Zu Weihnachten bitte keine Maßnahmenpakete

Seite 2: Wirkung der aktuellen Eindämmungsmaßnahmen

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Ist das Abbremsen der Wachstumsdynamik bei den Covid-19-Intensivpatienten ein Erfolg der jüngsten Maßnahmenpakete?

Um einen zeitlichen Zusammenhang herzustellen, muss man die durchschnittlichen Intervalle eines schweren Krankheitsverlaufs einbeziehen:


• Von Ansteckung bis Symptombeginn vergehen etwa 6 Tage (Inkubationszeit).
• Zwischen Symptombeginn und ITS-Einweisung liegen weitere 10 Tage.

Wie dem Diagramm zu entnehmen ist, verlangsamt sich die Wachstumsdynamik seit 4. November. Rechnet man 16 Tage zurück (6 Tage Inkubationszeit + 10 Krankheitstage), zeigt sich, dass ab 19. Oktober die Ansteckungen mit sehr schwerem Krankheitsverlauf zurückgingen.

Das große Maßnahmenpaket trat jedoch erst am 2. November in Kraft und kann seine Wirkung auf die ITS-Zahlen frühestens nächste Woche, ab 18. November, entfalten. Mit dem beobachteten Kurvenknick haben die jüngsten Maßnahmen definitiv nichts zu tun.

Geht die Zahl des zusätzlichen ITS-Betten-Bedarfs in dem Tempo zurück, das die obige Grafik andeutet, könnten sich die Covid-19-ITS-Plätze Ende des Monats bei einem Wert um 4000 einpendeln. Mit einem Nachlauf von ein bis zwei Wochen sollte dann auch die Zahl der täglichen Coronatoten nicht mehr weiter steigen.

Mündige Bürger oder Schutzbefohlene?

Es ist bemerkenswert, dass bereits nach dem ersten, eher moderaten Maßnahmenpaket vom 14.10. die Wachstumsdynamik der Infektionen mit schwerem Krankheitsverlauf deutlich abgebremst wurde - ganz ohne Schließungen im Gastronomie-, Kultur- und Sportbereich. Dass sich dieser Erfolg in der jahreszeitlichen Corona-Hauptsaison nicht auf wundersame Weise von selbst eingestellt hat, ist offenkundig. Beim massiven Rückgang des Infektionsgeschehens im März/April spielten saisonale, wetterbedingte Faktoren eine entscheidende Rolle. Hiervon kann jetzt keine Rede sein.

Die Vermutung liegt nahe, dass eigenverantwortliches Verhalten der Menschen ganz maßgeblich für die genannte Verlangsamung der Infektionsdynamik gesorgt hat. Die Maßnahmenpakete wirken dabei vielleicht eher auf der psychologischen Ebene.

Wenn wir uns ernsthaft bewusst sind, dass ein akutes Gesundheitsrisiko besteht, agieren wir mehrheitlich auch entsprechend. Wir sind aufmerksamer in Bezug auf Hygieneregeln und gehen rücksichtsvoller mit älteren oder chronisch kranken Menschen um. Genau das spiegelt sich dann in der Intensivbetten-Statistik wider.

Eine risikobewusste Haltung erfordert weder Dauerpanik noch rigide Bußgeldkataloge. Es geht um Verantwortungsbewusstsein - nicht mehr und nicht weniger. Und wenn es gelingt, dieses Verantwortungsbewusstsein dauerhaft hochzuhalten, sind wir vielleicht besser aufgestellt als z. B. Frankreich, wo sich der Staat als strafende Schutzmacht inszeniert, deren wenig erfolgreiche Verbotspolitik von einer Bevölkerungsmehrheit unterlaufen wird.

7-Tage-Inzidenz ist nicht Maß aller Dinge

Wenn Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin um jeden Preis an dem Dogma festhalten, "wegen Kontaktnachverfolgung muss deutschlandweit die 7-Tage-Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner unter 50 gesenkt werden", dann bedarf es weit drastischerer Maßnahmen als des aktuellen Teil-Lockdowns.

Stellt man jedoch die Sicherung der klinischen Versorgung in den Mittelpunkt, sind wir bereits auf einem guten Weg, den man zunächst aufmerksam beobachten sollte, bevor Maßnahmen-Verschärfungen aufgelegt werden. Verschärfungen machen zum jetzigen Zeitpunkt auch deshalb keinen Sinn, weil sich die Wirkung des letzten Maßnahmenpaketes noch gar nicht entfalten konnte.

Sollte sich die aktuelle Entwicklung bei den Intensivplätzen fortsetzen, erscheint das vorgesehene Auslaufenlassen der Novemberverbote für Gastronomie, Kultur und Sport als nicht unrealistisch - vorausgesetzt die Bevölkerung verhält sich weiterhin in der großen Mehrheit verantwortungsbewusst. Zumindest was Corona betrifft, ist der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland vielleicht um einiges besser als sein Ruf.