Bankenkrise in Spanien wird immer gefährlicher
Neben der großen Bankia, die 19,5 Milliarden Euro braucht, benötigen drei weitere Institute wahrscheinlich mindestens 30 Milliarden Euro
Wie sich die Panik in Spanien breitmacht, konnte am Montag an seinen Finanzmärkten beobachtet werden. Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass die kürzlich verstaatlichte Großbank Bankia sogar 19 Milliarden Euro benötigt, ging der Leitindex Ibex in den Keller und die Bankia-Aktie ging erneut in den freien Fall über. Weil schon 4,5 Milliarden Euro Staatshilfe geflossen sind, um 2010 aus sieben über die Immobilienblase gestrauchelten Sparkassen die viertgrößte spanische Bank zu schmieden, werden nun insgesamt mindestens 23,5 Milliarden Euro in der Bank versenkt.
Dass damit das Ende der staatlichen Finanzhilfen für diese Bank erreicht ist, traut sich weder die Regierung noch der neue Präsident der Bank zu behaupten. Am vergangenen Freitag war die Aktie vom Börsenhandel ausgesetzt worden, um einen erneuten Absturz zu vermeiden. Doch trotz der massiven Staatshilfe verloren die Aktien, wie schon am Freitag vor einer Woche, erneut zeitweise fast 30 Prozent des Werts und zum Börsenschluss 13 Prozent. Der "Bank Run" hat sich seither ebenfalls ausgeweitet und verstärkt.
Dass der Kurs drei Tage nach Vorlage des Rettungsplans auf ein neues Rekordtief von nur 1,1 Euro gefallen ist, zeigt mehr als deutlich, dass die gesamten Beschwörungsformeln vom Wochenende als Propaganda gewertet werden. Erwartet wird, dass der Wert der Aktie bald deutlich unter die Marke von einem Euro auf bis zu 30 Cent fällt. Der neue Bankia-Chef José Ignacio Goirigolzarri behauptet nun aber, mit dieser staatlichen Finanzspritze könne nun eine "solide, effiziente und rentable" Bank entstehen. Doch bei der erneuten Staatshilfe von 19 Milliarden für Bankia wird es nicht bleiben.
Die große Tageszeitung "El Mundo" hat am Montag berichtet, die "CatalunyaCaixa", "Novagalicia" und die "Banco de Valencia", die auch schon mit Steuergeldern gerettet wurden, brauchten gemeinsam erneut 30 Milliarden Euro. Das ist wahrscheinlich, denn auch sie müssen weitere Rückstellungen für zweifelhafte und faule Kredite vornehmen, wozu ihnen aber ebenfalls das Kapital fehlt. Möglich ist, dass diese Summe noch zu tief angesetzt ist. Erinnert sei daran, wie sich die Rettungssumme für Bankia in nur einer Woche von 7 Milliarden auf 19 Milliarden fast verdreifacht hat.
Nothilfe beim europäischen Rettungsfonds möglich
Angesichts der sich zuspitzende Lage im Bankensystem wird nun erwartet, dass Spanien bald Nothilfe beim europäischen Rettungsfonds (EFSF) beantragen wird. El Mundo berichtet mit Bezug auf Regierungskreise, dass dies in Gesprächen schon als "möglich" eingeräumt werde. Zuletzt war der Nachbar Portugal vor einem Jahr diesen Schritt gegangen. Ministerpräsident Mariano Rajoy dementierte am Montag die Meldung - etwas unglücklich in der Formulierung. "Es wird keine Rettung der spanischen Banken geben", erklärte er in einer speziell einberufenen Pressekonferenz. Eigentlich wollte er damit aber sagen, dass Spanien zur Rettung der Banken keine EFSF-Hilfe beantragen werde. Er fügte an, "die Finanzinstitute können nicht abstürzen, weil sonst das Land abstürzen würde".
Rajoys Dementi klingt wenig glaubhaft und man kennt derlei Dementis längst. Es klingt wie das Pfeifen im Walde vom früheren portugiesischen Ministerpräsident Socrates. "Portugal wird keine externe Finanzhilfe benötigen", hatte auch der noch kurz vor dem Antrag behauptet, als das Land in die Rezession rutschte, in der nun auch Spanien steckt.
Woher die vielen Milliarden nehmen?
Man kennt solche Sätze auch aus Griechenland und Irland. Die grüne Insel dürfte das Vorbild für Spanien sein, denn sie musste vor allem wegen der Rettung irischer Banken Nothilfe beantragen. Woher Rajoy die vielen Milliarden nehmen will, die er nun in spanische Banken zu stecken gedenkt, sagte er nicht. Allein Bankia wird die doppelte Milliardensumme verschlingen, die im gesamten Gesundheits- und Bildungssystem eingespart werden soll.
Das Vertrauen in Spanien sinkt derweil weiter, weshalb am Montag die Renditen für spanische Staatsanleihen weiter gestiegen sind. Der Risikoaufschlag gegenüber Bundesanleihen kletterte mit 513 Basispunkten auf ein neues Allzeithoch und bei solchen Aufschlägen mussten schon Griechenland, Irland und Portugal Hilfsanträge stellen. Spanien muss nun 6,5 Prozent Zinsen für zehnjährige Anleihen bieten. Die kann sich das Land angesichts der Verschuldung, die wegen der Bankenrettung nun noch schneller steigt, aber noch weniger leisten.