AKW mit nassen Füßen
Atomkraftwerk in Belgien nur knapp vom Hochwasser verschont. Bis 2025 wird abgeschaltet
Zweimal ist in den letzten beiden Wochen die Maas in Belgien mit schweren Folgen über die Ufer getreten. Einmal bei Liege (Lüttich) während der extremen Niederschläge, die die nördliche Eifel und Teile des Rheinlands verheerten. In Belgien starben dabei über 30 Menschen.
Eine gute Woche später traf es nur 40 Kilometer weiter westliche die Stadt Namur, wo erneute Wolkenbrüche wieder Autos durch die Straßen schleuderten und Bahnhöfe überschwemmten. In Deutschland fand diese zweite lokale Unwetterkatastrophe, obwohl nicht weit von der eigenen Grenze, so gut wie keine Beachtung.
Das ist allerdings nicht nur empathielos, sondern auch ziemlich kurzsichtig. An der Maas steht nämlich in der Nähe von Liege und maximal eine halbe Autostunde von Aachen das umstrittene Atomkraftwerk Tihange. Atomkraftgegner forderten anlässlich der Fluten die Abschaltung.
Das AKW sei nur knapp an einer Überflutung vorbeigeschrammt. Das Hochwasser habe deutlich über der Marke des "Jahrtausendhochwassers" gelegen, für die der Bau ausgelegt worden sei, und auch die 20 Prozent Sicherheit, die obendrauf gesattelt wurde, nur knapp unterboten.
Am zweiten belgischen AKW-Standort, in Doel in der Nähe Antwerpens, musste Mitte vorletzter Woche der Reaktor 2 vom Netz genommen werden. Vorsorglich wie es hieß. Die Atomaufsichtsbehörde FANC sah Hinweise auf ein Leck. Die Ursachen würden noch untersucht, meldete die Aachener Zeitung.
Telepolis hatte in der Vergangenheit wiederholt über die unzähligen Risse in den belgischen Reaktoren berichtet. Nun neigt sich deren Laufzeit dem Ende entgegen. Doel 3 wird bereits im Oktober 2022 abgeschaltet, Tihange 2 folgt 2023. Die restlichen fünf Reaktoren gehen bis 2025 vom Netz. Vielleicht. Zwei Kraftwerksblöcke, heißt es, könnten eventuell über 2025 hinaus für die Versorgungssicherheit notwendig sein.