Zuschauer(innen) Pay Gap im Sport

Seite 3: Munitionsarbeiterinnen

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Also sehen Sie keine Hoffnung für die Fußballfrauen?

Dirk Westerheide: Hoffnung gibt es immer. Dann müssten sie schaffen, was die Dick, Kerr's Ladies geschafft haben.

Wer ist das?

Dirk Westerheide: Die Dick, Kerr's Ladies waren ein Frauenfußballteam im mittelenglischen Preston, gegründet gegen Ende des Ersten Weltkriegs. Dick, Kerr & Co. war eine Munitionsfabrik. Die Spielerinnen waren ausschließlich Munitionsarbeiterinnen. Fußball spielten sie, um Geld zu sammeln für verletzte britische Soldaten, und sie waren so erfolgreich, dass sie sogar zu einer Reise nach Nordamerika eingeladen wurden, wo sie - da es keine Frauenteams gab - gegen hochkarätige Männermannschaften spielten. Von neun Spielen gewann sie drei, verloren drei und spielten dreimal unentschieden, immer vor Zuschauermengen von 50.000 aufwärts. In England sammelten sie 70.000 Britische Pfund (nach heutiger Kaufkraft etwa 11 Millionen Euro) und waren ungeheuer beliebt. Im Zuge ihrer Beliebtheit gründeten sich in England hunderte weiterer Frauenfußballvereine.

Aber sie profitierten natürlich davon, dass es wegen des Kriegs kaum Männerteams gab.

Dirk Westerheide: Na, und? Sie hatten mit ihrem Benefizgedanken die zündende Marketingidee, sie hatten die Zuschauer, sie hatten die Schlagzeilen. Alle Zutaten, um langfristig erfolgreich zu sein.

Klingt spektakulär. Warum kennt man sie heute nicht mehr? Woran sind sie gescheitert?

Dirk Westerheide: An den alten Herren im Vorstand der Football Association (des englischen Fußballverbandes). Die sahen ja auch, dass die Ladies den Männern den Rang abliefen, und verboten 1922 kurzerhand den gesamten Frauenfußball. Begründung: Frauen seien physisch nicht für den Fußballsport geeignet und gefährdeten ihre Fruchtbarkeit. Vielleicht wäre ohne diese arrogante Macho-Entscheidung die Fußballhistorie in Teilen ganz anders verlaufen.