Bats are real cool animals!
Eine weitere Anekdote zum Predatory Publishing
Die Gefahren des APC-Modells für Gold Open Access liegen auf der Hand und werden regelmäßig diskutiert. Wissenschaftler zahlen für die Publikation ihrer Einreichungen in Open Access Journals teils Gebühren, die sogenannten Article Processings Charge APCs.
Mitunter wird dieses Finanzierungsmodell allerdings pervertiert und die Einreichungen werden ohne inhaltliche Prüfung zur Publikation akzeptiert. So verdient der Verlag schnelles Geld, untergräbt aber das Vertrauen in Open Access und die Qualitätssicherung wissenschaftlicher Journale insgesamt - diese Praxis wird üblicherweise als Predatory Publishing bezeichnet.
Alexander Martin schildert zusammen mit seinem Sohn Tristan nun in "Learned Publishing" einen besonders grotesken Fall des Predatory Publishings - garniert mit Plagiarismus.
Alexandre Martin reichte bei einem Journal namens "International Journal of Comprehensive Research in Biological Science", von dem er annehmen konnte, es verfolge das beschriebene, anrüchige Geschäftsmodell, ein Grundschul-Referat seines siebenjährigen Sohnes Tristan als wissenschaftlichen Text mit dem Titel "Assessment of living habits of bats" ein - dieser wurde umgehend gegen eine eingeforderte Zahlung von 60 US-Dollar zur Publikation akzeptiert, obgleich er mit einem einigermaßen unwissenschaftlichen Statement eröffnete: "Bats are real cool animals!"
Martin gab sich mit der beunruhigenden Erkenntnis zufrieden, dass es ungeahnt leicht ist, eine wissenschaftliche Publikation zu erkaufen, und ließ die Einreichung ruhen. Einige Wochen später sandte das Journal Martin dann eine Rechnung über die fällige APC inklusive einer Druckfahne seines Textes mit der Bitte um Freigabe. Diese Fahne hatte jedoch, abgesehen von Titel, Autorenname und Abbildungen, nichts mehr mit dem eingereichten und vorgeblich vom Journal inhaltlich geprüften Text gemeinsam. Eine Recherche Alexandre Martins ergab, dass die Herausgeber einen völlig neuen Text aus zwei bereits publizierten Artikeln zusammenplagiierten. Diese Cuvée-Masche entdeckte er übrigens auch bei anderen Publikationen des Journals.
Warum die Herausgeber des Journals den Text nachträglich änderten, ist unklar: Alexandre Martin vermutet, das Journal wolle rasch zwar plagiierten, aber dennoch wissenschaftlichen Content vorweisen, um auf den ersten Blick seriös zu erscheinen und zugleich die Schwächen des Bezahlmodells der APCs nutzen. In jedem Fall hat das Predatory Publishing einen neuen Stil hervorgebracht: Das kostenpflichtige Annehmen minderwertiger Artikel zur Publikation, die vor dem eigentlichen Erscheinen durch Plagiate ersetzt werden, um den Schein der Wissenschaftlichkeit zu wahren.