Zuschauer(innen) Pay Gap im Sport

Seite 6: "Sportarten und Sportler haben die Wahl zwischen Hobby und Spektakel"

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Müssen schlecht bezahlte Sportarten nicht eher noch radikaler verändert werden, um durch Unterhaltung und TV-Tauglichkeit höhere Einkommen für Sportler zu ermöglichen?

Dirk Westerheide: Ja. Sportarten und Sportler haben die Wahl zwischen Hobby und Spektakel. Beim Radfahren waren die Sechstagerennen eine Weiterentwicklung, aus dem Eisschnelllaufen entstand Shorttrack, aus dem 6er-Team-Hallensport Volleyball entstand die Zwei-Mann/Frau-Variante Beach-Volleyball mit angeschlossener Party. Das reicht nicht, um die ganz große Kasse zu machen, aber Spitzenspielerinnen wie Kira Walkenhorst und Laura Ludwig erzielen so immerhin Einnahmen im mittleren bis hohen sechsstelligen Bereich - wovon sie aber Reisekosten und Personalkosten wie Trainer, Physiotherapeuten etc. abziehen müssen.

Immerhin haben die Volleyballer Neues gewagt. Bei den European Games in Minsk habe ich gerade Basketballspiele in der Variante Drei-gegen-Drei auf einen Korb gesehen. Wer zuerst mehr als 20 Punkte hat gewinnt. Schnell, rasant, packend. Vielleicht kann was draus werden. Allerdings wären die meisten zuschauerschwachen Sportarten nach solchen Modernisierungen kaum wiederzuerkennen. Wer jedenfalls darauf wartet, dass aus heiterem Himmel die Zuschauerzahlen der eigenen Sportart explodieren, der wird ganz sicher abgehängt.

Und da stehen wir wieder am Anfang: Wenn die Fußballerinnen es nicht schaffen, ihre Geschlechtsgenossinnen zum Gang ins Stadion zu animieren, dann kommt auch das Fernsehen nicht, zumindest nicht regelmäßig genug, dann bleiben die Großsponsoren weg. Und dann fließen eben auch nicht die Millionengehälter. Das darf man bedauern. Ändern können es nur die Zuschauer(innen).

Über Dirk Westerheide: Dirk Westerheide war von 1986 bis 2000 beim Fußballmagazin "Kicker", zuletzt als Leiter der Westredaktion. Als Fußballexperte begleitete er 3 FIFA-Weltmeisterschaften und 3 UEFA-Europameisterschaften im Herren-Fussball.

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