Zwei auf einen Streich
Hat Präsident Bush seinen anderen Gegner, Howard Dean, nun auch erledigt?
Was bedeutet die Festnahme des "Tigers von Tikrit" für die Irakis? Was bedeutet sie für die Amerikaner und für die nächste Präsidentschaftswahl?
Newsweek hat die für heute geplante Titelgeschichte, einen Artikel über den demokratischen Präsidentschaftsanwärter Howard Dean aus dem Heft gekickt, um mit Saddam und der Schlagzeile "We Got Him" aufzumachen. Muss Dean mit der Erledigung von Bushs Lieblingsfeind auch gleich seine Hoffnung auf einen anderen Titel, den des Präsidenten der Vereinigten Staaten, begraben? Zwei gestern nach Bekanntgabe der Ergreifung Saddams unabhängig voneinander durchgeführte Umfragen loteten die Stimmung in den USA aus - und kamen dabei zu recht unterschiedlichen Ergebnissen.
Eine von der Washington Post und ABC News geführte Umfrage kam zu dem Schluss, dass die US-Amerikaner die Festnahme Saddams zwar optimistisch stimmte; prinzipiell hätte sie jedoch die herrschende Meinung zum Irak-Krieg nicht verändert. Neun von zehn Befragten waren der Ansicht, dass den USA im Irak noch viele Schwierigkeiten bevorstünden; weniger als einer von zehn glaubte, dass die US-Truppen nun vor Anschlägen geschützt seien. Nur 15 bis 23 Prozent gaben an, dass die Festnahme "eine große Hilfe" sei. Dennoch stieg Bushs Beliebtheit, die in letzter Zeit recht angeknackst war, erwartungsgemäß stark an (vgl. Umfragewerte für Präsident Bush fallen beträchtlich): Seine Werte stiegen von 48 Prozent in Mitte November auf 58 Prozent. Ob es richtig war den Irak-Krieg zu beginnen, darüber ist die Bevölkerung uneins: 42 Prozent der Befragten sprachen sich gegen den Krieg aus, 53 Prozent hielten ihn für notwendig und richtig. Das sind die selben Ergebnisse wie letzten Monat, die Haltung zum Krieg hat sich also durch die Ergreifung Saddams nicht verändert. Immer mehr Amerikaner, nämlich 27 Prozent sind der Meinung, dass der Krieg unerwartet schlecht verläuft. Gestern Abend wussten - dank massiver Berichterstattung - bereits neun von zehn Befragten von Saddams Gefangennahme. Eine knappe Mehrheit befürwortete, dass der irakische Ex-Diktator vor ein Internationales Gericht gestellt werde.
Laut der ebenfalls übers Telefon von CNN, USA Today und Gallup durchgeführten Umfrage hielten zehn Prozent mehr, also 63 Prozent den Krieg für gut und richtig. Mehr als die Hälfte der Befragten waren erstaunlicherweise zuversichtlich, dass noch Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden werden. Die meisten Befragten sahen sich durch die Festnahme Saddams in ihrem Vertrauen in die Regierung und ihrem Optimismus gestärkt: Nun werde eine stabile Regierung im Irak möglich und auch Osama bin Laden werde man bald finden. Das Vertrauen in die Regierung ist dieser Umfrage zufolge so hoch wie seit langem nicht mehr; es lag bei 84 Prozent, ein Wert, den es zuletzt Ende März, kurz nach Beginn des Krieges, erreichte.