsident Ford unterzeichnete ein Gesetz, das fortan den US-Geheimdiensten das Liquidieren von Staatschefs verbot (Lizenz zum Töten) - das allerdings nach 9/11 wieder aufgehoben wurde (Lizenz zum Töten auf dem globalen Schlachtfeld). 1976 folgte mit dem United States House Select Committee on Assassinations ein weiterer Untersuchungsausschuss, der sich speziell mit den Attentaten befasste. Dieser Ausschuss kritisierte die Auslassungen des Warren Reports deutlich, hielt sich jedoch an den Großteil von dessen Schlussfolgerungen und verfügte eine 50jährige Sperre der Akten. Bereits 1992 wurde der Großteil der Dokumente zu den Kennedy-Attentaten vollständig oder mit Schwärzungen im Rahmen einer neuen Untersuchung des Assassination Records Review Board öffentlich gemacht. Am 26.10.2017 sollen die restlichen noch gesperrten Dokumente zum Kennedy-Attentat freigegeben werden.

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